Klares Bekenntnis gefordert zur landwirtschaftlichen Erzeugung
Hessischer Bauernverband zieht Bilanz
Im Vorfeld des Landeserntedankfestes lud der Hessische Bauernverband (HBV) zu einem Pressegespräch ins historische Rathaus der Stadt Neustadt im Landkreis Marburg-Biedenkopf ein. Die TheÂmen waren die diesjährige Ernte, Betriebsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2012/13 und das LandesÂerntedankfest, das der Verband in diesem Jahr zum 32. Mal veranstaltet hat.

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In Hessen sind 2,2 Mio. t Getreide geerntet worden, mit knapp 74 dt/ha bei einem im Mittel der letzten fünf Jahre um 6 Prozent höheren Ertrag, wie Voss-Fels weiter berichtete.
Wichtigstes Getreide ist WinÂterweizen. Der Durchschnittsertrag lag dieses Jahr bei 81,7 dt/ha. Im Vorjahr seien es 66,5 dt/ha als Folge der starken Auswinterungsschäden gewesen.
Die Winterweizenfläche lag nach HBV-Angaben in diesem Jahr bei 163 635 ha gegenüber 108 896 ha im vorangegangenen Jahr. Beim Winterraps, der auf 63 400 ha angebaut wurde, haben Hessens Bauern 39,5 dt oder 16 Prozent mehr als im Vorjahr erzielt. Der mittlere Ertrag der letzten fünf Jahre wurde damit um sieben Prozent überschritten. Auch in anderen wichtigen Regionen in der Welt hätten die Bauern in diesem Jahr verhältnismäßig gute Getreide- und Rapsernten erzielt, so Voss-Fels.
Hoher Preisdruck belastet Rentabilität der Betriebe
Die Preise für Getreide und Raps seien zurzeit etwa 30 ProÂzent unter denen des VorjahÂres. Somit seien die Erlöse der Ackerbauern trotz gestiegener Erträge im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Beim Brotweizen fehlen den Bauern unterm Strich rund 200 Euro je ha, beim Raps rund 240 Euro je ha, teilte der HBV-Generalsekretär mit.
Im Gegensatz zu den Mähdruschfrüchten zeichne sich bei Mais und bei der seit dem 4. Oktober in Hessen laufenden Rübenkampagne eine geringere Ernte gegenüber dem Vorjahr ab, meinte Voss-Fels.
Beim Silomais müssten Rindviehbetriebe Abstriche machen, wegen einer späteren Aussaat im Frühjahr und weil Temperatur und Niederschläge im SomÂmer hierfür ungünstig waren.
Trotz später Aussaat hätten sich die Zuckerrüben gut entwickelt. Man rechne nun mit einem Ertrag von rund 70 t Zuckerrüben/ha und einem Zuckergehalt von 17,5 Prozent.
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Zügelloser Flächenverbrauch ist unverantwortlich
Wichtigste ProduktionsgrundÂlage der Bauern sei der Boden: In Hessen seien im Zeitraum 1991 bis 2012 der Landwirtschaft durch Verkehrs- und Siedlungsflächen fast 40 000 ha Land verloren gegangen. Bezug nehmend auf den Ort des LandesÂerntedankfestes entspreche das etwa 80 Prozent der Fläche des Kreises Marburg-Biedenkopf.
„Wir sperÂren uns nicht geÂgen wichtige Infrastrukturmaßnahmen, aber den Boden zügellos zubetonieren, ist unverantwortlich. Landwirtschaftliche Betriebe verlieren ihre ExisÂtenzÂgrundÂÂlage. Auch können wir uns agrarpolitische ÜberlegunÂgen, die Landwirtschaft zu extensivieren, nicht leisten. Dadurch gehen Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum verloren“, konstatierte Voss-Fels.
Der HBV-Generalsekretär blickte auch auf die neue Legislaturperiode und richtete gleich einen Appell an die nächste Landesregierung: „Wir wünschen uns von der neuen Regierung in Hessen ein klares BeÂkenntnis zur landwirtschaftlichen Erzeugung. Wir möchten die Vielfalt der Betriebe erhalten und erwarten gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen der Landwirte.“
Ausblick auf das laufende Wirtschaftsjahr 2013/14
Aufgrund der gesunkenen Getreidepreise sind im laufenden Wirtschaftsjahr nach Einschätzung des HBV Einkommensverluste in den Ackerbaubetrieben vorprogrammiert, während sich in den Futterbaubetrieben die Einkommen stabilisieren, ebenso in den Veredlungsbetrieben. Hohe Vorkosten der Erzeugung durch gestiegene Preise für Energie und Betriebsmittel belasten aber das BetriebsÂergebnis.
Der VorsitzenÂde des LandesÂernÂÂÂtedankfest 2013 mitÂverÂanÂstalÂtenÂden KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf, Erwin Koch, erläuterte die Landwirtschaft im Verbandsgebiet mit wechselnden Standortvoraussetzungen zwischen fruchtbaren Böden wie im Amöneburger Becken und ungünstigen und kleinparzellierÂten LaÂgen im Hinterland und sagÂte „Moderne Agrartechnik ist bei unserer StrukÂtur schwer einsetzbar. Wir wollen aber die Betriebe hier erhalten und im europäischen Wettbewerb bestehen.“
Nach der Erntedank-Pressekonferenz stellte Volker Zinser seinen landwirtschaftlichen Betrieb dem Hessischen Rundfunk vor. Der 42-jährige Agrartechniker bewirtschaftet 120 ha im Haupterwerb auf etwa 350 m über Normalnull bei im Mittel circa 60 Bodenpunkten. Neben einer Getreide starken Fruchtfolge werden 4 ha Zuckerrüben angebaut. Die Tierhaltung umfasst 500 Mastschweineplätze und 200 Mastbullen. Unterstützung im Betrieb leisten seine Partnerin und die rüstigen Eltern.
Moe – LW 43/2013