Körnerleguminosen: Fläche weiter gestiegen

Ergebnisse der Landessortenversuche 2017

Nachdem 2016 starke Regenfälle den Anbau von Körnerleguminosen beeinflussten, war 2017 die zu trockene Witterung bis in den Juni hinein das Thema. Wie sich die Sorten unter diesen Bedingungen geschlagen haben, darüber berichten Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Der der Gewichtungsfaktor für den Anbau von Leguminosen auf ökologischen Vorrangflächen wurde von 0,7 auf 1 erhöht; allerdings dürfen sie nicht mehr chemisch behandelt werden.

Foto: landpixel

Der Anbau von Körnerleguminosen hat auch in Rheinland-Pfalz zugenommen. So stieg die Anbaufläche für Futtererbsen von 1000 ha in 2013 auf rund 1800 ha für das Jahr 2017. Dabei spielen Agrarumweltprogramme wie „vielfältige Fruchtfolgen“ oder das Greening eine wichtige Rolle. Der Anbau von Eiweißpflanzen auf ökologischen Vorrangflächen wird aufgewertet, da der Gewichtungsfaktor für Leguminosen von 0,7 auf 1 erhöht wird. Als neue Einschränkung kommt jedoch hinzu, dass Eiweißpflanzen auf ökologischen Vorrangflächen nicht mehr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden dürfen.

Leguminosenanbau wird gefördert

Der Anbau von heimischen Leguminosen wird auch durch Projekte wie die bundesweiten Demonetzwerke für Sojabohnen oder für Erbsen und Ackerbohnen gefördert, an denen sich das Land Rheinland-Pfalz ebenfalls beteiligt. Das Landwirtschaftliche Versuchswesen des Landes unterstützt diese Initiativen mit der Durchführung von Landessortenversuchen, um einen genetischen Fortschritt schnell zu erkennen und in die Praxis zu tragen. Die nachfolgend vorgestellten Ergebnisse beruhen zum einen auf den Landes sortenversuchen (LSV) aus Rheinland-Pfalz, werden aber ergänzt durch Daten der benachbarten Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen, um eine ausreichende Datengrundlage zu gewährleisten. Bei der Beurteilung der Sortenleistungen sollten aber vor allem die mehrjährigen Ergebnisse Berücksichtigung finden, denn diese sind Ausdruck von Ertragspotenzial und Ertragsstabilität und bieten die Gewähr, dass sich die Ergebnisse der Versuche auch im praktischen Alltag auf den Betrieben wiederfinden.

Die Ergebnisse zu Futtererbsen

2017 wurden in Rheinland-Pfalz vier Landesortenversuche zu Futtererbsen angelegt. Mit durchschnittlich 43 dt/ha für die Verrechnungssorten Astronaute, Navarro und Respect wurde 2017 in den Versuchen von Rheinland-Pfalz nur ein mittleres Ertragsniveau erreicht, wobei die Erträge zwischen den Standorten stark schwanken. So lag der Ertrag am Hunsrückstandort Kümbdchen mit 60 dt/ha mehr als doppelt so hoch wie der am Eifelstandort Brecht bei Bitburg, der stark unter der Trockenheit litt. Das Sortiment besteht überwiegend aus bekannten Sorten. Als Neuzulassung wird die Sorte LG Amigo geprüft. Die Spitzenerträge liefern in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz die Sorten Navarro, Alvesta und Astronaute.

Die neue Sorte LG Amigo schneidet hier mit 99 Prozent knapp unter dem Mittel der Verrechnungssorten ab. Die sehr standfeste Sorte Respect liegt bekanntermaßen mehrere Prozentpunkte unter den Spitzensorten. Mehrjährig (2013 bis 2017) und überregional, also zusätzlich mit den Daten von Baden-Württemberg und Hessen betrachtet, liegen Astronaute, Alvesta, Navarro vorne und bestätigen ihre Ertragskonstanz. LG Amigo kommt hier mit 101 Prozent auf ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis. Die Beschreibende Sortenliste (BSL) des Bundessortenamtes, welche auf bundesweiten, mehrjährigen Ergebnissen beruht, gibt einen Überblick zu wichtigen Eigenschaften der geprüften Futtererbsensorten. In den nachfolgenden Sortenbeschreibungen wird immer wieder darauf Bezug genommen.

