Wo ist mein Gewinn geblieben?

Diese Frage stellen sich viele Betriebsleiter, wenn sie ihren steuerlichen Jahresabschluss betrachten. Dieser weist einen satten Gewinn aus, aber auf dem Konto fehlt das Geld. Der erzielte steuerliche Gewinn hat nur mittelbar mit der betrieblichen Liquiditätssituation zu tun! Aber wie kann ich mit Hilfe der Buchführung die Liquidität des abgelaufenen Wirtschaftsjahres darstellen?
Die Buchführung erfasst alle Erträge und Aufwendungen; darunter neben Ein- und Auszahlungen für Umsatzerlöse oder Betriebsmittel steuerlich relevante Positionen wie Abschreibungen, Bestandsveränderungen und Rückstellungen. Die Abschreibung zum Beispiel, die in der Gewinn- und Verlustrechnung ein Aufwand darstellt, aber nicht zu einer Auszahlung auf dem Bankkonto führt, wird dem Gewinn hinzugerechnet. So wird mit allen relevanten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung verfahren, die keine Kontobewegungen zur Folge haben.
Private Entnahmen beanspruchen einen großen Teil der betrieblichen Liquidität. Darunter fallen private Steuern, Sozialversicherungen, Altersvorsorge, Altenteilzahlungen, Zins- und Tilgung aus privaten Investitionen und die Lebenshaltung.
Die Tilgungsleistung aus betrieblichen Darlehensverbindlichkeiten kann je nach Finanzierungsstruktur zu einem großen Abfluss an Liquidität führen. Auf der anderen Seite muss die Aufnahme von betrieblichen Darlehen berücksichtigt werden. Diese stehen in direktem Zusammenhang mit getätigten Investitionen, die ebenfalls berücksichtigt werden.
Werden all diese Positionen mit den steuerlichen Gewinn verrechnet, ist schnell ein weitaus kleinerer Betrag auf dem Bankkonto vorhanden. Gerade in Phasen starken Wachstums weisen Betriebe häufig eine negative Liquiditätsentwicklung aus.  
Christoph Bai, AMG