Zuckerpreis am Weltmarkt übersteigt EU-Niveau
Wetterauer Zuckerrübenanbauer tagten in Florstadt
Der zehnte Wetterauer Rübentag des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer stand ganz im Zeichen der Genehmigung zusätzlicher Zuckerexporte durch die EU. Trotz einer sehr guten Ernte hierzulande wurde weltweit gesehen nämlich eher eine Missernte eingefahren, die den Weltmarktpreis über den EU-Referenzpreis gehoben hat.
Spitzenerträge bei Wetterauer Zuckerrübenanbauern
Wie Peter Fecke und Volker Schütthelm von den Rübenabteilungen Wabern und Offstein darstellten, konnten durchschnittlich 12,1 Tonnen Zucker je Hektar Anbaufläche aus den Wetterauer Rüben, die in den Zuckerfabriken Offstein (Pfalz) und Wabern (Nordhessen) verarbeitet wurden, gewonnen werden. Die Abzüge für Erdanteile und nicht verwertbare Rübenköpfe lagen mit durchschnittlich 9 Prozent etwa in Höhe des Vorjahres. Die beiden Wetterauer Ladegeräte, die überbetrieblich zum Reinigen und Aufladen der Rüben eingesetzt werden, erzielten eine hervorragende Ladeleistung von über 200 000 Tonnen je Gerät. Die Rübenabfuhr der letzten zehn Kampagnetage war durch Schnee und Frost erheblich erschwert, die Anlieferung konnte jedoch zum Jahresende ohne gravierende Probleme abgeschlossen werden.
Zusätzliche Exporte wegen knappem Weltzuckermarkt
Der Südzucker-Gebietsdirektor Manfred Kröhl betonte, dass die Vermarktung der sehr großen Ernte beziehungsweise Zuckermenge für alle Marktbeteiligten eine große logistische Herausforderung sei. „Am Weltzuckermarkt ist Zucker derzeit knapp und gefragt und der Preis liegt deutlich über dem EU-Referenzpreis. Handelsbeschränkungen der WTO verhindern jedoch einen unbegrenzten Marktzugang für Zucker aus Europa. Und dies obwohl durch eine grundlegende Reform der EU-Zuckermarktordnung die Zuckererzeugung der EU drastisch reduziert und der Zuckerpreis zur Anpassung an das Weltmarktniveau um 36 Prozent gesenkt wurde. Umso erfreulicher ist es, dass die EU-Kommission vor wenigen Tagen zuÂsätzÂliche Zuckerexporte genehmigt hat“, freute sich Kröhl. Durch diese weiteren Absatzmöglichkeiten werde sich die Zucker- beziehungsweise Rübenmenge, die zwangsläufig auf das nächste Anbaujahr übertragen werden muss, verringern. Anstatt Zucker teuer zu lagern, könnten nun zusätzliche Mengen verkauft werden. Bedarf und Abnehmer sind wegen schlechter Ernten in Indien und Brasilien weltweit vorhanden. Die genauen Zuckermengen, die die Südzucker AG zusätzlich exportieren kann, stehen derzeit allerdings noch nicht fest. Denn für die zusätzlichen 500 000 t EU-Zucker müssten durch die Zeitvorgaben der EU innerhalb eines Monats sowohl ein Abnehmer als auch eine Transportmöglichkeit gefunden werden.
Der Abfluss von Mengen in die Industrie und zur Ethanolerzeugung sei nach wie vor für die Reduzierung von Übertragungen wichtig und lohne sich bei einem Preis von 18,80/t Rüben bis zu einer Transportentfernung von etwa 100 km, sagte der Gebietsdirektor.
Anbau 2010 und künftige Rahmenbedingungen
Wie Geschäftsführer Manfred Menz ausführte, empfiehlt der Verband den Rübenanbauern für die Anbauplanung 2010, die einzelbetrieblichen Vertragsrübenmengen unter Anrechnung eventueller Übertragungsrüben zu berücksichtigen und dabei mit fünfjährigen Durchschnittserträgen des Betriebes zu kalkulieren. Eine Hilfestellung biete dabei das Internet-Anbauerportal der Südzucker, da dort die entsprechenden betriebsindividuellen Daten hinterlegt sind.
Durch die zusätzlichen Absatzmöglichkeiten für Zucker auf dem Weltmarkt rechne man mit einer nur geringen Reduzierung der Anbaufläche 2010. Zudem weise der Verband darauf hin, dass die Rahmenbedingungen der EU-Zuckermarktordnung gute wirtschaftliche Perspektiven für den Vertragsrübenanbau bis einschließlich zur Ernte 2014 bieten. Diese für die nächsten fünf Erntejahre vorhandene Preisabsicherung sei bei anderen Ackerfrüchten, wie etwa Getreide, nicht gegeben. „Beim Vergleich der Wirtschaftlichkeit der in der Wetterau traditionell angebauten Ackerkulturen steht die Vertragsrübe weiterhin unangefochten an der Spitze“, so Geschäftsführer Menz abschließend. LW