Hessen Champion gekürt

Züchterisches Spitzenniveau beim Fleischrindertag in Alsfeld

Am letzten Januarwochenende findet der Fleischrindertag in der Alsfelder Hessenhalle statt, bei dem jährlich die besten Tiere aus den Herden im Vergleich vorgestellt werden. Entsprechend intensiv sind die Vorbereitungen, die in den Wochen und Monaten zuvor auf den einzelnen Zuchtbetrieben getätigt werden, schließlich geht es hier um eine Standortbestimmung für den Betrieb und die Titel im Wettbewerb.

Neuer Hessen-Champion wurde der genetisch hornlose Fleckvieh-Bulle Lando von Matthias Urbach aus Wahlen.

Foto: Jost Grünhaupt

In den beiden Richtringen waren Friedrich Averbeck, Verden, und Karl Scholler, Schwandorf, als Preisrichter tätig.

Die Blonde d`Aquitaine-Züchter waren auch dieses Jahr mit einer Kollektion bester Tiere präsent, die die in der Reinzucht angestrebte Richtung zeigten, speziell der Bulle Colorado von Dr. Jür­gen Reichwein, Villmar, zeigte viele Attribute dieser Ausrichtung. Eine imposante Kuh wurde mit der Maurice-Tochter Flair von Peter Kömpel in dieser Konkurrenz an die Spitze gestellt, sie überzeugte durch ihr enormes Format, die Breite und den besten Fleischansatz. Auf hohem Niveau fand der Richtwettbewerb bei den Färsen statt, hier ging ebenfalls ein vielversprechendes Jungrind von Peter Kömpel, die Tristan-Tochter Dolce-Vita, vorn, die mit ihrer Länge und ihren hervorragenden Typmerkmalen den Vorzug vor der von Christoph Hoss, Mauswinkel, ausgestellten Vautour-Tochter Nutella bekam. In der Richtkonkurrenz bei der Rasse Charolais sah man zunächst zwei Bullen, die mit enorm viel Kaliber das Leistungspotenzial dieses großen, weißen Fleischrindes bestens zeigten. Der von Reiner Hildenbrand in Bestform präsentierte Rocky zeigte sich mit einem Schaugewicht von 1 470 kg mit bestem Bewegungsablauf und erhielt den Vorzug vor dem sehr langen und gut bemuskelten Nestor von der GbR Viering, Landau. Die Malicieux-Tochter Bärbel von Erwin Rabenau, Londorf, eine Charolais-Kuh mit sehr viel Korrektheit und überlegenem Rassetyp stand in diesem Wettbewerb auf dem Siegerplatz. Sehr guten Nachwuchs sahen die Zuschauer bei den Färsenklassen: Hier holte sich die Zuchtstätte Rabenau einen weiteren Siegertitel, die Othello-Tochter Dorte war in Typmerkmalen so bestechend, dass kein Weg an ihr vorbei ging, der Reservesiegerplatz ging an die Zuchtstätte Viering, Landau, die die sehr gut ausgelegte und fleischige Rocher-Tochter Sonja ausgestellt hatte. Die auf zwei Altersgruppen aufgeteilten Limousin-Bullen waren dieses Jahr etwas jünger als in den Vorjahren. Den stärksten Eindruck hinterließ der sehr typstarke, im Seitenbild enorm gefällige Benjamin von Stefan Kohlmann, Buchenau, und erhielt den Siegertitel, sein engster Konkurrent kam aus der gleichen Zuchtstätte, der zweijährige Norvegien-Sohn Napoli überzeugte durch seinen hervorragend ausgelegten Oberkörper und die Festigkeit in den Verbindungen. Auf einem sehr hohen Niveau wurde der Richtwettbewerb bei den Limousin-Kühen ausgetragen. Die schon mehrfach erfolgreich ausgestellte Sidney-Tochter Nicki von Stefan Kohlmann holte sich mit ihrer imposanten Erscheinung den Siegertitel vor ihrer Halbschwester und Stallgefährtin Oliwe, die ebenfalls mit ihrem enorm ausgeprägten Oberkörper viele Blicke auf sich zog. Das von den zurückliegenden Jahren gewohnt starke Bild war auch dieses Jahr bei den Limousin-Färsen zu sehen. Der erste Klassensieg ging an die von Michael Kistner ausgestellte Lesko-Tochter Jameika, ein sehr gut entwickeltes, breites Rind mit viel Wachstumskapazität. Der nächste Ia-Platz holte sich Stefan Kohlmann mit der Upolo-Tochter Lissi, die sich als absolut harmonisches Tier präsentierte und die Gruppe der Klassensiegerinnen komplettierte die Oliseh-Tochter Tanja von Hans Hildenbrand, Bellings, ein sehr gut ausgelegtes Rind, das hinsichtlich Rassetyp und Leistungsvermögen ebenfalls sehr hohe Ansprüche erfüllt. Bei der Ermittlung der Siegerfärse legte sich Friedrich Averbeck auf die Lesko-Tochter Jameika fest, die Michael Kistner auf der Auktion vom letzten Frühjahr von Werner Dietz, Kerbersdorf, erworben hatte, ohne Zweifel ein sehr guter Einkauf. Den Reservesieg bekam in dieser Gruppe die Ib-platzierte Norvegien-Tochter Titania von Stefan Kohlmann, Buchenau, zugesprochen, da sie bereits in der Klasse nur um Nuancen unterlegen war.

