Kleine Helfer schonen den Rücken bei der Forstarbeit

Am längeren Hebel zu sein, das entlastet

Forstarbeit ist gefährlich und schwer: Schnelllaufende Sägen, Abgase, Motorenlärm, Hitze, Kälte und Nässe, unebenes Gelände und tonnenschweres Holz gefährden den Forstarbeiter ständig. Aber noch eine Gefahr lauert unsichtbar, nämlich die Schädigung der Wirbelsäule durch falsche Belastung. Und das wirkt sich unter Umständen erst nach Jahren aus. Doch kleine Helfer zum Anheben und Tragen mindern dieses Risiko.

Der kurze Handsappie ermöglicht rückenschonendes Arbeiten beim Aufnehmen von Kurzholz.

Foto: Setzepfand

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung schreibt in ihrem Gesundheitsportal: „Beim Anheben eines 50 kg schweren Gewichtes mit krummem Rücken lastet auf den unteren Lendenbandscheiben etwa das Gewicht eines Kleinwagens. Das ist für eine junge, gesunde Bandscheibe nicht weiter schlimm. Ist diese jedoch durch
den Alterungsprozess schon degeneriert und wirken die Druckbelastungen einseitig (Biegekräfte), besteht leicht die Gefahr, dass Faserstrukturen reißen und der Kern sich verstärkt nach hinten in Richtung Rückenmark wölbt (protrusio) oder heraustritt (Bandscheibenvorfall)“.

Der Fällheber ist ein wichtiges Hilfsmittel, mit dem sich Holz komfortabel zu Fall bringen lässt.

Foto: Grube

Bis vor rund 20 Jahren haben Forstarbeiter noch vermehrt Kurzholz aufgearbeitet und dazu beispielsweise Ein- und Zwei-Meterstapel, Sters, für die Brennholzgewinnung aufgesetzt. Doch das ist Vergangenheit: Zum einen ist das schädlich für den Rücken, zum anderen heutzutage einfach zu teuer. Diese doppelte Erkenntnis hat sich auch bei den professionellen Waldarbeitern durchgesetzt. Sie kann in einem kurzen Satz zusammengefasst werden: „Keine Hand ans Holz!“ Das bedeutet, dass Maschinen für die Aufarbeitung und den Transport von Holz einzusetzen sind, wo immer es möglich ist. Daher sind zunehmend Harvester für die Baum­ernte und Kräne für das Verladen und Stapeln im Einsatz.

Vorlieferzangen, Sappi und Fällheber

Mit dieser Handpackzange lassen sich Rundhölzer bis etwa 20 Zentimeter Durchmesser komfortabel bewegen.

Foto: Grube

Wer als Privatmann im Wald arbeitet, macht das ja nicht täglich wie die Profis. Also kann der sich schon sein Holz selbst zuschneiden, spalten und stapeln. Doch auch hier gilt es, auf die richtige Haltung zu achten, um den Rücken zu schonen. Dazu bestens geeignet sind Handpackzangen und Vorlieferzangen. Mit ihnen lassen sich die Stammabschnitte gut heben, ohne sich zu tief bücken zu müssen. Vorlieferzangen erlauben es dank ihrer Abmessungen, das Holz auf dem Boden schleifend zu transportieren, ohne sich zu bücken. Ihre Klauenöffnung ist je nach Modell unterschiedlich weit und schließt sich selbsttätig beim Anheben des Stammes. Hebehaken werden beidseitig ins Stirnholz geschlagen und ermöglichen es so, das Holz rückenschonend nahe am Körper zu tragen und auf den Schichtholzstapel aufzusetzen.

Sappi – Hammer und Wendehaken in Einem

Die Vorlieferzange ermöglicht das rückenschonende Arbeiten mit aufrechtem Rücken in einfacherem Gelände.

Foto: Grube

Wichtig ist dabei, unter Last den Oberkörper nicht zu drehen, sondern lieber noch einen zusätzlichen Schritt zu machen. Manche Hebehaken lassen sich zusätzlich in einen Rohrfällheber einhängen und so als Wendehaken verwenden. Für den bequemen Transport sind für die kleinen Helfer auch Gürtelholster erhältlich, die sicher vor den scharfen Spitzen der Geräte schützen. Je nach Modell bieten sie zusätzlich eine Halterung für einen Fällkeil. Sie sind im Fachhandel für unter 100 Euro erhältlich.

Sappies stammen ursprünglich aus dem Alpenraum, wurden aber auch von den Flößern eingesetzt. Sie stellen eine Kombination aus einem Hammer und einem Wendehaken dar und werden beispielsweise beim Vorrücken verwendet. Der Kopf besteht aus einer leicht gekrümmten Stahlspitze, die heutzutage auf ihrer oberen Seite eine Zahnung für bessere Griffigkeit aufweist. Die Rückseite ist zu einer Hammerfläche ausgearbeitet. Das Kopfgewicht beträgt zwischen 800 und 1 300 Gramm bei einer Stiellänge von 110 bis 130 Zentimeter. Die kleineren so genannten Handsappies weisen ein Kopfgewicht zwischen 500 und 1 000 Gramm auf, wobei die Stiellänge zwischen 38 und 90 Zentimeter betragen kann. Sie eigenen sich sehr gut, um beispielsweise Meterstücke mit einem Hieb ins Stirnholz aufzuheben und ersparen so das rückenschädliche Bücken. Das sollte einem doch der Gestehungspreis von unter 100 Euro wert sein.

Mit einem solchen Stahlpackhaken lässt sich Schichtholz rückenschonend anheben und aufsetzen.

Foto: Grube

Fällheber sind auch heute noch ein Standardhilfsmittel der Profis. Mit ihnen lässt sich der Baum komfortabel zu Fall bringen. Sie sind in verschiedenen Längen erhältlich, von etwa 130 Zentimetern bis zu knapp einem halben Meter. Ihr Gewicht kann gut dreieinhalb Kilogramm betragen. Meist sind sie mit einem Wendehaken ausgestattet. Er ermöglicht es, den Stamm zu drehen, beispielsweise zum Entasten, wobei der Fällheber als Hebelarm dient.

Auch Fällheber auf Rädern sind am Markt

Am Markt sind auch Hebelfällkarren erhältlich: Bei ihnen ist der Fällheber mit einer Achse mit zwei Vollgummirädern ausgestattet, andere Versionen bieten noch die Zusatzfunktion als Rückekarre für Stammholz bis 25 Zentimetern Durchmesser. Daneben sind noch Rückekarren im Angebot, die es erlauben, bis zu 600 Kilogramm Holz zu transportieren. Vielfach sind diese Hilfsmittel zerlegbar, sodass sie bequem in den Kofferraum passen. Sie sind für einige Hundert Euro im Forstfachhandel erhältlich.

Bei der – privaten – Forstarbeit ist man gut beraten, sich kleine, aber nützliche Hilfsmittel zu Nutze zu machen: Sie helfen, rückenschonend zu arbeiten und so die eigene Gesundheit zu bewahren. Damit kann man nicht früh genug anfangen, denn die schmerzhaften Auswirkungen zeigen sich erst im mit den Jahren, und dann ist es oft zu spät, weil die Schäden an der Wirbelsäule chronisch geworden sind.

Peter Richter – LW 16/2020