Kältephase gut überstanden

Überwiegend gute Bedingungen bei der Rübenaussaat

Eine gelungene Aussaat mit guten Feldaufgängen und hohen Bestandesdichten ist die Grundlage für erfolgreichen Zuckerrübenanbau. Über den aktuellen Stand der Rüben und weitere Entwicklungen berichten die Anbauerverbände Wetterau und Kassel.

Die Niederschläge ab dem 10. Mai und wüchsige Temperaturen brachten auch bei spät gesäten Zuckerrüben einen Schub in der Pflanzenentwicklung.

Foto: Nagel

Die Hauptaussaatzeit in der Region Kassel begann in der letzten Märzdekade und zog sich, regional von Niederschlägen unterbrochen, teilweise bis Ende April hin, bis die letzten Flächen bestellt werden konnten. Für das gesamte Verbandsgebiet Kassel gilt für das Anbaujahr 2021, dass die Zuckerrübenaussaat unter überwiegend guten bis sehr guten Bedingungen erfolgen konnte. Ein Großteil der Rübenflächen konnte bis zu den Osterfeiertagen bestellt werden. Danach stellten sich aber kalte, winterliche Bedingungen mit Schneefällen ein.

Rübenpflänzchen überstanden Frostnächte im April relativ gut

In der Zeit vom 13. April bis Ende des Monats brachten Frostnächte mit bis zu -5 °C einige Verunsicherungen. Vor allem bei Beständen, die um die Monatswende März/April gelegt worden waren und gerade in der empfindlichen Phase des Durchstoßens befanden, waren aufgehellte Keimblätter oder Verbräunungen zu beobachten. Diese kalten Bedingungen bremsten die Bestandesentwicklung bis Anfang Mai sehr deutlich. Eine besondere Herausforderung waren erste NAK-Herbizidmaßnahmen unter den kalten Voraussetzungen. Bei hohem Unkrautdruck konnte es erforderlich werden, auch unter ungünstigen Temperaturen zu behandeln. Hinzu kommt, dass mit der veränderten Auswahl der zur Verfügung stehenden Mittel, Wirkstoffe und Additive oftmals nicht auf die Erfahrung der Anwendungen der letzten Jahre zurückgegriffen werden kann.

Letztendlich konnte die kalte Phase aber überstanden werden, großflächige Pflanzenausfälle sind nicht zu verzeichnen. Nachsaaten beschränkten sich auf wenige Hektar. Aktuell haben jetzt höhere Temperaturen und flächendeckende Niederschläge für einen Wachstumsschub und gute Pflanzenentwicklung gesorgt und die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Rübenjahr wächst mit.

Bis minus 7 °C in der Wetterau

Auch im Wetterauer Verbandsgebiet startete unter kühleren Bedingungen in der zweiten Märzdekade die Aussaat der Zuckerrüben. Die Hauptaussaat fand dabei in der Karwoche und rund um Ostern statt. Trotz der regional starken Niederschläge, den späten Schneefällen und Frostnächten, waren die Böden zur Aussaat abgetrocknet. Zu meist war die obere Bodenschicht dennoch gut mit Wasser versorgt. Mit anhaltend sonnigen Tagen konnten die Feldarbeiten zügig erledigt werden und so wurden bis zu den ersten Aprilwochen die meisten Flächen im Verbandsgebiet bestellt.

Nach dem Auflauf wirkte sich die Aprilkälte auf die Jugendentwicklung Rübenpflanzen aus. Ab der 15 Kalenderwoche ließen Frostnächte mit bis zu -7° C die Anbauer bangen. Besonders in den letzten Märztagen gelegte Rüben sollten regelmäßig auf Frostschäden kontrolliert werden. Jedoch mussten nur vereinzelt in der Folge Flächen umgebrochen und neu bestellt werden. Mit einer optimalen Ablagetiefe und dem etwas spätere Aussaattermin waren die Rüben zu den Frostereignissen weitestgehend geschützt. Zügig entwickelte Bestände zeigen nun bereits eine gute Blattentwicklung und haben das zweite Laubblattpaar ausgebildet. Bestandsunterschiede innerhalb der Flächen zeigen sich bisher nicht und die Rübenpflanzen profitieren nun von wärmeren Temperaturen und immer wieder einsetzenden Niederschlägen.

Erste Nachauflaufbehandlungen bei nicht optimaler Witterung

Neben den Auswirkungen auf die Entwicklung der Zuckerrüben beeinflusste die kühle Witterung auch das Unkrautaufkommen. Zunächst verhalten, waren ab der KW 16 die ersten Problemunkräuter zu finden. Es folgten in der genannten Woche die ersten NAKs, wenn auch nicht überall unter optimalen Bedingungen. Zum jetzigen Zeitpunkt erfolgte je nach Witterungslage bereits in einigen Teilen des Verbandsgebietes die zweite NAK. Vor allem unter den diesjährigen Witterungsbedingungen muss das Vorkommen der Problemunkräuter auf den Flächen beobachtet werden. Wo die erste Herbizidbehandlung nicht die erhoffte Wirkung brachte, können Unkräuter nun schon sehr groß sein. Die etwas langsamere Entwicklung der Pflanzen spielt somit eine entscheidende Rolle.

