An die Stallmaße anpassen

Lehrfahrt der Milchvieharbeitskreise nach Sachsen-Anhalt

400 - 600 - 170: Diese drei Zahlen begleiteten die Milchvieharbeitskreise Fulda, Main-Kinzig und Odenwald/Bergstraße während der zweitägigen Lehrfahrt nach Sachsen-Anhalt. Dort wurden drei Betriebe mit diesen Bestandsgrößen besichtigt.

Verschiedene Haltungssysteme konnten miteinander verglichen werden.

Foto: Mögel, LLH

In der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG) Iden werden 400 schwarz­bunte Milchkühe gemolken. Mit einer Leistung von 11 319 kg pro Laktation beeindrucken die in einem 1969 erbau­ten Stall gehaltenen Tiere. Nach der Wiedervereinigung wurde der Anbindestall in einen Boxenlaufstall umgebaut. „Die Boxenmaße der Anlage sind für die HF-Kühe ungünstig, deshalb legen wir bei der Zucht auf kleinrahmige Kühe großen Wert“ so der Herdenmanager der Landesanstalt. Dass diese beiden Fakten kein Nachteil für die Wirtschaftlichkeit der Herde sind, zeigen die Leistung des lebenden Bestandes von 32 097 kg und die Leistung der gemerzten Tiere mit 42 739 kg Milch. Die rau gewordenen Gussas­phalt-Laufgänge wurden mit Gummimatten belegt und das ungünstige Kuh-Fressplatz-Verhältnis von 4 zu 1 durch erhöhte Frequenz des Futteranschiebens ausgeglichen. In drei Fütterungsgruppen werden die Kühe gemanagt. Dabei arbeitet der Fütterungsexperte mit wenig teuren Futterzusätzen. Die Ration der frischmelkenden Kühe besteht 55 bis 65 Prozent der Trockenmasse aus Grundfutter und der Rest aus Feuchtmais, Getreide-, Rapsextrak­tions (2/3)- und Sojaextraktionsschrot (1/3). Die frischmelkenden Tiere bekommen zudem noch 300 g pansengeschütztes, kalzium­verseiftes Fett und etwas Glycerin in die Ration gemischt. Die Energiedichte beträgt 7,3 MJ NEL. Die Kraftfuttermenge von 10 kg in der Ration wird bei den Kühen nicht überschritten. In der Winterperiode wird die maislastige Ration hinsichtlich der Stärkeversorgung mit Preßschnitzel entschärft (Stärkeversorgung). Nach dem 60. Melktag entscheidet der Herdenmanager an der Körperkondition (BCS) der Kühe, ob diese in die 2. Fütterungsgruppe (Energiedichte 7,0 MJ NEL) umgestellt werden. In dieser Gruppe findet dann auch die Besamung der Kühe statt. Neigt ein Teil der Herde zur Verfettung wird eine 4. Fütterungsgruppe (Energiedichte 6,2 MJ NEL) installiert. Als wichtige Fütterungskontrolle beschreibt der Herdenmanager die tägliche Kontrolle des Anteil wiederkauender Tiere in der Herde sowie die Kontrolle der Kotkonsistenz. 1-mal pro Woche wird der pH-Wert des Urins mit Teststreifen überprüft. Eine schleichende Azidose kann so frühzeitig entdeckt werden.

Zweiphasige Fütterung

Eine Gruppe der Milcharbeitskreise unternahm eine zweitägige Lehrfahrt.

