Körnermais kann eine Alternative sein

Jahrestagung Deutsches Maiskomitee

In Deutschland wird auf rund 2 Mio. Hektar Mais angebaut. Der größte Anteil davon ist Silomais, der als Futter für Kühe und als Substrat für Biogasanlagen genutzt wird. Der Anteil von Körnermais könnte künftig deutlich zunehmen. Auf der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees in Mannheim war der Anbau von Körnermais ein Thema, es wurden aber auch die Verbraucherwünsche sowie der globale Handel mit Agrarprodukten betrachtet.

Cort Brinkmann ist nicht der Ansicht, dass in Deutschland künftig mehr Mais, vor allem Körnermais, angebaut wird.

Foto: Brammert-Schröder

Der Körnermaisanbau ist im Süddeutschen Raum ein fester Bestandteil der Fruchtfolgen. Ist Körnermais auch eine Alternative für Betriebe in Nord- und Nordostdeutschland? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Geschäftsführer der Ländlichen Betriebsgründungs- und Beratungsgesellschaft (LBB) in Göttingen, Cort Brinkmann, auf der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees kürzlich in Mannheim.

Brinkmann ist nicht der Ansicht, dass in Deutschland künftig mehr Mais angebaut wird. Er geht aber davon aus, dass sich die Anteile von Silomais hin zu mehr Körnermais verschieben werden. „Die Erzeugung von Biogas wird zurückgehen, die Anzahl der Kühe bleibt gleich“, so Brinkmann in Mannheim. Seiner Einschätzung nach werden mehr Betriebe Körnermais anbauen, aus verschiedenen Gründen.

Durch Zuchtfortschritte reife der Körnermais früher ab und habe eine zügigere Jugendentwicklung sowie eine bessere Kältetoleranz, so dass er auch im Norden und Nordosten angebaut werden könne. Auch die steigenden Temperaturen würden den Maisanbau begünstigen. „Außerdem sprechen einige pflanzenbaulichen Aspekte für den Mais. Er kann enge Raps-Getreidefruchtfolgen auflockern und Arbeitsspitzen im Herbst brechen. Mais ermöglicht den Anbau von Zwischenfrüchten und hat eine gute N-Effizienz“, erklärte Brinkmann.

Enorme Unterschiede bei den Trocknungskosten

Doch ein Selbstläufer ist der Anbau von Körnermais nicht. Der Berater sprach die Herausforderungen deutlich an. Aus pflanzenbaulicher Sicht sei die späte Ernte ab Anfang Oktober bis in den November hinein, je nach Standort, ein Problem. „Die beste Folgefrucht ist entweder Silomais oder eine andere Sommerung. Eventuell ist auch Soja eine Alternative, wenn 2,5 bis 3 t/ha geerntet werden“, sagte Brinkmann. Nicht unterschätzen sollten die Landwirte, dass sie bei Körnermais eine enorme Schlagkraft bei der Abfuhr und bei der Trocknung benötigen. „Beim Feuchtmais benötigen wir rund 50 Prozent mehr Transportvolumen als bei Getreide, wenn teilweise bis zu 15 t/ha geerntet wird.“ Zudem seien beim Handel oder aber beim Landwirt selbst leistungsstarke Trockner erforderlich. „An-dernfalls muss die Ernte „portions­gerecht“ über Wochen laufen“, führte der Berater mit Blick auf die kurze Lagerfähigkeit des Körnermaises ohne Trocknung.

Als großen Nachteil sieht Brinkmann die uneinheitlichen Abrechnungsmodalitäten beim Handel. Es gebe unterschiedliche Zielfeuchten von 14 bis 15 Prozent, und auch die Feststellung des Feuchtegehalts sei nicht immer transparent und nachvollziehbar. Große Unterschiede gebe es auch bei den Trocknungskosten, die sich je nach Händler zwischen 0,8 und 1,10 Euro je Tonne und Prozent Erntefeuchte. „Bei 25 Prozent Erntefeuchte entstehen Trocknungskosten von 20 bis 27 Euro/t und bei 35 Prozent Restfeuchte 27 bis 38 Euro/t“, machte Brinkmann deutlich.

„Eine sichere Abreife und geringe Restfeuchten in der Ernte sind daher züchterisch sehr wichtige Ziele, besonders, wenn im Nord/Nordosten der Anbau ausgeweitet werden soll“, brauchte es der Berater auf den Punkt.

Agrarhandel spielt im Weltgeschehen nur kleine Rolle

Der globale Agrarhandel ist seit dem Jahr 2000 enorm gewachsen. Wie wirkt sich Donald Trumps America first-Haltung und die entsprechende US-Politik auf den globalen Agrarmarkt aus? Prof. Dr. Martin Banse vom Thünen-Institut in Braunschweig beleuchtete in seinem Vortrag die Handelspolitik der USA und die Folgen, die sich daraus ergeben.

„Der globale Agrarhandel schreibt seit über 50 Jahren eine große Erfolgsstory“, sagte Banse. Allerdings stehe die globale Landwirtschaft jetzt vor großen Herausforderungen. Experten gehen davon aus, dass es bis zum Jahr 2050 ein Bevölkerungswachstum von 35 Prozent geben wird, vor allem in Asien, Afrika und Latein Amerika. Alle müssen ernährt werden. „Reichere Menschen essen mehr Nahrungsmittel, es wird einen steigenden Konsum an verarbeiteten Lebensmitteln geben“, erklärte Banse. Dem gegenüber stehe eine verschärfte Knappheit der Ressourcen und zumindest hier in Deutschland gewandelte Erwartungen der Verbraucher an eine moderne Landwirtschaft.

