Nitratgehalte besser als dargestellt

Regionalbauernverband Starkenburg nimmt Stellung

Der Regionalbauernverband (RBV) Starkenburg wehrt sich in einer Presse­erklärung gegen Zeitungsmeldungen, wonach intensive Landwirtschaft das Grundwasser insbesondere mit Nitrat belaste.

Der RBV Starkenburg wehrt sich gegen den Vorwurf, dass eine inten­si­ve Landwirt­schaft das Grundwasser mit Nitrat belastet.

Foto: Dr. Willi Billau

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) setzt ambitionierte Ziele für den Zustand der Gewässer. Diese Ziele sind für das Grundwasser der gute „chemische Zustand“ und für die Oberflächen­gewässer der gute „ökologische Zustand“. Zum Erreichen dieser Ziele sollen alle Verursacher, insbesondere die Landwirtschaft durch freiwillige Maßnahmen mithelfen, die guten Zu­stände der Gewässer zu erreichen. Theoretisch betrachtet, gehen von einem Ballungsraum mit zudem intensiver Land­wirtschaft Gefahren für den Zu­stand der Grund- und Oberflächengewässer aus, schreibt der RBV. Deshalb seien in den vergangenen Jahren intensive Untersuchungen angestellt worden, um zu überprüfen, ob diese Prognosen in der Praxis gültig seien. Der RBV hat deshalb nach eigenen Angaben zusammen mit dem Wasser-, Boden und Land­schafts­pflegeverband Hessen eine aktuelle Untersuchung der Bereg­nungsbrun­nen im Ried gefor­dert.

Intensiv bearbeitete Oberflächen mit sehr niedrigen Werten

Dieses Beproben fand im Sommer 2009 in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Darm­stadt und den Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie an 40 Beregnungsbrunnen im Ried statt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen fördern Details zutage, die nach Aussage des RBV klar belegen, dass intensive Landwirtschaft nicht zu erhöhter Nitratauswaschung ins Grundwasser führen muss. 67 Prozent der Brun­nen weisen Gehalte von 0 bis 24 mg/l (75 Prozent davon unter 10 mg), 10 Prozent zwischen 25 und 50 mg/l und 23 Prozent über 50 mg/l (50 mg /l entspricht dem Trinkwassergrenzwert).

Auffallend sei dabei die Tatsache gewesen, dass intensiv bewirtschaftete Feldgemarkungen oft sehr niedrige Werte aufweisen. Andererseits finden sich Werte jenseits der 50 mg/l oft in Gebieten mit extensiver Landwirtschaft, zum Beispiel in der Nähe von verlandeten alten Fluss­läufen mit hohen Gehalten an organischer Substanz oder am Rande und vor allem in der Mitte von Städten und Gemeinden. Hohe urbane Werte lassen sich auf gealterte und teilweise marode, das heißt undichte Abwassersysteme zurückführen, schreibt der RBV.

Beregnungsbrunnen und Nitratwerte in Südhessen (2009)

Foto: LLH

Die im Artikel „Ãœberdosis Ni­trat im Grundwasser“ des Darm­städter Echos von Nichtfachleu­ten pauschal geäußerte Verur­­teilung der Landwirtschaft sei somit nicht zutreffend, betont Dr. Willi Billau, stellvertretender RBV-Vorsitzender, in der Presseer­klärung. Von einer „Agrarindustrie, die das Grundwasser weiträumig vergiftet“, könne daher nicht gesprochen werden. Zumal es sich um Familienbetriebe handele, die amtlich zerti­fiziert seien, deren Düngebilanzen jähr­lich überprüft würden. Der Einsatz von Düngemitteln sei seit Jahren rückläufig und die durchschnittlichen Nitrat­gehalte im oberflächennahen Grund­­wasser sinken seit Jahren, so Billau. Trotzdem wolle sich die Landwirtschaft mit geeigneten Maßnahmen (zum Beispiel Winterzwischenfrüchte) dort beteiligen, wo sie erhöhte Gehalte nachweislich verursacht hat.

Problem Arzneimittelrückstände in Oberflächengewässern

Die Landwirtschaft habe durch den Verzicht auf auswaschungsgefährdete Wirkstoffe, die Umsetzung von Randstreifenprogrammen und Durchführung der Reinigung der Pflanzenschutzspritzen auf dem Feld erheblich dazu beigetragen, dass die Abwäs­ser aus den Kläranlagen, die in die Oberflächengewässer eingelei­tet werden, mit wenigen Aus­nah­men, unbelastet mit Pflan­zen­schutz­­wirk­stoffen sind. Nach Er­­achten des Regionalbauernver­bandes Starkenburg können die Zielvorgaben der WRRL für den Bereich Grundwasser erreicht werden, jedoch nicht für den Bereich Ober­flächengewässer, wenn es nicht gelänge, die überall in den Abwässern der Kläranlagen vor­kommenden Arzneimittelrückstände zu entfernen. Dies sei jedoch nicht von der WRRL vor­­gesehen, zitiert der RBV das Regierungspräsidium Darmstadt. RBV-Vorsitzender Walter Schütz betont: Die Landwirtschaft werde ihren Beitrag zur WRRL leisten, soweit sie für die Einträge verantwort­lich sei. Es dürfe jedoch nicht sein, dass große Pro­blemberei­che, wie die der Arzneimittelrück­stände in Oberflächengewässern, ein­fach „ausgeblendet“ würden. LW