Vitaler Berufsverband

Hauptversammlung des Landesverbands der Lohnunternehmer

Rückschau auf die Verbandsarbeit eines vitalen Berufsverbands hielt am Dienstag in Alsfeld-Eudorf die Jahresmitgliederversammlung des Landesver­ban­des der Lohnunternehmer in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Weinbau Hessen. Standen für den Nachmittag die Verbandsregularien auf der Tagesordnung, so war der Vormittag geprägt von informativen Vorträgen.

Hans-Dieter Levihn

Foto: Ingfried Stahl

Die Versammlung vor etwa 50 Teilnehmern eröffnete Hans-Dieter Levihn aus Mittel-Gründau, Präsident des Lan­desverbands. Uwe Roth, Landesgeschäftsführer des WBL/LAG Hessen, unterstrich, ins­gesamt sehe man ein ho­hes Maß an Einigkeit untereinander, an der Dienstleistung für die Landwirtschaft. Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, die Landmaschinenindustrie zu sensibilisieren: „Wir sind verlässliche Partner der Industrie.“

Bernd Weber vom Hessischen Bau­ernverband hob mit Blick auf die auch anwesenden Lohnunternehmerfrauen hervor, dass sich Lohnunternehmen als erfolgrei­che Familienbetriebe sehen. Alle sollten an einem Strang ziehen, das müsse „Hand in Hand“ laufen, ebenso wie in der Landwirtschaft, sagte Weber. Weiterhin ging er auf die aktuelle Agrarpolitik und die Entwicklungen auf den Agrarmärkten ein.

Michael Engels, stellvertreten­der Geschäftsführer der Landwirt­schaftlichen Sozialversicherung Hessen, Rheinland-Pfalz und Saar­land, erläuterte den neuen Beitrags­maßstab, der für Landwirt­e jetzt nach den Produk­tionsverfahren berechnet werde. Bei den Lohnunternehmern sei die pauschale Beitragsgestaltung auf der Basis von Menschen und Maschinen abgelöst worden durch eine nach Arbeitskraft.

Im ersten der beiden Referate befasste sich Birgit Hofmann, Hessisches Ministerium für Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit dem Thema „Energie im ländlichen Raum“. Die Referentin stellte auch die neue Organisationsstruktur im HMUELV für eine „Neue Energiepolitik“ und die Neue Energieabteilung vor.

Energie im ländlichen Raum

Zwei Kernaussagen seien im Koalitionsvertrag zu den Erneuerbaren Energien enthalten, nämlich 20 Prozent des Energieendverbrauchs (ohne Verkehr) bis 2020 aus Erneuerbaren Energien zu bestreiten und ein „Programm Energie 2020“ zu erstellen. Hofmann stellte auch das „Zieldreieck“ der Neuausrichtung der hessischen Energiepolitik vor: Versorgungssicherheit, Umweltfreundlichkeit und Preiswürdigkeit. Um das ambitionierte Ziel für 2020 zu erreichen, gelte es, in den kommenden Jahren noch erhebliche Anstrengungen zu unternehmen – insbesondere in den Bereichen Energieeinsparung und Energieeffizienzsteigerung. Neben der weiteren Steigerung von erneuerbarer Energie wie der Solarenergie, der Erdwärme, der Wasser- und Windkraft falle dem „Ausbau der Biomassenutzung“ eine „kleine, aber wichtige“ Rolle zu. Hofmann ging auch auf die Realisierung der Zielvorgaben ein und beleuchtete das Potenzial der Biomassenutzung. Sei Klimaschutzpolitik ernst gemeint, dann gelte die Konzentration auf Energielinien, die möglichst niedrige CO2-Äquivalent-Vermeidungskosten aufwiesen, wie zum Beispiel bei Biogaserzeugung auf Güllebasis, möglichst mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), kombinierter Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis Hackschnitzeln sowie die Verbrennung von Hackschnitzeln und, in geringerem Maße, auch von Stroh in bestehenden Großkraftwerken.

