Ackerbau zwischen Auflagen, Kostendruck und Wassermangel
Maschinen auslasten, Boden nicht offen liegen lassen
Auch am Dienstag, dem Tag der Landwirtschaft im Rahmen der Rheinhessischen Agrartage, beschäftigten sich die Vorträge überwiegend um das Thema Wassermangel. Wie kann Ackerbau betrieben werden, wenn weniger Wasser zur Verfügung steht. Wie müssen zukünftig die Äcker bearbeitet werden, um Gewinne zu erzielen?
Rudolf Schunck, der Leiter des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, begrüßte die zahlreich erschienenen Landwirte in der Ludwig-Eckes-Halle mit durchaus optimistischen Worten. „Wir haben rund 1 000 Schüler in unseren Klassen, die preisliche Talsohle ist durchschritten, stellen wir uns dem Wandel.“ Als Veränderungstreiber nannte er den Klimawandel und damit das Ringen um Wasser, die auseinanderklaffende Preis-Kosten-Schere und der folgende Rationalisierungsdruck, die zunehmende Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes und die daraus folgenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien. Das zunehmende Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten mit hohen Ansprüchen bezüglich der Rückstandsfreiheit einerseits und der makellosen Ware andererseits.Begonnen hat Dr. Stephan Sauer vom Landesamt für Geologie und Bergbau aus Mainz. Ab 30. Juni wird eine neue Verordnung zum Schutz des Bodens vor Erosion eingeführt. Die Regelung ist im Rahmen von Cross Compliance angesiedelt und wirkt sich auf die Direktzahlungen aus.
Neue Verordnung zum Bodenschutz
Folgendes ist vorgesehen: Alle rheinland-pfälzischen Flächen werden nach dem Grad der Erosion in drei Stufen eingeteilt, die CC 0, 1, 2. Der Erosionsgrad wird berechnet aus den Standortgegebenheiten, wie Hangneigung, Boden und Niederschlag, der Bewirtschaftung und schwer kalkulierbare Folgen: Starkregenereignisse zum Beispiel. Für jede Fläche wird ein Erosionswert berechnet. Jeder Landwirt kann ab 27. Februar 2010 im Internet unter www.FLOrlp.de nachsehen, wie seine Fläche eingeteilt wurde. Ackerflächen, die der Wassererosionsgefährdungsklasse CC 1 zugehören, dürfen vom 1. Dezember bis zum 15. Februar nicht gepflügt werden, das Pflügen nach der Ernte der Vorfrucht ist nur bei einer Aussaat vor dem 1. Dezember zulässig. Eine Bewirtschaftung quer zum Hang ermöglicht weiterhin das ganzjährige Pflügen. Ackerflächen die der Erosionsstufe CC 2 zugehören, dürfen ebenfalls vom 1. Dezember, bis zum 15. Februar, nicht gepflügt werden. Das Pflügen in der übrigen Zeit ist nur bei unmittelbar folgender Aussaat zulässig. Vor der Aussaat von Reihenkulturen mit einem Reihenabstand von 45 cm und mehr ist das Pflügen verboten.
Moderne Technik ist die Lösung
Ob das Pflügen wirtschaftlich überhaupt noch sinnvoll ist oder nicht besser die konservierende Bodenbearbeitung bevorzugt werden sollte, das untersuchte Prof. Dr. Thore Toews von der Fachhochschule Bingen. Er bemerkte, dass der Druck, die Kosten in der Getreideproduktion weiter zu senken, anhält. Kein Spielraum sei mehr bei den Direktkosten, wie Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz. Daher bleiben nur die Arbeitserledigungskosten, wie Maschinenkosten und Lohnkosten.
Die Frage Pflug ja oder nein, sollte nicht dogmatisch beantwortet werden, sondern dass eine den Anforderungen entsprechende Lösung gefunden wird. Je nach Jahreswitterung und Fruchtfolgestellung kann dabei das konventionelle oder die konservierende Bodenbearbeitung die Nase vorne haben. „Machen Mäuse oder Ungräser, wie die Trespe Probleme, dann kann es sinnvoll seinnach mehreren Jahren mal wieder zu pflügen.“ Das Argument, dass durch einen einmaligen Pflugeinsatz alles durch die konservierende Bodenbearbeitung erreichte wieder zunichte gemacht werde, sei nicht stichhaltig, sagte Toews. Auch können die Varianten Pflug oder pfluglos je nach Jahresverlauf mal das eine mal das andere Verfahren die besseren Erträge bringen. Untersuchungen ergaben, dass durch die konservierende Bodenbearbeitung die Erträge im Durchschnitt nicht zurückgehen und auch keine Nährstoffausfuhr stattfindet. Abschließend stellte Toews fest, dass die Frage der Kostenreduktion keine Wahlentscheidung darstellt, sondern ein Zwang. „Langfristig werden nur Betriebe bestehen bleiben, die „moderne“ Technik effizient einsetzen“, sagte Toews.
