Körnermais hat doch noch die Kurve gekriegt
Landessortenversuche Körnermais 2017
Einige Körnermaisanbauer in der Südpfalz wagten erstmals eine Aussaat schon am 28 März. Die meisten Körnermaisflächen wurden aber wie üblich in der zweiten Aprilhälfte bestellt. Frostbedingte Blattverluste am 20. April führten dazu, dass die später gesäten Maisbestände in der Entwicklung zu den Frühstartern aufschließen konnten. Horst Frei, Dr. Albert Anderl und Marko Götz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück berichten, wie sich die Prüfsorten unter diesen Bedingungen in den Landessortenversuchen bewährt haben.

Foto: agrar-press
Niederschläge und Wärme im Sommer retteten den Ertrag
Dass letztlich sowohl in den Landessortenversuchen (LSV) als auch in der Praxis hohe Körnermaiserträge gedroschen werden konnten, ist den kräftigen und gut verteilten Niederschlägen bei gleichzeitig warmen Temperaturen im Juli und August zu verdanken. Ein direkter Vergleich der Erträge in den Landessortenversuchen zwischen den Jahren 2017 und 2016 ist eigentlich nur beim Frühsortiment möglich, denn nur in diesem Sortiment wurden in beiden Jahren die gleichen Verrechnungssorten als Maßstab verwendet und es wurde an den gleichen Standorten geprüft. Für die Frühsorten waren die Erträge des Jahres 2017 mit durchschnittlich 124,1 dt/ha trockener Ware ein gutes Ergebnis, allerdings lag es um 13,5 dt/ha niedriger als das Spitzenergebnis im LSV-Jahr 2016 mit 137,6 dt/ha. Bei weiteren Vergleichen sollte man sich auch nicht davon irritieren lassen, dass im Durchschnitt der VRS und aller Standorte die mittelfrühen Sorten 135,8 dt/ha erzielten, während die mittelspäten Sorten nur 132,8 dt/ha erreichten. Hieraus kann man nicht ableiten, dass die mittelfrühen Sorten ertragsstärker wären, denn zum einen wurden die LSV der beiden Sortimente an verschiedenen Standorten angelegt und zum zweiten wurden beim mittelfrühen Sortiment recht ertragsstarke Sorten als VRS verwendet, während beim mittelspäten Sortiment die VRS bezüglich Ertrag nur in der unteren Tabellenhälfte rangieren.
Versuchsstandorte der verschiedenen Sortimente
Das frühe Sortiment wurde im Anbaujahr 2017 in Rheinland-Pfalz nicht geprüft. In Tabelle 1 sind die Erträge der Prüfsorten von den vier Versuchsstandorten in Baden-Württemberg zu finden. Zwischen den Standorten gibt es deutliche Unterschiede in der Höhenlage. Die Spanne reicht von Ladenburg im Rheintal (100 m ü. NN) über Kupferzell (350 m ü. NN), Boxberg (360 m ü. NN) bis Tailfingen (450 m ü. NN). Der durchschnittliche TS-Gehalt der VRS lag 2017 bei 72,7 Prozent, im Jahr 2016 aber sogar bei 74,7 Prozent. Diese Werte dienen als Bezugswerte zur Berechnung der Reifezahlen in der Tabelle 2. Das mittelfrühe und das mittelspäte Sortiment wurden am südpfälzischen Standort Minfeld (130 m ü. NN) und an jeweils vier Standorten in Baden-Württemberg angebaut (Tabellen 4 und 7). Der Standort Kraichtal liegt auf 210 m ü. NN, Orschweier auf 166 und Bönnigheim auf 230 m ü. NN. Beim Vergleich der Erträge der Verrechnungssorten auf den einzelnen Standorten zeigt sich, dass beim mittelfrühen Sortiment die Erträge über alle Standorte etwa das gleiche Niveau erreichten, lediglich auf dem höchstgelegenen Standort Tailfingen wurden wegen günstigerer Wasserversorgung höhere Erträge (allerdings mit höherer Druschfeuchte) erzielt. Beim mittelspäten Sortiment blieben die Erträge in Minfeld unter dem Durchschnitt aller Standorte. Auch hier dürfte die Wasserversorgung bis Anfang Juli ausschlaggebend gewesen sein. In Ladenburg werden die Versuche beregnet, in Kraichtal und besonders in Orschweier liegen die Niederschläge deutlich höher.
Krankheitsgeschehen auf geringem Niveau
In Minfeld wie an den meisten baden-württembergischen Standorten blieb der bonitierte Maiszünslerbefall in diesem Jahr auf geringem bis mittlerem Niveau, allerdings gab es im mittelfrühen Sortiment in Kupferzell bei einigen Sorten starken Befall bis 75,7 Prozent und in Tailfingen bis zu 57 Prozent sowie im mittelspäten Sortiment in Orschweier bis zu 29,7 Prozent. Blattfleckenkrankheiten und sichtbarer Fusariumbefall wurden an keinem Versuchsstandort festgestellt, der Befall mit Stängelfäule blieb überall auf niedrigem Niveau. Zu einer umfassenderen Beurteilung sind in den Tabellen 2, 5 und 8 die Ertragswertzahlen dargestellt, die die Sorten in den letzten drei LSV-Jahren erreicht haben. In diese Bewertung gehen außer dem Relativertrag der Sorte (=Ertragszahl) auch der Wassergehalt der Körner beim Drusch und die Lagerneigung der Sorte ein. Die Reifezahl wird berechnet aus der Abweichung der Korntrockenmasse vom Durchschnitt der Verrechnungssorten, multipliziert mit einem Verrechnungsfaktor von 2,5. Eine positive Reifezahl steht also für eine überdurchschnittliche Korntrockenmasse. Die Lagerzahl wird ermittelt als Differenz zwischen dem Prozentsatz lagernder Pflanzen der Verrechnungssorten und dem Prozentsatz lagernder Pflanzen der Prüfsorte. Positive Lagerzahlen weisen auf standfeste Sorten hin, negative auf Sorten mit Lagerneigung. Nennenswertes Lager trat lediglich im Versuchsjahr 2015 im mittelfrühen und im mittelspäten Prüfsortiment an einigen Versuchsstandorten auf, sodass es nur hier für einzelne Sorten größere Zu- und Abschläge bei der Lagerzahl gab. Die Ergebnisse der Landessortenversuche bilden zusammen mit der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes (Tabellen 3, 6 und 9) die Grundlage für die Anbauempfehlungen. Die zur Aussaat im Jahr 2018 empfohlenen Sorten werden nachfolgend kurz beschrieben. Die Reihenfolge der Sorten entspricht der zunehmenden Reifedauer und innerhalb der gleichen Körnerreifezahl der alphabetischen Folge der Sortennamen.
– LW 1/2018