Der Markt hat sich geändert
Syngenta sieht sich gut behauptet im schweren Geschäftsfeld
„Uns geht es gut – andere Firmen im Agribusiness haben mehr gelitten als wir. Im schweren Geschäftsjahr 2009 konnten wir unser bislang bestes ErgebÂnis von 2008 fast wiederholen. Aber das Geschäft hat sich geändert. So haben auch wir erst lernen müssen, mit dem starken Auf und Ab der Preise in den Märkten der Landwirte zu leben.“ So klang der Tenor von Dr. Hans Theo Jachmann, Geschäftsführer der Firma Syngenta Agro aus Maintal, bei der Frühjahrspressekonferenz 2010 des Unternehmens vorige Woche in Frankfurt vor 20 Vertretern landwirtschaftlicher Fachblätter.
Weltweit hat der Umsatz von Syngenta voriges Jahr bei etwa 11 Mrd. Dollar gelegen. 8,5 Mrd. Dollar davon erzielte der Geschäftsbereich Pflanzenschutz. 2009 ist für Syngenta insgesamt ein ausgeglichenes Geschäftsjahr gewesen und doch in den einzelnen Vertriebsregionen der Welt sehr unterschiedlich verlaufen, beschrieb Jachmann. Es sei vor allem geprägt gewesen von einer starken Unruhe auf den weltweiten Agrarmärkten. Als die Preise wichÂtiger landwirtÂschaftlicher Produkte auf ein Tief gefallen seien, habe die schlechte Stimmung der Landwirte auch auf das Marktumfeld durchgeschlaÂgen. „Noch in der Ernte 2009 lagen die Getreidepreise höher als im Winter – das ist außergewöhnlich“, stellte Jachmann fest. Die niedrigen Erzeugerpreise hätten allerdings weniger die ProduzenÂten in WestÂeuropa davon abgehalten, an Intensität auf dem Acker (Dünger und PflanÂzenschutz) zu sparen. Vielmehr habe der Preisverfall Kunden in Osteuropa veranlasst, die Intensität einzuschränken und nicht selten sogar kein Saatgut auszubringen. Mit der Folge, dass auch kein Dünger und Pflanzenschutz benötigt wurden. Wesentlich beigetragen, die Ergebnisse der Firma Syngenta zu stabilisieren, hätten ein guter Verkauf insbesondere von zwei Wirkstoffen. Wichtigstes Zugpferd sei Azoxystrobin, welcher Wirkstoff von Syngenta entwickelt worden sei und den das Unternehmen seit fünf Jahren im Programm führe. Mit diesem Produkt, als Basis weltweit wichtigster Fungizide, erziele man rund eine Mrd. Dollar Umsatz, welches fast 12 Prozent des GeschäftsÂbereiches Pflanzenschutz sind. Verkaufsschlager mit einem Jahresumsatz von rund einer halben Mrd. Dollar sei auch der Wirkstoff ThiamethoÂxam, ein Insektizid der Neonicotinoid-Gruppe. Der GeÂschäftsÂÂführer der Agro-Sparte für Deutschland und Skandinavien stellte außerdem heraus, man bemühe sich, Geschäftsrisiken zu minimieren, beispielsweise, indem man derzeit an Leitlinien zum Insektizideinsatz in Bezug auf den Bienenschutz arbeite. Jachmann konstatierte, weltweites Auftreten und ein weiÂtes Produktangebot von Syngenta seien das Ergebnis einer ständiÂgen Investition in Technologie für die Agrarwirtschaft.Außendienst neu aufgestellt
Dr. Dieter Nordmeyer, Geschäftsführer der Syngenta-Sparte Seeds (Saatgut und Pflanzenzüchtung) für Deutschland sprach von einem sehr erfolgÂreichen Saatgutgeschäft. In Bereich Seeds seien die Umsätze mit 2,6 Mrd. Dollar (etwa 1,9 Mrd. Euro) gegenüber dem vorangegangenen Jahr 2008 um 13 Prozent gesteigert worden. Syngenta habe eine Neuausrichtung des Geschäfts in der Getreidezüchtung vollzogen, indem man eine einheitliche Vertriebsstruktur für die Marken „NK“ und „Hilleshög“ erstellt hat. Auch habe man den Syngenta-Außendienst neu organisiert. Jetzt gebe es nur noch einen Ansprechpartner in der Region, der für alle Aufgaben in Beratung und Vertrieb zuständig ist. Ohne ZweiÂfel sei das eine große Herausforderung. Denn man sei sich bewusst, dass die Ansprüche der Landwirte und des Handels an den Außendienst bereits sehr hoch sind und durch das Wachsen und Spezialisieren ihrer Betriebe weiter ansteigen. Dennoch verspricht man sich von der Zentralisierung des Außendienstes, dass eine Person als Ansprechpartner für alle Belange des Landwirts fungiert und Kundenbindung entsteht.