Insekten im Blick behalten

Da die Notfallzulassung von hochwirksamen neonicotinoiden Beizen für Anbauflächen in Hessen in den Verbandsgebieten Kassel und Wetterau im Jahr 2021 nicht möglich geworden ist, bestehen weiterhin hohe Anforderungen an die Beobachtung der Flächen. Die Bestände sind intensiv zu betrachten, um frühzeitig auf das Auftreten von Schädlingen, wie Erdfloh, Moosknopfkäfer, Rübenfliege oder Blattläusen aufmerksam zu werden. Die Auswirkungen der Frostereignisse lässt dieses Jahr ein geringeres Insektenaufkommen vermuten. Es gilt, besonnen zu reagieren und Insektizide nicht verfrüht anzuwenden. Beim Einsatz von Pyrethroiden gegen Erdfloh oder Moosknopfkäfer, bedeutet dies automatisch, dass auch sämtliche Nützlinge inaktiviert werden. Gerade die Erfahrungen aus den letzten beiden Jahren haben gezeigt, dass Marienkäfer und deren Larven einen wichtigen Beitrag zur Blattlausbekämpfung leisten und die Anwendung von Pyrethroiden fast keine mindernde Auswirkung auf den Befall durch etwa den Rübenerdfloh hat. Daher sollte deren Einsatz nach Möglichkeit überdacht werden.

Blattlausmonitoring gestartet

Um die optimale Bekämpfung bei Blattläusen zu gewährleisten, wird auch dieses Jahr wieder ein Blattlausmonitoring von der Offizialberatung, den Verbänden und Südzucker durchgeführt. Nach der Kontrolle der Winterwirte, wie dem Pfaffenhütchen und dem Pfirsich, erfolgt ab dem 2-Blattstadium das Gelbschalenmonitoring in den Rüben. So kann der Blattlauszuflug in den Beständen festgehalten werden. Erst ab Mitte Mai ist mit einem Zuflug zu rechnen, davon abhängig ist auch der Beginn des Bestandsmonitorings. Vordergründig gilt es neben dem Befall die Anzahl geflügelter Weibchen festzuhalten, durch welche eine Verbreitung erfolgt.

Mit unterschiedlicher Bestandesentwicklung wurden regional auf früh gesäten Flächen bereits Geflügelte Blattläuse in den Gelbschalen gefangen. Anschließend erfolgt die Auszählung des Blattbesatzes im Bestand ab einer Schwelle des Erstzuflugs in den Gelbschalen wöchentlich. Sollten die Bekämpfungsrichtwerte (BKR) erreicht werden, erhalten die Anbauer entsprechende Informationen. Die BKR haben sich nach den Erfahrungen aus den letzten Jahren wie im Kasten zu ersehen ist angepasst.

Zur Bekämpfung der Blattläuse stehen Pirimor Granulat, Teppeki (erst ab 6-Blattstadium zugelassen!) zur Verfügung. Eine vorbeugende Spritzapplikation zu fahren, sollte unbedingt vermieden werden. Hierdurch kann die Wirksamkeit vorhandener Mittel geschwächt werden und die Resistenzen der Grünen Pfirsichblattlaus ansteigen. Sollten Anwendungen nötig werden, wird von Tankmischungen mit Herbiziden wegen geringerer Wirkung sowie möglicher Unverträglichkeiten abgeraten.

Kontrahierung für das Anbaujahr 2022 startet

Seit dem 18. Mai 2021 läuft die Kontrahierung für das Anbaujahr 2022 über das Südzucker-Rohstoffportal. Neu im Kontrahierungsprozess ist, dass auch bei deutlicher Ausdehnung des Rübenanbaus der Zuckerrüben-Liefervertrag durch die Verknüpfung an den Mehrrübenpool direkt in einem Schritt abgeschlossen werden kann. Aufgrund der aktuellen Situation um das Corona-Virus ist es weiterhin leider nicht möglich, die traditionellen Feldbegänge oder Präsenz-Informationsveranstaltungen durchzuführen. Aktuelle Informationen zu Themen wie Rübenabrechnung 2020, Kontrahierung 2022, Anbauumfang und Blattlausmonitoring erfolgen daher zunächst über Rundschreiben, Info-Service, Rohstoffportal, beet2go-App oder Onlineveranstaltungen. Für weitere Fragen stehen die Ansprechpartner bei Verband oder Rohstoffabteilung zur Verfügung.

Marie-Christin Mayer, Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer e.V., Rüdiger Nagel, Verband der Zuckerrübenanbauer Kassel e.V.  – LW 20/2021