Klares Bekenntnis zur Zuckerrübe

2015 brachte unterdurchschnittliche Rübenerträge

Im Januar haben sich die süddeutschen Zuckerrübenanbauerverbände und Südzucker auf weitere wesentliche Rahmenbedingungen für den Rübenanbau ab 2017 verständigt. Bei den Winterbezirksversammlungen im Januar/Februar wurden die hessisch-pfälzischen Zuckerrübenanbauer ausführlich über die Ergebnisse sowie kommende Herausforderungen und Chancen angesichts des bevorstehenden Quotenendes informiert.

Der Verbandsvorsitzende Walter Manz berichtete in Albig vor rund 160 Rübenanbauern von „schwierigen und langwierigen Gesprächen“, die jetzt nach über zwei Jahren in zentralen Punkten zum Abschluss gebracht werden konnten. Angetreten sei man dabei auf beiden Seiten mit drei wesentlichen Zielen: Das System sollte generell vereinfacht werden, weshalb künftig nur noch zwischen Rüben innerhalb der Kontraktmenge und Rüben außerhalb der Kontraktmenge unterschieden werde. Als zweites wichtiges Ziel sollte die längerfristige Bindung der Anbauer gestärkt werden, was mit der Einführung von Prämien für die Kontrakterfüllung umgesetzt wird. Und letztlich habe man sich eine faire Rübenpreisableitung abhängig vom Zuckererlös zum Ziel gesetzt. „Es gibt allerdings immer noch Detailfragen, die noch abschließend zu klären sind“, erläuterte Manz den hessisch-pfälzischen Zuckerrübenanbauern.

Dr. Christian Lang machte deutlich, dass die Rübenanbauer ab 2017 ihre Anbauflächen genau kalkulieren sollten, um sicher in den Genuss der Erfüllungs- und Treueprämie zu kommen.

Walter Manz: „Für eine wirtschaftliche Zuckerproduktion der Südzucker ist eine hohe Auslastung des Werkes über 120 Tage notwendig. Es ist eine klare Entscheidung für die Rübe gefordert.“

Langfristig gute Auslastung von Offstein angestrebt

„Angestrebt wird künftig eine Erzeugung von 140 Prozent der bisherigen Lieferrechts-Zuckermenge für eine langfristig gute Auslastung des Werkes in Offstein“, sagte Manz. „Gerade in unserem Verbandsgebiet, in dem viel Industrierüben angebaut werden und hohe Zuckergehalte überwiegen, wurde die künftig notwendige Rübenmenge in der Vergangenheit bereits fast erreicht“, zeigte sich der Vorsitzende hinsichtlich der Flächen- und Mengenausstattung ab 2017 optimistisch. Manz erläuterte das Prämienmodell, mit dem die Landwirte belohnt werden sollen, die zur Auslastung der Fabrik beitragen. Ein Erfüllungsbonus von 1,50 Euro/t Rüben wird demnach für eine Erfüllung von mindestens 125 Prozent des Lieferrechts gezahlt. Diesen Betrag erhält derjenige noch einmal, der zwei Jahre in Folge die Kontraktmengen erfüllt. „Es ist also eine klare Entscheidung für die Rübe gefordert“, erklärte Manz. Auch wenn die ausgehandelten Preise ein Spagat zwischen dem Erhalt der Wirtschaftlichkeit des Rübenanbaus und der Profitabilität von Südzucker seien. „Bei den Preisen gibt es aber noch Raum für eine Feinjustierung“, gab sich Manz zuversichtlich.

Auf die Preissituation am Zuckermarkt ging Manfred Kröhl, Leiter der Rübenlogistik bei Südzucker, ein. Im Oktober habe der mittlere Abgabepreis für Quotenzucker in der EU bei nur 417 Euro je Tonne gelegen. Das belaste das Ergebnis der Südzucker AG, an dem die Rübenanbauer mehrheitlich beteiligt sind. Und das Unternehmen habe aufgrund der schlechten Zuckerpreise in diesem Segment erstmals Verluste gemacht, diese aber durch andere Unternehmenssparten mehr als ausgleichen können, stellte Kröhl klar. Mit Spezialitäten, Fruchtzucker und vor allem Bioethanol habe man 2015 gute Ergebnisse eingefahren. Jeder Anbauer kann bis zu 40 Prozent Mehrmenge bezogen auf seine Basismenge kontrahieren. Die Frachtkosten werden zu 25 Prozent vom Rübenanbauer individuell getragen, 75 Prozent trägt Südzucker. „Südzucker wird offenlegen, zu welchem Preis das Unternehmen den Zucker verkauft hat“, erklärte Kröhl. Die Kontrahierung der Ernte 2017 soll im Mai 2016 erfolgen. „Das Potenzial für eine Ausweitung der Anbaufläche in der Region ist vorhanden, ob wir es erreichen, hängt auch vom Preis ab“, räumte Kröhl ein.

