Noch viel Platz für die Veredlung
Im Zuge der starken Konzentration nehmen gerade in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die politischen Beschränkungen zu: Filtererlass und Verschärfung der Düngevorschriften der rot-grünen Landesregierungen werden die Schweineproduktion weiter verteuern beziehungsweise erschweren. Neue Ställe insbesondere für flächenarme Betriebe sind wegen der notwendigen Ausweisung von Bebauungsflächen kaum noch möglich. Umgesetzt werden soll auch der – noch unter CDU-Minister Lindemann aufgestellte – Tierschutzplan Niedersachsen. Hiermit wird beispielsweise das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln bereits ab 2015 greifen (im Bund nach derzeitigem Stand Anfang 2019). Viele Betriebe werden dann aufgeben, wie bereits infolge der Umsetzung der Sauenhaltungs-Verordnung.
Für Hessen und Rheinland-Pfalz könnte dies eigentlich bedeuten, hier die Produktion zu erhöhen. Bei einer niedrigen Nutztierdichte – in Hessen im Schnitt 0,6 GV pro Hektar – ist noch viel Platz für die Veredlung. Doch bei Schweinebeständen, die in beiden Bundesländern (Hessen 580 000 Stück, Rheinland-Pfalz 207 000) so groß sind wie in einem niedersächsischen oder westfälischen Landkreis, fehlt die entsprechende Infrastruktur. Und die Schlachtbranche verringert ja gerade ihre Kapazitäten. Hinzu kommt, dass Deutschland einen Selbstversorgungsgrad (bei geschlachteten Schweinen) von 117 Prozent hat und die Ausfuhren wegen der hierzulande hohen Haltungskosten zunehmend auf billigere Angebote aus Brasilien und den USA treffen. Dennoch: Will man eine regionale Fleischversorgung – alle Parteien befürworten sie –, wäre die Produktionsausweitung in Hessen und Rheinland-Pfalz bei dem vorhandenen niedrigen Selbstversorgungsgrad sinnvoll. Dies sollte ein Ansporn für die politischen Entscheider sein.
Cornelius Mohr – LW 38/2013