In Weizenzüchtung eingestiegen
Brandaktuell berichtete Nordmeyer von der ersten eigenen Weizensorte, welche am Vortag (10. März 2010) neu zugelassen worden sei. Die A-Weizen-Sorte „Sailor“ zeichne sich durch Robustheit aus. Das Saatgutgeschäft will man weiter ausbauen. Hier sieht man sich nach MonsanÂto inzwischen auf Platz zwei im weltweiten Handel. Bei Zuckerrüben habe man im Vorjahr aufgrund der starken Nachfrage nach der Sorte Hella (nematodentolerant) nicht die komplette Bedarfsmenge bereitstellen können. Marktanteile will man außerÂdem im BraugerÂstensegment gewinnen. „Wermutstropfen“ sei allerdings, dass man von einem sinkenden Markt für Braugerste ausgehen müsse. Für 2010 erwarÂte man eine Braugerstenanbaufläche in DeutschÂland zwischen 400 000 und 500 000 ha. Vor rund zehn Jahren habe die Braugerstenfläche hierzulande noch bei rund 750 000 ha gelegen. Außerdem wurde die ResistenzÂproblematik erörtert. Hier sieht man in den nächsten Jahren ein großes Problem auf die LandwirtÂschaft zukommen. Der Markt sucht dringend nach sogenannten Resistenzbrechern. Nach jetzigem Kenntnisstand sei aber frühestens in fünf bis sieben Jahren mit derartigen Produkten zu rechnen. Ãœber „Gräser außer Kontrolle?“ sprach daher Dr. Michael KäsbohÂrer, Leiter der TechÂnik-Sparte.
Mehr Strom durch Beet Booster
Weiteres zukunftsträchtiges Kapitel wurde mit dem Vortrag „Beet-Booster – Das energetiÂsche Potenzial von Zuckerrüben bei der Biogas-Erzeugung effizient nutzen“ von Dr. Enno Blumenberg vom Syngenta-Seeds-Geschäftsfeld ZuckerÂrüben aufÂgeschlagen. Im Beet-Booster-Verfahren werden Zuckerrüben durch Wärme und Unterdruck weiter aufgeschlossen. Erste Praxiserfahrungen zeigten, der so erstellte Rübenbrei sei ideales Futter für die Methanbakterien und erhöhe die Gasausbeute und damit den Stromertrag je Hektar Substratpflanzen.
Vor zehn Jahren entstand das Unternehmen Syngenta aus der Fusion von Novartis Agribusiness mit dem Agrogeschäft von AstraZeneca. Syngenta Deutschland zählt rund 500 Mitarbeiter und besteht aus den zwei Tochtergesellschaften Syngenta Agro (Pflanzenschutz mit Sitz in MainÂtal) und Syngenta Seeds (Saatgut und Zucht mit Sitz in Bad Salzuffeln). Weltweit zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben in rund 90 Ländern circa 25 000 Mitarbeiter Moe