Jeder Winzer ist Wein-Botschafter

Die Zukunft des deutschen Weinbaus hängt ganz wesentlich auch vom Image, also von der Meinung der Gesellschaft ab. Neben den Betriebsfaktoren Boden, Kapital und Bildung spielt die gesellschaftspolitische Diskussion eine immer größere Rolle für die Betriebsleiter. Insgesamt hat der Wein ein eher gutes Image. Wein ist Kultur, Wein ist Genuss, Wein ist Wahrheit – ein sehr hochwertiges Produkt, das noch dazu von kleinen familiengeführten Betrieben erzeugt wird, regionaltypisch und authentisch sowie nicht beliebig austauschbar ist. Also genau das, was die Verbraucher unserer Zeit wollen. Oft entsprechen selbst die Gehöfte der Weingüter der idyllischen Vorstellung der Gesellschaft.

Andererseits ist die Landwirtschaft und auch der Weinbau immer wieder der öffentlichen Kritik ausgesetzt, wenn es um Düngung und Pflanzenschutzmitteleinsätze geht, die unter Umständen von Spaziergängern und vor allem von der Presse sehr genau beobachtet und kommentiert werden. Häufig sind die daraus entstehenden Diskussionen unsachlich, unerfreulich und sehr emotional. Da heißt es Ruhe bewahren, als Branche zusammenstehen und geduldig aufklären, denn nur Transparenz kann Vorurteile beseitigen.

Imagepflege ist eine andauernde Gemeinschaftsaufgabe. Jeder Einzelne ist als Botschafter des Berufsstandes und zugleich seiner Region gefordert, in vielen Gesprächen immer wieder zu informieren – authentisch, ehrlich und mit Fakten hinterlegt. Bei Weinproben ist festzustellen, dass die Teilnehmer oft sehr interessiert an Fachfragen sind.

Experten sehen einen klaren Trend zu regionalen Produkten. Das stimmt hoffnungsfroh, dennoch wird es auch künftig nicht einfach sein, sich dem Markt zu stellen. Winzer bringen Leidenschaft für ihren Beruf und ihre Heimat mit und begeistern im persönlichen Gespräch für ihre Produkte. Diese Dynamik ist die eigentliche Stärke der Weinbaubranche. Verbunden mit den hervorragenden Qualitäten des aktuellen Jahrgangs muss es gelingen, die Vermarktung der heimischen Weine auszubauen und wieder befriedigende Preise zu erzielen.

Bettina Siée – LW 7/2016