Junge Landwirte sollten auf die richtige Versicherung achten

Was muss eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung leisten?

Was muss eine gute Versicherung für Landwirte leisten? „Sorglospakete“ und Startpo­li­cen versprechen Schutz in allen Lebenslagen, kosten aber auch einiges an Beitrag und sorgen nicht selten für Verwirrung auf dem Hof. Und das zu Recht, denn oft ist kein passender Versicherungsschutz vorhanden. Welche Versicherungen brauchen Landwirte und ihre Familien wirklich? Gibt es Lücken für Junglandwirte in der Berufsunfä­hig­keits­versicherung? Zum Versicherungsschutz für Landwirte und was dieser kostet, hat das LW den Leiter der MS Management-Service GmbH in Friedrichsdorf, Arno Werner, befragt.

LW: Herr Werner, wo haben die gesetzlichen Versicherungen für Landwirte Ihrer Ansicht nach Lücken?

Arno Werner: Seit der Rentenreform im Januar 2001 gibt es gravierende Än­derungen für

Arno Werner von der MS Management-Service GmbH.

Foto: LW/Moennig

Menschen, die ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt ausüben können. Die frühere Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente ist mit dieser Reform erheblich eingeschränkt worden, was insbesondere für alle ab dem 01.01.1961 Geborenen we­sentliche finanzielle Einschränkungen im Krankheitsfall bedeutet. Aber auch davor geborene Jahrgänge mussten Leistungskürzun­gen hinnehmen. Schon damals war das Geld in den Sozialversicherungskassen knapp und der Stichtag wurde gewählt, weil der jüngere Personenkreis noch in der Lage war, sich am Markt privat abzusichern.

LW: Wie wichtig ist eine Berufsunfä­higkeitsversicherung für Landwirte? Welche Leistungen sollte diese für junge Landwirte enthalten?

Werner: Die Leistungen sind bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung klar de­finiert. Ab einer bestimmten Grenze der ärztlich nachgewiesenen Berufsunfähigkeit wird die zuvor vereinbarte monatliche Rente ausbezahlt. Die Zahlung erfolgt so lange, bis die Grenze wieder unterschritten wird. Sollte dies nicht mehr geschehen, leistet der Versicherer bis zu dem vereinbarten Leistungsende. In der Regel gilt hier die 50-Prozent-Grenze. Es gibt auch andere Leistungs-Modelle, die aber nicht so sinnvoll erscheinen. Sinnvoll ist es, die Auszahlungsdauer solange zu wählen, bis die Zahlungen der Altersvorsorge ein­setzen. Sonst entsteht eine finanzielle Lücke. In der Praxis sind aber die zuvor vereinbar­ten Renten oft auch zu niedrig abgesichert. Oft werden pauschal 1 000 Eu­ro vereinbart. Wer kann aber heute mit einem Betrag von mo­nat­lich 1 000 Euro auskommen? Als Richtwert sollten 70 Prozent des monatliche Nettoeinkommens herangezogen werden. Persönliche Fak­toren, wie finanzielle Rücklagen und weitere Einkommensquellen wie vermie­tete Wohnungen, sind ebenfalls mitzuberücksichtigen. Sinnvoll ist hier auch, den Vertrag zu dynamisieren. Dann passt sich der monatliche Rentenbetrag nach oben hin an.

LW: Was darf eine gute private Absicherung kosten?

Werner: Hier gilt: Je eher, desto günstiger. Vor allem erhalten jüngere Menschen leichter diesen wichtigen Versicherungsschutz, denn die Versicherer sind nicht verpflichtet, einen Vertrag zu schließen. Zuvor müssen einige Gesund­heitsfragen beantwortet werden, und die Versicherer prüfen die Risiken genau. Entweder wird mit Zuschlägen oder Ausschlüssen gearbeitet bei Erkrankun­gen. Im ungünstigsten Fall wird der Antrag abgelehnt. Nur Gesunde werden problemlos versichert und dies ist nun mal meist bei jüngeren Menschen der Fall. Vor allem ist neben der Prämie wichtig, dass der Versicherer dem Kunden sehr gute Bedingungen bietet. Dies ist mehr zu berücksichtigen als der Monatsbeitrag. Entgegen vieler anderer Versicherungen, wie beispielsweise der Unfallversicherung, wechselt man diese Police in der Regel nicht mehr. Daher sollte man zuvor sehr sorgsam den Inhalt und die Prämie prüfen, denn im Leistungsfall ist man krank und braucht dann nicht noch einen Streit mit dem Berufsunfähigkeits-Versicherer. Ein 30-jähriger Landwirt zahlt etwa 60 Eu­ro im Monat bei einer vereinbarten Monatsrente von 1 000 Euro mit einer Laufzeit bis zum 60. Lebensjahr.

LW: Ist eine Krankenzusatzversicherung zu empfehlen und wenn ja, für welche Personengruppen?

Werner: Bei der Krankenzusatzversicherung gibt es sehr viele verschiedene Tarife und Leistungsbausteine am Markt. Nur wenige sind wirklich sinnvoll, und jeder muss das individuell für sich persönlich entscheiden. Grundsätzlich sollte aber nur der Versicherungsschutz gewählt werden, wenn der Leistungsfall demjenigen finan­ziell sehr zu schaffen machen würde. Beispiel: Eine Versicherung für Brillenersatz oder Kostenerstattung der gesetzlichen Praxiszuzahlung ist finanziell vergleichs­weise gut tragbar. Es kann aber sinnvoll sein, sich Versicherungsschutz zu besorgen für den Fall, dass man Zahnersatz benötigt, denn hier werden nur noch geringe Festzuschüsse gezahlt beim Standard-Zahnersatz. Aber in der Regel wer­den teure Implantate gewählt, und hier können Kosten im vierstelligen Bereich entstehen. Gut, wer dann vorge­sorgt hat. Auch halte ich es für sinnvoll, die gesetzlichen Leistungen im ambulanten und stationä­ren Bereich zu ver­bes­­sern. Denn es ist ein Unter­schied, ob man sich mit einem erheblichen Wirbelsäulenschaden im nächstgelegenen Kreiskrankenhaus oder beispielsweise in Bochum bei Prof. Dr. Grönemeyer behandeln lassen kann. Nichts gegen ein Kreiskrankenhaus, aber bei der eigenen Gesundheit sollte es keine Kompromis­se geben und man sollte wählen können. Ein entsprechender Zusatztarif übernimmt die Mehrkosten. Diese können normalerwei­se bei einer Operation von einem Spezialarzt nicht mehr selbst getragen werden. Moe