Genetisch hornloses Fleckvieh

Das Trio der Klassensieger bei den Jungzüchtern wurde von HBV-Vizepräsident Heinrich Heidel (li.) und Dr. Erhard Heinz (r.), HMUELV, ausgezeichnet. Dies sind: Cathleen Battefeld, Markus und Christian Sippel.

Foto: Jost Grünhaupt

Einen starken Auftritt hatten dieses Jahr die Züchter des genetisch hornlosen Fleckviehs, hier ging der erste Klassensieg an Matthias Urbach aus Wahlen, sein Herdenbulle Lando überzeugte durch seine hervorragenden Über­gänge und den bestens ausgeprägten Fleischansatz. Der gleiche Erfolg gelang Matthias Urbach auch bei den Kühen, seine Palma-Tochter Pary überzeugte mit ihrer Breite und Tiefe den Preisrichter Karl Scholler, so dass ihr das Siegerschild zugesprochen wurde. Bei den Jungrindern waren zunächst zwei Klassen zu richten, das Duell der Ia-Platzierten entschied die Lan­do-Tochter Mia von Matthias Urbach für sich, da sie in ihrer Entwicklung und Tiefe des Körperbaus das vollständigste Bild abgab, die aus dem Zuchtbetrieb Winfried Müller, Müs, stammende Mauritius-Tochter Salvia wurde zur Reservesiegerin erklärt. Auf einem sehr hohen Niveau wurden auch die Wettbewerbe bei den Angus-Züch­tern ausgetragen, die dieses Jahr auch stückzahlenmäßig sehr stark präsent waren. Den Siegerbullen stellte die Zuchtgemeinschaft Behlen, Sippel und Flamme mit dem dreijährigen Giovanni-Sohn Gustel vor, der sich im Seitenbild sehr harmonisch präsentierte und im Bewegungsablauf ebenfalls absolut tadellos war. Mit seinen starken Typmerkmalen zog der Ib-platzierte Merkur-Sohn Milan von der Zuchtgemeinschaft Bischoff und Heiderich, Neukirchen, ebenfalls viele Blicke auf sich. In zwei Alterskategorien aufgeteilt fand das Richten der Angus-Kühe statt. Auf den Punkt vorbereitet ging bei der Siegerauswahl kein Weg an der älteren Ia-Kuh, der Pluto-Tochter Heidin von Dieter Hoffarth, Lohra, vorbei, die sich sechsjährig mit sehr viel Ausstrahlung und tollen Übergängen zeigte. Sie hatte in der von Friedhelm Simon, Bellings, ausgestellten Gustl-Tochter Finja jedoch eine starke Konkurrentin als Reservesiegerin neben sich stehen, die vor zwei Jahren auf der Färsenweide in Wehrda von Ulrich Heinz ersteigert worden war. Das starke Niveau setzte sich auch bei den beiden Färsenklassen im Angusring fort. Das erste Ia-Schild ging nach Dodenau an Mark und Holger Born für die Bruno-Tochter Pia, ein Rind, das wegen seines brillanten Rassetyps und der hervorragenden Entwicklung an die Spitze gestellt wurde. Ein ebenfalls absolut gelungenes Zuchtprodukt wurde in der zweiten Runde von Matthias Rohleder, Löhlbach, präsentiert. Die Evolution-Tochter Dorfmädel war mit ihrer hervorragenden Gesamterscheinung die stärkste im Ring. Bei der Festlegung der Siegerin ging dann die Schleife nach Dodenau, Karl Scholler stellte hier noch einmal die Qualität der Bruno-Tochter Pia als absolut überragend heraus. Nach der starken Präsenz der hessischen Galloway-Züchter bei der Bundesschau in Berlin vor zwei Wochen, waren auch beim Fleischrindertag weitere Spitzentiere aus den Herden zu sehen. Mit einem ganz hervorragenden Seitenbild ging der Siegertitel bei den Bullen an den Emeran-Sohn Enzian von Andreas Würtz, Eichelsachsen, Reservesieger wurde Oddball von Horst Kraft, Ottrau, ein ebenfalls sehr typischer, tief gestellter Vererber. Auch in den Kuhklassen gingen beide Klassensiege an die Adres­se Horst Kraft, Ottrau, die konkurrierenden Hugo-Töchter Santana und Yassy setzten jeweils die Maßstäbe in den Ringen. Mit der Siegerin Santana steht eine neue Hoffnungsträgerin mit sehr viel Qualität im Rassetyp in der in der letzten Zeit sehr erfolgreichen Zuchtherde. In den drei Färsenklassen bei den Galloways bekamen die Zuschauer wiederum einen sehr guten Einblick in die verschiedenen Farbschläge der Rasse, den ersten Klassensieg holte sich Harald Battefeld mit der Wodonga-Red-Tochter Isa, aus dem bekannten Zuchtbetrieb Michael Ernst, Bottendorf, kam dann die nächste Ia-Preisträgerin, die Bodo-Tochter Queen, und ein Novum gelang Harald Battefeld in der dritten Runde, denn die rote Färse Britta war hier als Ia-Platzierte zum Schluss die Favoritin. Bei der Vergabe des Siegertitels vereinigte dann Queen von Wilhelm Ernst die meisten Vorteile auf sich und bekam die Ehre zugewiesen, Isa von Harald Battefeld wurde mit dem Reservesieg ausgezeichnet. In einer ähnlich starken Präsenz waren die hessischen Highland-Züchter in Alsfeld vertreten und an der Spitze der fünfköpfigen Bullenklasse stand der schwar­­ze Orbit, ein Bulle mit sehr viel Fes­tigkeit und rasset­ypi­schen Ausdruck von Wolfgang Richter aus Mottgers. Die beste Highland-Kuh kam aus dem Waldecker Upland von Heidrun und Jürgen Wilke aus Rattlar, sie stellten die Max-Tochter Narwaja vor. Der Siegertitel bei den Färsen ging an Marcus Grunewald aus Kirchberg, der mit der Samba-Tochter Berenique einen absoluten Hoffnungsträger in seiner Herde hat.

