Knappes Schweineangebot lässt VEZG-Preis deutlich steigen
Leitnotierung steigt um 8 Cent auf 1,54 Euro/kg SG
Am deutschen Schlachtschweinemarkt ist das Lebendangebot weiter rückläufig. Obwohl wegen Pfingsten ein Schlachttag ausfällt, ließen sich schlachtreife Tiere zuletzt zügig vermarkten. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) setzte deshalb am Mittwoch vergangener Woche ihre Leitnotierung um 8 Cent auf 1,54 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) herauf, nachdem es eine Woche zuvor bereits um 4 Cent nach oben gegangen war.

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Optimistischer Ausblick
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) geht für die kommenden Wochen und Monate von einem abnehmenden Lebendangebot aus. Dafür gebe es saisonale Gründe, aber auch die hohe Zahl an Sauenschlachtungen ab September 2020 deute auf ein geringes Schlachtschweineaufkommen hin, zumal die Ferkeleinfuhr immer noch unter Vorjahresniveau liege. ISN-Marktanalyst Klaus Kessing schätzt deshalb die weitere Preisentwicklung optimistisch ein. „Wenn bei dem aktuell kleinen und sogar noch weiter abnehmenden Angebot die Nachfrage wieder auf ein ordentliches Niveau zurückfindet, stehen die Chancen für eine weitere freundliche Preisentwicklung gut“, so der Experte. Vor allem die sich entspannende Corona-Situation mit zunehmenden Öffnungen der Gastronomie sowie vielleicht auch bald Veranstaltungen und sommerliches Wetter böten berechtigte Hoffnungen auf ein endlich wieder auskömmliches Preisniveau für die Schweinehalter. Dies sei nach der längeren Verlustphase und den gestiegenen Produktionskosten dringend nötig.
Steigende EU- Notierungen
In anderen Ländern der EU ging es in der vergangenen Woche mit den Schlachtschweinepreisen ebenfalls weiter aufwärts. So legte die Notierung in Österreich um 6 Cent auf 1,66 Euro/kg SG zu. Laut dem Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) bewirkten die bevorstehenden Feiertage keine Überhänge. Stattdessen habe die Belebung am Fleischmarkt durch die Gastroöffnung zu Nachbestellungen geführt, was bei einem begrenzten Schweineangebot das Preisplus rechtfertige. In Belgien legten die Schlachtschweinepreise – je nach Unternehmen – zwischen 5 und 7 Cent/kg Lebendgewicht (LG) zu. Neben einem flotteren Marktverlauf trug dazu auch die Maskenumstellung eines großen Schlachthofs auf die Bezahlung nach Schlachtgewicht bei. In Italien zog die nationale Leitnotierung, begleitet von einem abnehmenden Schweineangebot und steigenden Teilstückpreisen im Grillfleischsortiment, um 4,2 Cent/kg LG an. In Frankreich verharrte dagegen die Notierung am Marché du Porc Breton auf dem vorwöchigen Niveau von 1,54 Euro/kg SG. Werden diesem Basispreis jedoch die üblichen Zuschläge von rund 14 Cent/kg hinzugerechnet und berücksichtigt, dass von der VEZG-Notierung noch Vorkosten abzuziehen sind, liegt das französische Erzeugerpreisniveau rund 20 Cent/kg über dem deutschen.
Chinaexport unterschiedlich beurteilt
In Dänemark und Spanien, den beiden größten EU-Drittlandsexporteuren von Schweinefleisch, gab es zuletzt etwas differierende Angaben zur Ausfuhr nach China. Während Danish Crown von einer unverminderten Nachfrage mit attraktiven Preisen sprach, klang die Einschätzung des spanischen Mercolleida verhaltener. Die Lieferungen in die Volksrepublik liefen nicht mehr so flott, und seit Wochen habe es nur Neubestellungen für Nebenerzeugnisse, aber nicht für Fleisch gegeben. Die chinesischen Importeure übten fortgesetzt Preisdruck aus, so dass der Verkauf von Schinken nach Italien mittlerweile fast wieder genauso rentabel sei wie nach China. Einig waren sich die Analysten in beiden Ländern jedoch, dass die Drittlandsexporte nach Asien den EU-Markt immer noch spürbar entlasten würden und die Preise für Schweinefleisch am Binnenmarkt langsamer stiegen als die Schlachtschweinepreise. Aufgrund des im Vergleich zum Bedarf der Schlachtbetriebe eher knappen Lebendangebots legte die Notierung am Mercolleida am vergangenen Donnerstag um 2,8 Cent auf 1,51 Euro/kg LG zu. Danish Crown hob den Ankaufspreis für seine Schweinelieferanten um umgerechnet 5,4 Cent auf 1,57 Euro/kg SG an.
Festere Preistendenzen für Schlachtschweine waren in der gesamten EU bereits in der Woche zum 16. Mai zu erkennen. Nach Kommissionsangaben erlösten Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten 155,75 Euro/100 kg SG; das waren 1,67 Euro oder 1,1 Prozent mehr als in der Vorwoche. Dazu trug bei, dass in den beiden großen Produzentenländern Deutschland und Polen die Mäster 1,8 Prozent beziehungsweise 2,0 Prozent mehr Geld für ihre Tiere erhielten. In Irland machte der Schlachtschweinepreis sogar einen Sprung von 6,6 Prozent. Verhaltener fielen die Aufschläge in einer Spanne von 0,8 bis 1,3 Prozent in Spanien, Österreich, Ungarn, Frankreich und Italien aus. In Dänemark hielt sich das Plus mit 0,3 Prozent in Grenzen, während aus den Niederlanden und Bulgarien unveränderte Preise gemeldet wurden. Für lediglich zwei Länder wies die EU-Kommission rückläufige Schlachtschweinepreise aus: In Rumänien ging die Auszahlungsleistung der Schlachtbetriebe um 0,6 Prozent zurück, in Estland um 1 Prozent.
age – LW 21/2021