Miteinander reden, ist das Wichtigste in der Familie

Bäuerinnen-Seminar 2010 im Bonifatiushaus in Fulda

„Wir können gerade und ungerade Wege gehen, steinige und Wege ohne Hindernisse. Manchmal haben wir Einfluß darauf, welche Wege wir gehen, manchmal aber auch nicht.“ So begrüßte Seminarleiterin Brigitta Brähler-Fischer die zahlreichen Bäuerinnen, die auch in diesem Jahr wieder zum Seminar für Bäuerinnen ins Bonifatiushaus in Fulda gekommen waren.

Gruppenbild der Teilnehmer des Bäuerinnen-Seminars.

Foto: Matthias Schnell

Das Motto lautete: I did it my way: Familie, Tradition und Santiago de Compostela und thematisierte die verschiedenen Arten, seinen eigenen Lebensweg zu gehen. Gerade als Bäuerin hat man sich oft nicht für den leichtesten Weg entschieden. Aber es gibt auch hier viele Möglichkeiten, den Weg selbst mitzugestalten. Im ersten Teil des Seminars berichteten Dr. Reinhard und Dr. Ingrid Chiari von ihren Erfahrungen und Impulsen auf dem Jakobsweg. Von Fulda, dem Grab des heiligen Bonifatius, war das Ehepaar viereinhalb Monate unterwegs zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Nach geschichtlichen Informationen konnten die Bäuerinnen anhand von Dias einen Einblick bekommen über die Mühen und Strapazen, aber auch über die Freuden und schönen Augenblicke einer solchen Wallfahrt. „Man lernt, auf die Wunder der Natur zu schauen, man sieht alles als ein Geschenk, nichts mehr ist selbstverständlich“, so Ingrid Chiari. Zum Beispiel muss man lernen, an den Türen nach einem Schluck Wasser zu fragen. Auch lernt man den anderen besser kennen. Viele nette Menschen und viel Freundlichkeit sind den Chiaris auf dieser Pilgerreise begegnet. „Er ist eine Kraftquelle auf der Suche nach dem Sinn des Lebens“, so Chiari. Eine Seminarteilnehmerin zeigte sich fasziniert von diesem mutigen Unternehmen, aus Wohlstand und Bequemlichkeit aufzubrechen und nur mit einem Rucksack als Gepäck, den Launen der Natur ausgeliefert einen solchen Weg zu gehen.

Zusammenspiel der Generationen ist wichtig

Im zweiten Teil des Seminares widmete sich Gesa Niggemann dem Thema: „ Die landwirtschaftliche Familie: Auslaufmodell oder Basismodul.“ Schwerpunkt in der Betrachtung der landwirtschaftlichen Familie waren der Umgang der Generationen, die Partnerschaft, die Finanzen und die Hofübergabe. „ Miteinander reden können ist das Wichtigste in der Familie, der Grundstock, auf dem alles andere aufbauen kann“, so die Trainerin aus Fulda. Ebenso können Rituale Schutz, Kraft und Sicherheit geben. Dass ein Zusammenspiel der Generationen in der Landwirtschaft von großem Nutzen ist und es manchmal gar nicht anders geht, darüber waren sich die Bäuerinnen einig. Aber bezüglich der Zukunft der landwirtschaftlichen Familie gingen die Meinungen weit auseinander. Von Basismodul bis Auslaufmodell war eigentlich alles vertreten. In welche Richtung es geht, wird uns die Zukunft selbst zeigen.

Namensgebung in der Berufswahl

Am zweiten Tag des Bäuerinnenseminars ging es um die Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte. Anhand eines Genogramms nahmen die Bäuerinnen ihre eigenen Vorfahren ins Visier. Schwerpunkte waren zum Beispiel die Namensgebung, Berufswahl, Persönlichkeitsmerkmale, Problemlagen oder Krankheiten. So wie in manchen Familien zum Beispiel gehäuft bestimmte Namen vorkamen, so waren es in anderen starke Frauen, die vieles geleistet und vieles mitgemacht hatten. Mit solchen Betrachtungen der Familiengeschichte tun sich oft Schätze und Kraftquellen auf, die vielleicht auch in einem selbst verborgen sind. Des Weiteren sprach Gabriele Link zum Thema: Wohnst Du noch oder lebst Du schon: Wohlfühlen in der eigenen Familie. Nach einer Einführung in die Lehre von Feng shui ging es um Kraftquellen, Energie, Harmonie und Entspannung. In einer schön eingerichteten Wohnung mit Blumen hält man sich gerne auf, so die Florist-Meisterin aus Fulda. Auch gab sie einen Überblick über den Jahresrhytmus und über die Wirkung von verschiedenen Pflanzen. Nach ei­nem gemeinsamen Gottesdienst mit Pfar­rer Matthei gab es beim süd­landischen Büffett noch genü­gend Zeit für Erfahrungsaustausch und Gespräche unter den Bäuerinnen. Brigitta Brähler-Fischer