Kein leichtes Jahr für Landwirte und Winzer erwartet

Kritische Lage bei allen Produkten

Am vergangenen Mittwoch trafen sich Landwirte und Winzer aus dem Landkreis Bad Dürkheim zur Jahreskreisversammlung des Bauern- und Winzerverbandes in Ungstein. Kreisvorsitzender Walter Wolf ließ das sehr trockene und von extrem hohen Temperaturen geprägte Jahr 2015 noch einmal Revue passieren, bevor Verbandspräsident Eberhard Hartelt zur aktuellen Agrarpolitik im Spannungsfeld gesellschaftlicher Diskussionen Stellung nahm.

Eberhard Hartelt

Eberhard Hartelt zeichnete ein düsteres Bild von der augenblicklichen Lage in der Landwirtschaft: „Bei fast allen Produkten haben wir eine kritische Lage“, sagte er zu Beginn seines Vortrags. Während die schlechten Milchpreise noch in der Öffentlichkeit wahrgenommen würden, sterben die Schweinehalter in Rheinland-Pfalz einen leisen Tod – auch, weil die Vorgaben durch die Schweinehaltungsverordnung nicht zu stemmen seien. Aber auch die niedrigen Getreidepreise und die schlechten Fassweinpreise belasten Landwirte und Winzer. „Die Betriebsergebnisse aus dem Wirtschaftsjahr 2014 / 2015 weisen einen Einkommens-Rückgang von 35 bis 45 Prozent aus. Für 2016 wird das Minus noch größer werden“, so der BWV-Präsident.

Von der neuen Landesregierung, die sich in diesen Tagen in Mainz bildet, erwartet Hartelt erst einmal wenig: „Die Landwirtschaft hat bei keiner Partei im Wahlkampf eine Rolle gespielt. Auch die AFD hat zu agrarpolitischen Themen nichts gesagt, wir werden mit den Parteivertretern aber Gespräche aufnehmen und agrarpolitische Themen besprechen.“ Es sei eine Rat- und Hilfslosigkeit der Politik sowohl in der Bundesrepublik als auch in der EU zu verspüren, und auch das von der EU angeschobene Liquiditätshilfsprogramm für die Landwirtschaft helfe wenig, weil die Voraussetzungen dafür von den meisten Betrieben schwer nachzuweisen seien. Auch für den Export sieht Hartelt nur noch eingeschränkte Chancen für die heimische Landwirtschaft, denn China erzeuge inzwischen Milch und Fleisch im großen Stil selbst.

Die Marktmacht des LEH ist zu groß

Ein großes Problem für den deutschen Markt sieht Hartelt in der immer größer werdenden Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels, der inzwischen von nur noch vier großen Unternehmen beherrscht wird. „An dieser Front arbeiten wir und machen Druck“, so der Präsident. Das Ungleichgewicht zwischen Handel und Landwirten sei enorm, es gebe erste Verhandlungen mit dem Kartellamt. Als ersten Erfolg wertet Hartelt die Möglichkeit für Molkereien, die Mengen abzusprechen. „Umso wichtiger in dieser Situation ist es, dass die Flächenprämien aus der ersten Säule pünktlich ausgezahlt wurden“, sagte Hartelt. Nicht akzeptabel sei hingegen, dass die Agrardieselrückerstattung immer noch nicht an alle Betriebe ausgezahlt wurde.

Auch die gesellschaftliche Diskussion um die Ernährung bekommen die Landwirte immer stärker zu spüren. „Die Ernährungsfrage wird unter einem anderen Blickwinkel gestellt. Es interessiert nur noch, was im Essen drin ist“, sagte Hartelt und verwies auf die Glyphosat-Debatte. Die Wiederzulassung des Wirkstoffes in der EU sei durch die uneinige deutsche Haltung gescheitert und vertagt worden. „Eine Forderung des Bundesumweltministeriums lautet, für alle Flächen, die mit Glyphosat behandelt wurden, einen Ausgleich von Flächen im selben Umfang ohne Glyphosateinsatz zu schaffen und das auch noch zu dokumentieren. Das ist für uns Landwirte nicht darstellbar“. Hartelt rief vor dem Hintergrund solcher Debatten zu einem überlegten Einsatz von Glyphosat auf, denn der Wirkstoff wird gebraucht, vor allem in der pfluglosen Bodenbearbeitung.

Klaus Schneider

In der Umweltdiskussion um die Schwerpunkte Wasser und Biodiversität spielt auch die Düngeverordnung mit hinein. „Sicher ist, dass wir eine Verschärfung der Vorgaben durch die Düngeverordnung bekommen“, erklärte Hartelt. Die nächste Verschärfung durch die Umsetzung der so genannten NEC-Richtlinie werde bereits diskutiert, bei der es um die Reduzierung von Ammoniakverlusten gehe. Mit einer Umsetzung rechnet er erst im Jahr 2017. „Wenn sie eingeführt wird, brauchen wir die Unterstützung von der Beratung, sowohl bei der Düngebedarfsberechnung, als auch durch fachliche und praktische Beratung“, forderte Hartelt mit Blick auf die Kürzungen der Landesregierung in der Agrarverwaltung.

Pfälzer Wein am Regal besser bewerben

Weinbaupräsident Klaus Schneider ging auf die aktuelle Lage am Weinmarkt ein. „Aktuell haben wir 12,6 Mio. hl Wein am Markt, das ist mehr als wir absetzen können“, sagte Schneider. Abzusetzen seien rund 10 Mio. hl. Der Export bietet seiner Aussage nach wenig Chancen, den Markt zu entlasten: „Der Export hat sich in den letzten zehn Jahren auf 1,2 Mio. hl halbiert.“ Viele Faktoren führten dazu, dass der Weinmarkt ins Stocken geraten sei. So würden Lidl und Aldi in Großbritannien keine deutschen Weine verkaufen, und in Russland würden die Menschen aus Protest keinen Wein aus Deutschland kaufen, auch wenn dieser nicht vom Embargo betroffen sei. Zudem hätten viele Erzeuger 2014 zu lange gewartet und hätten den Wein nicht zu damals noch auskömmlichen Preisen verkauft. „Die Einkäufer haben daraufhin woanders gekauft“, so Schneider.

Um den Weinabsatz von Weinen aus der Pfalz, der im vergangenen Jahr rund fünf Prozent zurückgegangen sei, wieder anzukurbeln, setzt sich Schneider für ein Umsteuern in der Werbung ein. „Wir brauchen mehr Werbung für die Pfalz am Regal“, sagte der Weinbaupräsident. Er fordert deshalb von der Pfalzweinwerbung, sich für eine geschützte Herkunftsbezeichnung Pfalz einzusetzen. „Zum Wohl, die Pfalz ist ein kräftiger Slogan, den wir nutzen sollten.“ Schneider forderte einen vermehrten Einsatz der Werbegelder für die Herkunftswerbung und weg von der Veranstaltungswerbung.

ibs – LW 12/2016