Banse machte deutlich, dass die USA für Deutschland nicht nur ein wichtiger Handelspartner ist, sondern dass beide Länder auch wichtige Investitions­standorte füreinander sind. „Der Außenhandel beider Länder ist geprägt von Industrieprodukten und Dienstleistungen, landwirtschaftliche Produkte machen nicht einmal ein Prozent aus“, so Banse.

Das größte Handelsdefizit habe die USA mit China, deren Importe in die USA die Exporte deutlich übersteigen. „Deshalb ist China in den Fokus der USA geraten und nicht die EU.“ Banse machte deutlich, dass Trump sehr ernst genommen werden sollte, denn er handele aus seiner Sicht sehr strikt. „Trump wird den Welthandel zwar nicht verändern, aber er kann ihn beeinflussen“, ist sich der Wissenschaftler sicher. Noch sei nicht sicher, welche Folgen die zunehmende protektionistische Politik Amerikas für Amerika selber und ihre internationalen Handelspartner habe.

Mehr Geschichten über die Landwirtschaft erzählen

Was erwartet der Verbraucher von den Landwirten? Damit beschäftigte sich Dr. Johannes Simons von der Uni Bonn in seinem Vortrag. „Landwirte sollen umweltfreundlich, naturnah, nachhaltig und tiergerecht arbeiten. Das ist das Ergebnis einer ima-Berfragung von Verbrauchern“, erklärte Simons. „In der Wahrnehmung der Verbraucher wird die Landwirtschaft diesen Erwartungen in weiten Teilen nicht gerecht.“ Allerdings würden die Verbraucher die komplexen Zusammenhänge der Lebensmittelerzeugung nur diffus verstehen.

Deshalb urteilten sie mit einer Psycho-Logik und nicht mit einer Sach-Logik. „In der Psycho-Logik spielen Ängste eine große Rolle. Wer wenig weiß, kann sich oft vieles vorstellen. Und wer wenig weiß, kann auf der Basis von Sachargumenten kaum beurteilen, wem er glauben kann“, verdeutlichte der Marktforscher. Hinzu komme, dass in einer schnelllebigen und globalisierten Welt die Bilder von einer musealen Landwirtschaft für die Verbraucher eine hohe Attraktivität haben. „Traditionen haben einen großen Stellenwert, sie stehen für Bodenständigkeit. Auch Begriffe wie Heimat und regionale Landwirtschaft kommen gut an“, so Simons. „Wir brauchen eine Balance zwischen Entwicklung und Tradition.“

Nicht-Regierungsorganisationen griffen die Psycho-Logik auf und formulierten ihre Kritik. Und das mit Erfolg, denn der Lebensmitteleinzelhandel geht nach den Worten Simons darauf ein und gebe diese Forderungen in Form von konkreten Anforderungen an seine Lieferanten weiter. „Der LEH treibt damit die Nachhaltigkeit“, so Simons. Bei Obst und Gemüse haben die NGOs einen großen Einfluss, setzen ihre eigenen Rückstandshöchstmengen jenseits des Gesetzes fest. „Vor allem der Discount greift diese Forderungen auf. So haben sie innerhalb von drei Jahren den Markt für gentechnikfreie Milch umgekrempelt.“ Simons zog daraus den Schluss, dass die Landwirte die Psycho-Logik der Verbraucher verstehen müssen, um ihre Sprache zu sprechen und mit ihnen zu kommunizieren.

„Sachargumente überzeugen nicht. Erzählen Sie Ihre Geschichte!“, ermunterte der Wissenschaftler. Es gebe viele Möglichkeiten, den Verbrauchern die Weiterentwicklung der Landwirt zur einer nachhaltigen Produktion zu erzählen – gerade wenn Technik im Spiel ist, denn die sei für sich schon faszinierend. „Schauen Sie aus Sicht der Verbraucher“, riet Simons den Landwirten. Dazu gehöre auch, nicht immer als Opfer wahrgenommen zu werden. Denn Opfer haben kein gutes Image.

Auf zunehmende Extremwetterlagen einstellen

„War das heiße Jahr 2018 ein Ausnahmejahr oder müssen wir uns auf weitere trockene Jahre einstellen?“, fragte Udo Busch vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. „Durch die Auswirkungen des Klimawandels können solche stabilen Wetterlagen, wie wir sie in diesem Jahr erlebt haben, deutlich häufiger auftreten als bisher“, sagte er. Es könne aber genauso gut vermehrt zu stabilen Tiefdruckgebieten mit wiederholtem Starkregen kommen.

Zudem sei eine Tendenz zu Extremniederschlägen an einzelnen Orten zu beobachten, nicht nur in Mittelgebirgen, sondern auch im Flachland. „Die Landwirtschaft muss sich auf mehr Extremwetterlagen einstellen“, sagte Busch. Grundsätzlich bleibe die hohe Variabilität des Klimas aber erhalten.

Imke Brammert-Schröder – LW 49/2018