Rübenpreis konnte gehalten werden

Christine Wendel vom Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer gab einen Ãœberblick über die Preissituation bei den Zuckerrüben aus der Ernte 2015. Bei den Preisverhandlungen mit Südzucker konnten zwar keine Aufschläge auf den Grundpreis der Quotenrübe erzielt werden. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen könne es jedoch als Erfolg gewertet werden, dass das Preisniveau des vergangenen Jahres bei allen Rübenkategorien gehalten und bei den Ethanolrüben sogar leicht auf 18,10 Euro/t Grundpreis verbessert wurde. Zudem mussten 2015 – anders als im Vorjahr – keine Rübenmengen generell übertragen werden, sondern es konnten alle über die Vertragsmenge hinaus erzeugten Mengen zum Teil sogar als zusätzliche Quotenrüben abgerechnet werden. „Viele Anbauer haben in diesem Jahr aufgrund der geringeren Erträge in Folge der Trockenheit ihre Quote nicht erfüllt. Davon haben die Anbauer profitiert, die Ãœberrüben hatten“, so Wendel. Die Erträge lagen im Durchschnitt des Verbandsgebietes bei 64,6 t/ha bei 18,7 Prozent Zucker. Für die Flächenplanung 2016 verwies Christine Wendel darauf, dass die Erzeugungsmenge für Industrierüben auf 10 Prozent der Quotenrüben erhöht wurde. „Planen Sie Ihre Flächen so, dass Sie die Quotenmengen sicher erfüllen“, sagte Wendel. Ziel sei eine Rübenanbaufläche wie 2014.

Christine Wendel stellte die Rübenpreise für 2015 vor und verwies darauf, dass die Erzeugungsmenge für Industrierüben auf 10 Prozent der Quotenrüben erhöht wurde.

Michael Adams: „Für 2017 benötigen wir für 120 Kampagnetage etwa 24 000 ha Rüben.“

Ertragseinbußen durch Trockenheit

Verbandsgeschäftsführer Dr. Christian Lang rechnet künftig für das Verbandsgebiet Hessen-Pfalz durch die aktuellen Rahmenbedingungen mit einem verschärften Strukturwandel und sieht den Verband als Interessenvertretung, aber auch als Motor für den Fortschritt im regionalen Zuckerrübenanbau noch stärker gefordert. „Die Versuche in unserem Projekt Zukunft Zuckerrübe und unserer Arbeitsgemeinschaft sichern unsere Leistungen auf dem Acker ab und ermöglichen weitere Steigerungen. Damit leistet diese Arbeit auch einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung der Verarbeitungsmenge in Offstein und zur Sicherung des Rübenanbaus in unserer Region.“ In diesem Zusammenhang warb er für den Anbau von Nematoden-toleranten Sorten im Verbandsgebiet. Michael Adams, stellvertretender Leiter der Rübenabteilung im Werk Offstein, blickte auf die Rübenkampagne 2015 zurück, die mit 73 Tagen sehr kurz war. Im Durchschnitt wurden 64,6 t Rüben je ha geerntet, „In Rheinhessen lag der Ertrag bei 59,5 t/ha, in der Pfalz bei durchschnittlich 65,1 t/ha“.

Steigender Anteil toleranter Sorten

Den Anteil toleranter Sorten im Anbau bezifferte Adams mit gut 76 Prozent, für dieses Jahr erwartet er 85 Prozent. Für 2016 werde ein Anbauumfang von 21 000 ha Rüben angestrebt, ein Plus von 21 Prozent gegenüber 2015, in dem viele Erzeuger ihre Rübenmengen vorgetragen hatten und dadurch weniger Rüben anbauten. „Für 2017 benötigen wir für 120 Kampagnetage etwa 24 000 ha Rüben“, sagte Adams und verwies darauf, dass Offstein für Südzucker ein Zukunftsstandort ist, in den in den vergangenen zehn Jahren über 67 Mio. Euro investiert wurden.

ibs – LW 7/2016