Moderne Technik effizient einsetzen
Über ackerbauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wassereffizienz in Trockengebieten referierte Dr. Joachim Bischoff von der LLFG Sachsen-Anhalt in Bernburg. Bernburg liege in der Magdeburger Börde und habe jährliche Niederschläge von zirka 470 mm, etwas geringer als in Rheinhessen, das mit 550 mm pro Jahr auskommen muss. Bischoff führte Versuche durch zu bodenschonendem, wassersparendem Anbauverfahren. Ein Ergebnis war, dass durch eine gehäckselte Strohdecke, die über den Winter auf dem Acker verbleibt, rund 50 mm Niederschlag gespart werden können. Bodenverdichtungen sind zu beseitigen, damit der Wasserhaushalt des Bodens wieder in Ordnung kommt. Das sei ein langer Weg mit der Zwischenfruchteinsaat von Steinklee und blauer Bitterlupine. Es lohne sich, so Bischoff. Ausführlicheres aus dem interessanten Vortrag von Dr. Bischoff werden wir als Artikel in einer der nächsten Ausgaben des LWveröffentlichen.
Martin Munz, Fachberater der Saaten-Union Baden-Württemberg, sprach zum Thema „Züchtung im Klimawandel“. Durch die Erwärmung um zirka 2° C werden sich höhere Wassermengen in die Atmosphäre begeben können, die sich dann in Starkregenereignissen und Unwettern lokal entladen. „Die Schadenssumme der Vereinigten Hagel in den Jahren 2000 bis 2006 belief sich auf mehr als 3 Mrd. Euro“, betonte Munz. Insgesamt werden die Sommer trockener und die Winter feuchter. Die phänologischen Daten zeigen deutlich, dass der Winter in den Jahren 1991 bis 2008 15 Tage kürzer war als in den Jahren 1961 bis 1990. Das bedeutet, die Vegetationszeit verlängert sich, so schieben die Ähren immer früher. Am frühesten war dies im Jahr 2007, als Mitte Mai die Ähren bei Weizen schoben.
Pflanzen wachsen schneller
Durch die höheren CO2-Werte in der Atmosphäre können Pflanzen schneller wachsen. So ist ein Zuwachs von mehr als 200 kg Trockenmasse/ha und Tag für einige Kulturpflanzen, wie Weidelgras, Winterweizen, Sommergerste, Zuckerrübe und Mais keine Seltenheit mehr.
Die Auswirkungen der erhöhten CO2-Konzentration und einer erhöhten Temperatur, so Munz, zeige sich in der erhöhten Photosyntheserate, einer höheren Biomasse- und Ertragsleistung, besserer Ausnutzung von Wasser, Licht und Stickstoff, eine verstärkte C-Verlagerung in die Wurzel. In der Praxis bedeutet dies eine gleichmäßigere und schnellere Keimung, höhere Wachstumsrate, kürzere Wachstumsdauer und bei ausreichender Wasserversorgung eine Zunahme des Ertrags, falls Wassermangel herrscht komme es zur Ertragsreduzierung. Die höheren C und geringeren N-Gehalte führen zu niedrigeren Proteinwerten. Weitere Nachteile sind, dass die Trockenperioden lokal ein größeres Ausmaß annehmen werden. Und auch die Gefahr, dass die Pflanzen durch die höhere UV-Strahlung verbrennen steigt an. Die Auswirkungen von Hitze, Trockenheit und Ozonbelastung auf die Kulturpflanzen zählte Munz folgendermaßen auf:
- Zunahme und Zuwanderung wärmeliebender und trockentoleranter Unkräuter, wie Hirsen, Gänsefußgewächsen und Wurzelunkräuter,
- Schlechtere Wirkung von Bodenherbiziden, schlechte Verträglichkeit bei Blattherbiziden,
- nur sparsamer Umgang mit Wachstumsreglern,
- aufgrund der milden Winter wird es mehr Gelb-, Zwergrost sowie Rizomania und Braunrost geben,
- feuchtigkeitsliebende Pflanzenkrankheiten werden in Trockenphasen gehemmt,
- die Schädlinge werden generell zunehmen, es wird eine schnellere Generationsfolge geben, wie bei Rapsglanzkäfer, Maiszünsler und Läusen
- es werden zunehmend Verzwergungsvirosen auftreten,
- mehr Sonnenbrand.
Lösungen sieht Munz in der Vermeidung von Verdunstung, indem gehäckselte Strohstreu über Winter auf dem Acker verbleibt, indem man frühe Winterungen anbaut, wie Wintergerste, Winterroggen, frühen Winterweizen. Außerdem sollte man Arten mit geringem Wasseranspruch anbauen, wie Sommergerste, Körnererbsen oder Sorghum. Auch die C4-Pflanzen und Hybride mit ihrem besseren Transpirationskoeffizient eignen sich.
Langfristig sieht Munz auch im Ackerbau die Notwendigkeit, sich gut zu versichern gegen Ernteausfälle, zu beregnen in Trockenphasen und die moderne Pflanzenzüchtung zu unterstützen. So könne durch Gentransfer auch ein Einzelmerkmal im vorhandenen Zuchtmaterial verbessert werden, zum Beispiel die Trockentoleranz oder Salztoleranz. Man solle auch hier nicht dogmatisch sein, sondern die Gentechnik mit den klassischen Züchtungsmethoden kombinieren. zep