Innovation auf dem Rübenacker – den Anbau erhalten

Sicherung von Offstein als Verarbeitungsstandort

Zuckerrübenanbauer aus Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Bundesländern, Experten der Justus-Liebig-Universität Gießen, Offizialberatung staatlicher Institute sowie angewandter Forschung und Beratung trafen sich in Worms zum Startschuss für das NIKIZ-Projekt. NIKIZ bedeutet „Nachhaltiges Insekten- und Krankheitsmanagement im Zuckerrübenanbau der Zukunft“ und soll mit Unterstützung der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) zur Sicherung von Anbau und dem Verarbeitungsstandort in Rheinland-Pfalz führen.

Die operationelle Gruppe des NIKIZ-Projektes. NIKIZ bedeutet „Nachhaltiges Insekten- und Krankheitsmanagement im Zuckerrübenanbau der Zukunft“.

Foto: zrv

Kurzfristige Verbote von Pflanzenschutzmitteln haben bei gleichzeitiger Zunahme an Krankheiten und Schädlingen sowie sinkenden Preisen für Zucker zu Schwierigkeiten geführt.

Nachhaltige Lösungen für heutige Probleme finden

Der Klimawandel wird noch mehr Probleme für den Ackerbau bringen. Zusätzlich stehen Landwirte auch durch Wettbewerbsverzerrungen in Europa vor großen Herausforderungen. Das war die Grundlage für das Zusammenrücken und die Zusammenarbeit der Akteure mit Forschung, Wissenschaft und Beratung. Gemeinsam will man Innovationspotenziale verbinden und nutzen.

Der Fortschritt für den Zuckerrübenanbau im Südwesten Deutschlands ist Grundlage für den größten Verarbeitungsstandort der Südzucker AG: Das Werk Offstein zählt mit seinen dazugehörigen Weiterverarbeitungsbetrieben und der Südzucker-Forschung zu den wichtigsten Arbeitgebern im ländlichen Raum. „Dafür lohnt es sich, eine solche Initiative auch zu unterstützen!“, erklärte vor kurzem der Staatssekretär des rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministeriums, Andy Becht, auf der Jahreshauptversammlung der Zuckerrübenanbauer in Worms. Jetzt beginnt die Arbeit, und es gab viele Themen zu diskutieren in der dafür gegründeten „Operationellen Gruppe“ des Projektes, der alle Partner angehören.

Über 1,4 Mio. Euro werden in den nächsten drei Jahren für die Umsetzung des Projektes veranschlagt. Dazu konnte bereits beim ersten Treffen noch die Ausschreibung einer begleitenden Doktorarbeit der Stiftung Südwestdeutscher Zuckerrübenanbau gewonnen werden. Weitere Partner aus Industrie, Landwirtschaft und Forschung sind aufgerufen, ihre möglichen Beiträge mit dem Projekt zu verbinden. Ganz am Anfang steht auch die Erkennung der wichtigsten Schädlinge.

Die neuen Schädlinge kennen und reagieren

Neue Insekten wandern in großer Zahl zu und treten jetzt plötzlich als Überträger gefährlicher Krankheiten auf. Das Insektensterben ist auf dem Rübenacker unbekannt. Vielmehr können die Fachleute von extremer Vermehrung von Zikaden berichten. Diese waren früher in südlichen Gefilden zuhause.

Jetzt haben sie sich an die Bedingungen in Deutschland gut angepasst und bevölkern die Rübenfelder. Auch Blattläuse überwintern dank Klimawandel nahezu unbeschadet. Die Landwirte müssen sich also neuen und alten Feinden ihrer Kulturpflanzen erwehren. Überhaupt ist die Zielrichtung unmittelbar die Praxis der landwirtschaftlichen Betriebe, die auch in der deutlichen Überzahl bei den Projektpartnern sind. Allein 14 Bauernhöfe sind als Partner direkt in die Erprobung der neuen Methoden eingebunden. Weitere Beteiligte sind die Justus-Liebig-Universität in Gießen, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, die Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP), die ARGE Zuckerrübe Südwest, der Maschinenring Südpfalz, die Landwirtschaftliche Forschung der Südzucker AG sowie die Stiftung Südwestdeutscher Zuckerrübenanbau. Koordiniert wird das Projekt durch den Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer in Worms.

Das NIKIZ-Projekt hat einen großen Schwerpunkt bei der Digitalisierung der Ergebnisse und wird somit auch direkt für die breite landwirtschaftliche Praxis verfügbar sein.

„Die Landwirtschaft muss völlig neue Ansätze entwickeln, um die Zukunft zu gestalten“, erklärte der Ansprechpartner des Projektes, Dr. Christian Lang. Das erfordere aber jahrelange intensive Arbeit und neue Allianzen, die man hier mit Leben füllen wolle. Die oft geforderten biologischen Bekämpfungsmaßnahmen oder digitale Lösungen seien vielfach noch nicht vorhanden. Im NIKIZ-Projekt werden solche Ansätze entwickelt und direkt in der Praxis erprobt. Dafür steht auch das erfahrene Versuchswesen der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübe Südwest bereit. In Gießen werden in modernsten Labors die neuesten Methoden zunächst auf die Schädlinge der Zuckerrübe übertragen. In Bad Kreuznach können nicht nur labortechnische Untersuchungen durchgeführt werden, sondern bei der ZEPP auch die Ergebnisse der Monitoring-Studien in Computermodelle einfließen.

Mit anderen Instituten im Ausland zusammenarbeiten

NIKIZ ist das bisher größte Verbundprojekt in Süddeutschland in einem fachübergreifenden Netzwerk von Experten und Praxis. Die Organisatoren haben bereits jetzt eine Vernetzung mit anderen Projekten in Europa im Visier. Experten-Teams in anderen Ländern arbeiten nämlich an ähnlichen Fragen. Die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist fester Bestandteil der europäischen Projekte.

zrv – LW 42/2019