Empfehlungssorten zur Aussaat 2018

Alvesta (Zulassung 2008) bestätigt auch 2017 ihr gutes und sehr stabiles Ertragspotenzial und bleibt damit auch im mehrjährigen Vergleich weiterhin eine Spitzensorte. Die bundesweite Vermehrungsfläche von über 1000 ha ist Zeichen der großen Akzeptanz in der Praxis. Der Rohproteingehalt, der in der Vermarktung kaum eine Rolle spielt, aber bei Eigenverwertung durchaus wichtig ist, liegt etwas unter dem der Konkurrenz. Die Neigung zu Lager wird nach wie vor als gering bis mittel (Note 3) eingestuft. Astronaute (Zulassung 2013) erzielte 2017 etwas schwankende Erträge, bleibt aber im mehrjährigen Vergleich vor Alvesta. Die höchsten Einstufungen für die Merkmale Ertrag und Rohproteinertrag (jeweils Note 9) durch das Bundessortenamt werden eindeutig bestätigt, so dass Astronaute uneingeschränkt empfohlen werden kann, zumal sie mit Note 2 für Lageranfälligkeit auch noch etwas standfester als Alvesta ist. Sie weist bundesweit mit Abstand die größte Vermehrungsfläche auf.

Die Sorte Respect (Zulassung 2007) ist die Sorte für Betriebe, die großen Wert auf Standfestigkeit und Beerntbarkeit legen. Denn die Sorte bleibt bekanntermaßen ertraglich deutlich hinter Astronaute und Alvesta zurück. Sie weist die größte Bestandeshöhe von allen geprüften Sorten vor der Ernte auf. Bei Rohproteingehalt liegt sie nach den LSV-Ergebnissen etwas über Alvesta. Bundesweit kommt sie 2017 auf die vierthöchste Vermehrungsfläche. Salamanca (Zulassung 2009) gehört ebenfalls zu den standfesten Sorten und ist auch in der Beschreibenden Sortenliste 2017 wieder mit Note 1 eingestuft, wobei sie in den LSV nicht ganz das Niveau von Respect erreicht. Hinsichtlich Ertrag liegt sie zwischen den Spitzensorten und Respect. Über ihren leicht überdurchschnittlichen Rohproteingehalt kann sie hinsichtlich Rohproteinertrag leicht aufholen und liegt dann in etwa gleichauf mit Alvesta.

Weitere Sorten:

Navarro (Zulassung 2010) konnte wieder überzeugen und liegt deshalb mehrjährig betrachtet nur leicht unter dem Niveau von Alvesta. Die bundesweite Vermehrungsfläche lag allerdings 2017 nur noch bei 45 ha, so dass die Sorte aus der Empfehlung genommen wurde. Die neue Sorte LG Amigo (Zulassung 2016) erreicht bisher nur durchschnittliche Ergebnisse. Die schwächere Tausendkornmasse (ca. 10 Prozent niedriger) hat den Vorteil von etwas geringeren Saatgutkosten. Die Sorte muss 2018 nochmals geprüft werden.

Ergebnisse der Ackerbohnenversuche

2017 wurden in Rheinland-Pfalz zwei Versuche, in Hessen ein Versuch und in Baden-Württemberg zwei Versuche angelegt. Der Ackerbohnenversuch in Brecht wurde wegen starker Trockenschäden abgebrochen, so dass letztendlich vier Versuche aus den drei Bundesländern auswertbar waren. Das Ertragsniveau der Standorte reichte von 33,0 dt/ha für Biedesheim bis 52,7 dt/ha in Orschweier, also insgesamt kein Spitzenjahr. Das Sortiment besteht aus langjährig bekannten Sorten und der Neuzulassung Birgit. Diesjährig bilden wieder die Sorten Tiffany, Fanfare und Fuego die Spitzengruppe, während die Sorte Birgit mit 92 Prozent etwas enttäuscht. Diese Reihenfolge bestätigt sich auch mehrjährig, wobei in dieser Betrachtungsweise Birgit mit einem Relativertrag von 95 Prozent etwas aufholen kann.

Zu Tiffany wieder der Hinweis: Sie zeichnet sich als vicin-/convicinarme Sorte aus, was in der Fütterung von Legehennen von Bedeutung ist. Die Sorte Taifun kann mit Tanninarmut punkten, dies muss aber auch entsprechend honoriert werden, da die Ertragsleistung doch deutlich geringer ist. Wichtige Eigenschaften der Sorten sind iim Auszug der Beschreibenden Sortenliste 2017 des Bundessortenamtes dargestellt.

 – LW 3/2018