Wachstumsreglereinsatz im Wintergetreide
Eine „Versicherungsprämie“ gegen Lagergetreide
Wachstumsregler werden im Getreide eingesetzt, um Lager sowie Ähren- und Halmknicken zu vermeiden. Neben den direkten wirtschaftlichen Verlusten durch geringere Erträge und Qualitätseinbußen spielen auch indirekte Folgen eine erhebliche Rolle. In nassen Jahren können im Lagergetreide Spätverunkrautung und Auswuchs zunehmen. Beim Mähdrusch führt Lagergetreide zu ungleichen Stoppellängen und daraus resultierenden Problemen bei der Stoppelbearbeitung. Auftretendes Lagergetreide im Erntejahr zieht deshalb nicht selten auch Probleme im Folgejahr nach sich – insbesondere in bodenschonenden Mulchsaatverfahren. Der Einsatz von Wachstumsreglern ist daher weit verbreitet.

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Gestresste Bestände nicht einkürzen
Wachstumsregler greifen in das Hormonsystem der Pflanzen ein. Sie können neben der Wuchshemmung auch andere Effekte haben. Allen voran wird oft ein ertragsphysiologischer Effekt genannt. Dadurch kann auch ohne Lager ein Mehrertrag von bis zu 2 dt/ha auftreten. Allerdings kann sich in der Praxis dieser Effekt auch schnell ins Gegenteil verkehren – insbesondere bei zu hoher Dosierung oder Trockenstress. Die Getreidearten sind unterschiedlich empfindlich gegenüber Wachstumsreglern. Roggen reagiert am empfindlichsten, gefolgt von Triticale, Gerste und Weizen. Deutlich gestresste Bestände sollten nicht behandelt werden.
Für die Saison 2020 stehen fünf Wachstumsreglerwirkstoffe zur Verfügung. Vier der fünf zugelassenen Wirkstoffe Chlormequatchlorid (CCC), Mepiquatchlorid, Prohexadion-Calcium, Trinexapac-ethyl greifen direkt oder indirekt in die Biosynthese der Gibberelline (Wachstumshormone) ein, diese sind verantwortlich für das Längenwachstum der Pflanzen. Daraus kann abgeleitet werden, dass ihr optimaler Anwendungstermin eher in der frühen Schossphase liegt. Ethephon hingegen wirkt auf das wachstumshemmende Reifehormon Ethylen, es verringert die Streckung zwischen den Knoten. Der optimale Einsatztermin ist daher erst in der späteren Schossphase sinnvoll gegeben.
Peter Weißer, DLR Westerwald-Osteifel – LW 13/2020