Foto: Mögel, LLH

Die Trockensteher werden zwei­phasig gefüttert. Bei dem Melkdurchschnitt der Herde bleibt es nicht aus, dass manche Kühe mit 20 bis 30 kg Tagesleistung zum Trockenstellen kommen. Der Her­denmanager hat ein System entwickelt, um Mastitiden in der Trockenstehzeit vorzubeugen. Die Wahl des antibiotischen Trockenstellers wird nach dem Ergebnis einer bakteriologischen Untersuchung der Viertelgemelksproben entschieden. Ein interner Zitzenversiegler schützt das Euter vor Keimen aus der Umwelt. Die Kühe werden konsequent drei Tage nach dem Trockenstellen an der Zitze kontrolliert, ob der Zitzenversiegler sich noch im Strichkanal befindet. Ist das nicht so oder lässt er sich leicht aus dem Strich herausdrücken, bekommt die Kuh nochmal einen antibiotischen Trockensteller und den internen Zitzenversiegler verabreicht. „Bei einer Kuh mit einer Milchmenge von noch 20 bis 30 kg Tagesmenge ist der Euterinnendruck 1 Tag nach dem Trockenstellen so groß dass ab und zu die Zitzenversiegler raus gedrückt werden.“ so der Herdenmanager. Auch das Mana­gement zur Abkalbung passiert mit System. So bekommt jede Kuh ab der dritten Laktation sechs Tage vor dem Kalbedatum 10 bis 15 ml Vitamin D3 unter die Haut. Bei subklinischem Milchfieber verabreicht der Herdenmanager zudem 200 ml Kalzium un­ter die Haut. Kommt eine Kuh dann doch einmal zum Festliegen, wird diese intravenös behandelt. Zudem steht in der Abkalbebox immer ein gefüllter Eimer mit kohlensauerem Futterkalk bereit. Der Herdenmanager hat beobachtet, dass gerade Kühe die eine Infusion bekamen, diesen Eimer aufsuchten. Als weiteren wichtigen Punkt führt der Herdenmanager die Wassergabe an die Kuh unmittelbar nach der Kalbung auf. Nimmt die Kuh die angebotenen 20 bis 40 Liter Wasser nicht auf, wird sie gedrencht. Die Kälber werden sofort nach der Geburt mit Biestmilch versorgt. Der Lohnbetrieb ermöglicht das rundum die Uhr, durch die Anstellung eines Nachtwächters. Die Biestmilch wird gespindelt und als eingefrorene Kolostrumreserven genutzt. Hat das Kalb nach 6 Stunden noch keine Biestmilch aufgenommen, wird es gedrencht. So erreichen die Kälber in den ersten zwei Lebenswochen bereits 400 g Tageszunahmen. Der gesam­te Bestand mit 450 Kühen, der Nachzucht und dreimaligem Melken wird mit 18 Arbeitskräften bewerkstelligt. Im Fachvortrag stellte Engelhard die Ergebnisse einiger Fütterungsversuche vor. So kann der teure Sojaextraktionsschrot (SES) durchaus mit Rapsextraktionsschrot (RES) ausgetauscht werden, wenn gleichzeitig ein Energieausgleich, zum Beispiel mit pansengeschütztem Fett vorgenommen wird. Die Versuchsvariante mit einem Teil SES und einem Teil RES sowie Futterfett zeigte sogar eine tendenziell höhere Milchleistung. Der Melk­durch­schnitt der geprüften Tiere lag bei 41 kg.

Milchviehanlage Fischbeck

In der Milchviehanlage Fischbeck e.G. in Tucheim werden 600 Kühe gemolken. Auch dieser Stall wurde bereits 1972 als Anbinde­stall gebaut und nach der Wiedervereinigung in einen Boxenlaufstall umgebaut. Auch hier setzt der Herdenmanager auf kleinrahmige Kühe. 120 Kühe werden in einer Maschinenhalle auf Tiefstroh gehalten. Vor der Wiedervereinigung standen in der Anlage noch 1 000 Kühe. Jetzt arbeiten 14 Beschäftige mit 600 Kühen und 650 Tieren in der Nachzucht. Der Herdenschnitt beträgt 9 700 kg mit 4,1 Prozent Fett und 3,55 Prozent Eiweiß. Der Herdenmanager setzt auf eine einfach gehaltene Fütterung, ähnlich wie in Iden. Auch er sieht die Kontrolle der wiederkauenden Tiere und die zweimal pro Woche erfasste Trockensubstanz der Ration als wichtiges Kontrollinstrument. Zweimal am Tag wird in der Anlage gefüttert und insgesamt viermal pro Tag und dreimal pro Nacht das Futter rangeschoben. In der Kälberaufzucht achtet der Herdenmanager ebenso auf eine schnelle Gabe der Biestmilch nach der Kalbung. Auch diese wird gespindelt. Zudem bekommen die neugeborenen Kälber eine Eisengabe verabreicht. Innerhalb der 70 tägigen Tränkeperiode bekommen die Kälber einen Milchaustauscher mit 40 Prozent Magermilchpulver in einer Konzentration von 143 g pro Liter Wasser. Aufgrund der Nähe zur Elbe bewirtschaftet die Agrargenossenschaft von insgesamt 1 950 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche 650 ha Grünland. Wie alle Betriebe im nördlichen Teil Sachsen-Anhalts leidet auch dieser unter der teilweise sehr ausgeprägten Frühsommertrockenheit. Die insgesamt 516 mm Niederschlag verteilen sich oft sehr ungünstig.

Milchviehbetrieb in Schartau

Im Milchviehbetrieb des Alfred Döhne in Burg-Schartau, werden 170 Kühe gehalten. Der Betriebsleiter, gebürtig aus Marburg, kaufte das Betriebsgelände 1992. Mit 50 Kühen zog er in die Stallungen ein und erzeilt darin heute einen Herdenschnitt von 9 400 kg. Das für die Futter­produktion notwendige Acker- und Grünland lässt der Betriebsleiter durch einen Lohn­­unternehmer bewirtschaften. Das erklärt den Arbeitskräftebesatz von 2,5 AK. Die Kälber werden an einen Färsenaufzuchtbetrieb verkauft und die Färsen zur Remon­tierung wieder eingekauft. Auch hier arbeitet der Betriebsleiter mit 3 Fütterungsgruppen bei den laktierenden Kühen. Als Besonderheit ist die Verfütterung von CCM aus dem Folienschlauch zu erwähnen. Festzuhalten bleibt: Mit einer einfach gehaltenen Fütterung, systematischer Zucht sowie Kontrolle der Fütterung und Tiergesundheit, können auch in abgeschriebenen Ställen hohe Leistungen ermolken werden. Mögel, LLH