Jakobskreuzkraut mag keinen Stickstoff

Düngung auf Naturschutzflächen gefordert

Es blüht hübsch gelb, ist aber auf Grünlandflächen zunehmend ein Problem: das Jakobskreuzkraut. Für Rinder und Pferde ist das einheimische Jakobskreuzkraut giftig – nicht nur auf der Weide, sondern auch im Heu und in der Silage. Es macht sich vor allem auf extensiven Weide- und Naturschutzflächen breit. Eine Düngergabe könnte die Ausbreitung eindämmen.

Jakobskreuzkraut schmeckt bitter, so dass die Rinder und Pferde die Pflanzen in der Regel nicht fressen. In Heu oder Silage kann sie aber für die Tiere gefährlich werden und zu akuten oder chronischen Vergiftungen führen.

Foto: Sontheimer

Im Norddeutschlands ist das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) schon länger ein Problem. Nun breitet es sich auch in im Süden Deutschlands immer weiter aus. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz hat kürzlich zusammen mit dem DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück eine Tagung zu dem Thema durchgeführt und dabei den Bogen von den Gefahren für Rinder, Pferde, Schafe und Bienen über die Bekämpfung der Giftpflanze im Grünland bis hin zu Maßnahmen im Vertragsnaturschutz und zur Pflege der Straßenränder geschlagen. Denn gerade die Straßenränder und Mittelstreifen von Autobahnen scheinen ein Ausbreiten der Pflanze von Nord nach Süd zu begünstigen. Und von den Straßenrändern aus wandert das Jakobskreuzkraut vielfach in Weide- und Naturschutzflächen ein und verbreitet sich durch Samenflug sehr schnell.

Chronische Vergiftungen enden oft tödlich

Die Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes stellt die Tierhalter vor eine große Herausforderung. Dr. Wolfram Klawonn vom Rindergesundheitsdienst stellte die Gesundheitsgefahren von Jakobskreuzkraut für die Rinder dar. Das Hauptproblem ist seiner Aussage nach weniger das Fressen der Pflanzen auf der Weide. Sie enthalten Bitterstoffe und werden deshalb von den Rindern nur ungern gefressen. „Wenn Jakobskreuzkraut aber in Heu und Luzerne enthalten ist, kann es zum Gesundheitsproblem vor allem für Kälber und Jungrinder werden“, erklärte der Tierarzt. Die höchsten Gehalte an Giftstoffen enthalte die Pflanze kurz vor der Blüte – das falle häufig mit dem Mähzeitpunkt für Heu zusammen.

In trockenen, heißen Jahren wie 2018 seien die Pflanzen besonders giftig. Im abgemähten Zustand verliert das Jakobskreuzkraut die Bitterstoffe und wird von den Tieren im Heu nicht mehr selektiert. Das trifft auch für getrocknetes Gras zu, das zum Beispiel zu Heucobs verarbeitet wurde. Mit in Grassilagen enthaltenem Jakobskreuzkraut verhält es sich ähnlich. Allerdings werden vor allem die wasserlöslichen Inhaltstoffe in der Silage abgebaut. „Wenn die Tiere zu viel von dem belasteten Futter aufnehmen, kann es zu akuten Vergiftungen kommen“, sagte Klawonn, „Mengen von 1 bis 5 Prozent des Körpergewichts der Tiere, innerhalb weniger Tage gefressen, reichen für eine Vergiftung aus. Die Giftstoffe reichern sich im Tier an.“ Eine akute Vergiftung verlaufe in der Regel tödlich, allerdings komme sie selten vor.

Als gravierender erachtet Dr. Klawonn die chronischen Vergiftungen. Wenn die Tiere über längere Zeit Giftstoffe aus Jakobskreuzkraut zu sich nehmen, reichern sich diese im Verdauungstrakt an. Die Leber wird stark belastet. „Die betroffenen Tiere sind oft in der Entwicklung verzögert und zeigen Schwellungen am Kehlgang, im Gesicht oder am Unterbauch. Wenn die Tiere aussehen, als hätten sie einen Heubauch, ist das zusammen mit Schwellungen an den entsprechenden Stellen der erste Verdacht auf eine chronische Vergiftung“, erklärte der Tierarzt. Eine Therapie gebe es nicht, einzig die Symptome könnten behandelt werden. „Wenn die Leber stark geschädigt ist, gibt es keine Heilung.“

ibs – LW 14/2019