Weitere Facetten ihres Referats beleuchten die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, so im Wärmebereich und auch bezüglich der Konversionseffizienz einiger Biomassewandlungsverfahren. Weitere Schwerpunkte ihres Referats befassten sich mit dem Ausbau der Biomassenutzung, so von Biogasanlagen, Nahwärmenetzen und von Holzfeuerungsanlagen mit entsprechender Holzlogistik (Projekt BioRegio Holz Knüll). Hofmann stellte auch die ansehnliche Mittelausstattung des Fördermittelprogramms „Biorohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft“ vor und präsentierte bislang erzielte Erfolge bei den Förderungsmaßnahmen mit einem Fördervolumen von rund 20 Millionen Euro bei einem Investitionsvolumen von circa 123 Millionen Euro.

Zentral oder dezentral?

Bernd Weber

Foto: Ingfried Stahl

„In der Kombination verschiedener EE-Anwendungen mit Energieeinsparung und Energieeffizienzsteigerung steckt noch viel Musik“, so die Hoffnung verbreitende Botschaft Hofmanns für die Anwesenden. Der Beitrag der Bioenergie zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume sei besonders dann positiv, wenn Erzeugung und Nutzung dezentral erfolge. Bei Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse sei dies möglich.

Im zweiten Vortrag sprach Maik Lehmann (LCI Consulting & Information) über „Anhängesysteme in der Landwirtschaft“, ein Thema, das, wie die Diskussionsbeiträge der Lohnunternehmer, infolge seiner Praxisorientiertheit auf einiges Interesse stieß. Levihn berichtete über die rege Verbandsarbeit. Ausführlich erläutert wurde die Geschäftstätigkeit durch von Bundes- und Landesverbandsgeschäftsführer Dr. Martin Wesenberg.

Neu: Agrarservice-Meister

Im Allgemeinen sei die Stimmung bei den Lohnunternehmen in Ordnung. Gut gefüllte Auftragsbücher hätten zu entsprechenden Umsätzen geführt. Professionalität und Arbeitsqualität sei das Kennzeichen der Berufsgruppe. Dies werde von allen Kunden – seien es Landwirte, öffentliche Auftraggeber oder andere Unternehmen – erkannt und geschätzt, sagte Wesenberg. Die BLU-Geschäftsstelle in Suthfeld-Riehe sei die zentrale Anlaufstelle für alle Anfragen zum Thema Lohnunternehmen. Eine Erfolgsgeschichte des Verbands sei und bleibe der Ausbildungsberuf Fachkraft Agrarservice mit bundesweit zur Zeit 530 jungen Männern und Frauen in entsprechender Ausbildung. In Hessen seien es 15 junge Männer, die für das spätere Berufsleben ausgebildet würden. Froh sei man, dass viele Betriebsleiter die Notwendigkeit der Ausbildung erkannt hätten und Zeit und Geld in die Ausbildung der Nachwuchskräfte investierten. Know-how, Technik und Personal gehörten zusammen und seien der Garant für den Betriebserfolg. Der Agrarservice-Meister sei inhaltlich auf die erfor­derlichen Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen einer Fach- und Führungskraft in einem Lohnunternehmen ausgerichtet, sagte Wesenberg. Er werde demnächst als Qualifizierungsmaßnahme auf das Berufsbild Fachkraft Agrarservice aufbauen. Mit der entsprechenden Meisterverordnung werde für die zweite Jahreshälfte 2010 gerechnet.

Aktive Frauengruppe

Die positiv akzentuierte Mitgliederzahl im Verband betrage derzeit 91 Lohnunternehmen und 168 Betriebe bei den Fördermitgliedern. Besondere Erwähnung bei der Präsentation der zahlreichen Verbandsveranstaltungen fand die Aktivität der Frauengruppe. Unter Leitung von Präsidiumsmitglied Tanja Jäger habe die hessische Frauengruppe Ende April 2009 einen Besuch der Universitätsstadt Marburg und des Botanischen Gartens durchgeführt. Vorstandsneuwahlen standen dieses Mal nicht an. Vereinbart wurde aber, dem mit Beifall bedachten Angebot Tanja Jägers aus Harle entsprechend, wieder einen Lohnunternehmertag und zwar am 10. Juni auf dem Betrieb Jägers in Nordhessen durchzuführen. Stahl