Erstmalig gelang es, eine Richtkonkurrenz für die Rasse Welsh Black vorzustellen. Der seit vielen Jahren sehr aktive Achim Vogt aus Nentershausen stellte die beste Färse mit der Ceri-Tochter Helena, einem Rind mit sehr tiefem Körper. Abrundung erfuhr die Schau auch dieses Jahr durch die Rassen Zwergzebu (Wolf­gang Lomp, Lehnhausen), Hereford (Scheuermann und Schleich, Erbenhausen), Aubrac (Ludger Wagener, Driedorf) und das Rote Höhenvieh (Vitos GmbH, Haina und das Freilichtmuseum Hessenpark, Neu-Anspach).

Jungzüchterwettbewerb

Mit viel Engagement waren die Kinder und Jugendlichen beim Jungzüchterwettbewerb mit von der Partie und stellten sich dem Urteil der erfahrenen Preisrichterin Ute Hinz, Grebenstein. Wie in den Vorjahren werden die Wettbewerbe altersgemäß verglichen und die erfolgreichsten Teilnehmer waren Cathleen Battefeld, Wiesenfeld, sowie die Brüder Markus und Christian Sippel aus Helmscheid, die allesamt ihre Färsen am besten vorstellen konnten und im Rahmen der Siegerehrung mit Pokalen des LLH ausgezeichnet wurden.

Bei der Auswahl des prestigeträchtigen Hessentitels „Hessen-Champion“ war von vornherein klar, dass dieses Jahr ein neuer Name in der Liste auftauchen würde, keiner der Vorgänger war im Wettbewerb präsent. Die Preisrichter entschieden sich für den von Matthias Urbach ausgestellten genetischen hornlosen Fleckviehbullen Lando, der in Bestform im Ring präsentiert wurde und damit als erster Bulle seiner Rasse Hessen-Champion wurde. Grünhaupt, LLH Kassel