Klimaschutz ohne Waldschutz ist unmöglich

Forstwirtschaft im Krisenmodus – gibt es Perspektiven?

„Die extremen Wetter der letzten Jahre als Folge des Klimawandels stellen eine Zäsur in der Waldentwicklung dar“, stellte Christian Keimer, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes für Rheinland-Pfalz in Boppard im Rahmen der Mitgliederversammlung des Waldbesitzerverbandes RLP Ende September fest.

„Dem Wald steht eine Honorierung von der Gesellschaft zu“, sagte Christian Keimer, der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Rheinland-Pfalz.

Foto: wbv rlp

In Rheinland-Pfalz wurden in dem Zeitraum von 2018 bis heute auf einer Fläche von rund 30 000 ha 13 Mio. Festmeter (fm) Holz infolge von Dürre und anschließendem Käferbefall genutzt. Das sind für die betroffenen Forstbetriebe enorme Vorratsverluste und Schäden, die die wirtschaftlichen Ergebnisse in den nächsten Jahrzehnten belasten. Da der Holzpreis bis Ende 2020 extrem niedrig war, kommen noch Liquiditätsprobleme hinzu. Die Gelder für die Wiederbewaldung und Pflege der Wälder fehlen und es geht um erhebliche Investitionen, so Bürgermeister Keimer. Zwar sind die Zuschüsse für die Wiederbewaldung hilfreich, der Schaden wird damit aber nicht ausgeglichen. Auch gibt es bei den Waldbesitzern Unsicherheiten, welche Baumarten bei sich verschärfendem Klimawandel angepflanzt oder verjüngt werden sollen. Es bleiben trotz der Empfehlungen von Wissenschaft und Forschung viele Fragen offen. Ziel der Waldwirtschaft sind klimastabile Wälder, die auch künftigen Generationen gleiche Chancen und gute Nutzungsoptionen bieten. Das ist der Grundsatz des Generationenvertrages, dem sich die Waldbesitzer verpflichtet fühlen, so Keimer. Das ist mehr als nur ein Walderhalt, ein Biotop oder eine unbewirtschaftete Wildnisfläche.

CO2-Speicherleistung des Waldes honorieren

Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch alle Referate der Mitgliederversammlung zog, war die Honorierung der CO2-Speicherleistung der Wälder. Seit Januar diesen Jahres hat der Verbrauch fossiler Energien und der damit einhergehende Ausstoß von CO2 einen Preis. Aktuell beträgt er 25 Euro pro Tonne (t) und er soll bis 2025 auf 55 Euro/t steigen. Da der Ausstoß von CO2 einen Preis hat, ist es nur konsequent, wenn die CO2-Senkenwirkung des Waldes honoriert wird, so Keimer. Ein Hektar nachhaltig bewirtschafteter gesunder und intakter Wald bindet durch das Wachstum rund 8 t klimaschädliches CO2 pro Jahr. Die aus dem Holz gewonnenen Produkte, wie Bretter und Balken speichern langfristig CO2 und entlasten die Atmosphäre. Hinzu kommt, dass wer Holz im Bausektor einsetzt, energieintensive Baustoffe, wie Stahl, Aluminium und Beton vermeidet.

Die Waldbesitzer erwarten von einer neuen Bundesregierung die Anerkennung und Honorierung dieser Speicherleistung, der Wälder und der Holzprodukte. Das ist keine Förderung, sondern ein Entgelt für die Leistung der Forstwirtschaft. Abschließend stellte Keimer fest: „Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Er liefert Holz, bindet das CO2 dauerhaft, speichert Wasser und hält es zurück. Der Wald ist Lebensraum für Pflanzen, Tiere sowie für den Menschen Freizeit- und Erholungsraum. Der Wald ist Leittragender des Klimawandels. Er ist aber auch die Lösung. Zur Lösung wollen die Waldbesitzer beitragen und zukunftsfähige klimastabile Wälder aufbauen. Sie erwarten für diese Leistung eine angemessene Honorierung durch die Gesellschaft.“ Staatssekretär Dr. Erwin Manz, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität sowie Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Direktor des Instituts für Forstökonomie und Forsteinrichtung der TU Dresden referierten zum Thema: Forstwirtschaft im Krisenmodus – Maßnahmen und Perspektiven.

wbv rlp – LW 41/2021