Jagd und Waldbau miteinander abstimmen

Wie den Forstbetrieb naturgemäß und wirtschaftlich führen?

Im Zeichen des Klimawandels sind der Aufbau und der Erhalt von stabilen Mischbeständen das wichtigste Waldbauziel. Dass der Waldumbau nur dann gelingen kann, wenn durch intensive Bejagung die Wildbestände angepasst sind, zeigte Fürst Albrecht zu Castell-Castell aus Franken bei einer Tagung von Waldbesitzern.

Wer eine natürliche Verjüngung möchte, muss konsequent bejagen.

Foto: Setzepfand

Das Haus Castell-Castell bewirtschaftet seit Jahrhunderten etwa 3 700 ha Wald in Franken. Als nach dem Orkan Wiebke im Frühjahr 1990 rund 200 000 fm – entsprechend dem 13-fachen Hiebsatz – Fichtenholz am Boden lagen, setzte ein Umdenken in der traditionellen Waldbewirtschaftung ein. „Das war ein Signal für gründliches Nachdenken über die Frage: Wie können wir verhindern, dass zukünftige Generationen so etwas wieder erleben?“ so Fürst zu Castell-Castell.

Nach Wiebke umgedacht

Die Antwort auf diese Frage gaben seine Forstleute. Sie entwickelten ein Bewirtschaftungsprogramm mit der Zielsetzung, stabile laubholzdominierte Mischbestände aufzubauen und das Risiko auf mehrere Baumarten zu verteilen. Durch einen hohen Wertholzanteil sollte langfristig der Holzertrag gesteigert und die Kosten der Waldverjüngung durch Ausnutzen der Naturverjüngung gesenkt werden. Schnell wurde klar, dass der Waldumbau nur gelingen wird, wenn die jagdlichen Voraussetzungen stimmen. „Bis zu Wiebke haben wir sehr traditionell gejagt. Rehböcke wurden Mitgliedern meiner Familie oder Gästen einzeln zugeteilt, das Forstpersonal war für den Geißenabschuss verantwortlich. Nach Wiebke wurde mir bewusst, dass wir umdenken müssen“, erklärte Albrecht Fürst zu Castell-Castell.

„Die Jagd muss sich den waldbaulichen Erfordernissen unterordnen! Dies erfordert Umdenken und Handeln“, betonte Fürst zu Castell-Castell. So wurden zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, damit man jederzeit auf das jagdliche Verhalten und Geschehen steuernd einwirken kann:

  • Die Beschränkungen bezüglich der Rehböcke wurden aufgehoben
  • Alle Pachtverträge mit neunjähriger Laufzeit wurden aufgelöst und in Begehungsscheine mit einjähriger Laufzeit umgewandelt (Größe der Bezirke: 100 ha, Pacht: 500 Euro/Jahr, Wild kann selbst verwertet werden)
  • Begehungsscheine mit einjähriger Laufzeit wurden ausgegeben
  • Den Großteil der Ansitzjagd übernehmen neben den Revierleitern die Begehungsschein-Inhaber
  • Die Waldfläche wird in einer Kombination von Ansitz und Bewegungsjagd bejagt
  • Die gesamte Jagdfläche ist in einem Abstand von etwa 200 bis 300 m mit im Betrieb gefertigten Jagdkanzeln bestückt (5 m hoch und meist mit Dach für sicheren Kugelfang und gute Sicht).

Fürst zu Castell-Castell berichtete, dass sich die Streckenergebnisse von diesen Kanzeln in den letzten fünf Jahren verdoppelt haben. Dabei werden 40 Prozent der Strecke im Ansitz und 60 Prozent bei den im Herbst und Winter stattfindenden Bewegungsjagden erlegt. Er ist davon überzeugt, dass ohne diese Jagdart der Umbau der Waldfläche nicht im vorgesehenen Zeitrahmen und mit der klaren Zielsetzung möglich wäre.

„Wir haben viel Ärger mit Jagdnachbarn, die unsere Intensivbejagung mit Neid und Missfallen beobachten. Die Hobbyjäger in unserer Umgebung können kaum verstehen, was wir tun. Ihr Interesse konzentriert sich auf jagdbares Wild, dabei besonders auf den Trophäen tragenden Rehbock. Unser Interesse gilt auch dem Wild, aber vor allem der Existenzsicherung der zukünftigen Generationen“ erklärte Fürst zu Castell-Castell.

Das Ziel muss verstanden werden

Für ihn sind der Schutz und die behutsame Pflege stabiler, gesunder, ertragssicherer und wertbeständiger Waldbestände das erklärte Ziel, dem alle Bewirtschaftungsmaßnahmen dienen müssen. „Deshalb ist es immer wieder erforderlich, dass nicht nur im eigenen Betrieb bis herunter zum letzten Waldarbeiter dieses Ziel verstanden wird, sondern auch die Öffentlichkeit und gerade die Menschen, die sich für den Wald interessieren, uns verstehen und unterstützen“ betonte Fürst zu Castell-Castell.

Zum Abschluss seiner interessanten Ausführungen hatte der Referent dann doch noch einige Fragen und Wünsche an die Adresse des Gesetzgebers:

  • Warum verbietet man mir die Jagd auf den Rehbock im Winter? Der Rehbock darf auch in Hessen und Rheinland-Pfalz nur von 1. Mai bis 15. Oktober geschossen werden.
  • Warum überlässt es der Staat nicht mir, wann ich meine Böcke schieße und wie viele?
  • Warum zwingt mich der Staat zur Teilnahme an der jährlichen Trophäenschau?
  • Warum müssen sich unsere Mitarbeiter und die Beamten in den Landratsämtern mit der Abschussplanung, -meldung und -überprüfung beschäftigen? Das ist Planwirtschaft, überflüssige Bürokratie, Zeit- und Geldverschwendung.

„Für meine Familie und mich ist Jagd nicht nur Hobby. Wir haben eine hohe Verantwortung: Für die kommenden Generationen unserer Familien, für unsere zukünftigen Mitarbeiter und für die kommenden Generationen von Menschen, die in einer stabilen, gesunden und schönen Umgebung leben wollen“ so Fürst zu Castell-Castell.

„Unsere Verantwortung ist es, einen stabilen, gesunden, arten- und ertragsreichen Wald für die kommenden Generationen aufzubauen und zu erhalten. Wir haben eine große, aber sehr schöne Aufgabe: Wir bebauen und bewahren ein Stück von Gottes Schöpfung, das uns zu treuen Händen anvertraut ist. Wir gestalten den Lebensraum kommender Generationen“ so Fürst zu Castell-Castell. Holl