Kompoststall für Mutterkühe

Odenwälder Fleischrinderhalter besichtigten Betrieb in Fürth

In Anbetracht der knappen und teuren Strohverfügbarkeit hat sich Familie Bauer aus Weschnitz bei Fürth im Odenwald nach einer Einstreualternative umgeschaut. Seit August letzten Jahres nutzt man Grünschnittkompost als Einstreumaterial. Die Interessengemeinschaft Odenwäl­der Fleischrinderhalter besuchte den Betrieb. Angela Mögel vom LLH Griesheim berichtet.

Mit einem Rotorvator wird alle zwei Tage die Einstreu durchgemischt, die Rinder werden dabei in den separaten Fressbereich abgesperrt.

Foto: Angela Mögel

Rund 40 Landwirte besuchten den Betrieb von Michael und Christine Bauer in Weschnitz. Im August letzten Jahres hat der Betriebsleiter begonnen, den Liegebereich des Zweiraum-Laufstalles mit einer 30 bis 40 cm hohen Schicht Grünschnittkompost einzustreuen. Wie der Na­me des Einstreumaterials es schon sagt, handelt es sich dabei nicht um Kompost aus Bioabfall der braunen Tonne, sondern um Laub, Gras, Gehölzschnitt und Baumreisig. Das Material wird noch in der Kompostanlage gesiebt und hat als Einstreumaterial eine Größe von 0 bis 30 mm. In Berührung mit Luftsauerstoff verwandeln Bakterien und Pilze das organische Material zu Kohlendioxid und Wasser um. Die dabei entstehende Wärme trocknet das Material. Dieser Vorgang läuft auch in einem Kompoststall ab. Das Material muss nicht zwangsläufig Kompost sein. Mit Sägemehl funktioniert das System ebenfalls.

Betriebsleiter Bauer führte den Besuchern das Bearbeiten der Einstreu vor. Mit einem Rotorvator durchmischt er alle zwei Tage die Einstreu. Die Rinder werden dabei in den separaten Fressbereich abgesperrt. Die Durchmischung des Kot und Urins mit dem Einstreumaterial ermöglicht den eigentlichen Kom­postierungsvorgang.

Das organische Material wird aufgrund der Vermengung und Belüftung kompostiert. Die entstehende Prozesswärme trocknet die Oberfläche ab. Bauer wechselt aktuell alle vier Wochen den kompletten Kompost aus. „Sobald die Tiere beginnen das Material durchzutreten, muss das Material komplett ausgetauscht werden“ so der Landwirt. Die aktuelle Belegdichte beträgt 8 m² pro Tier (inklusive befestigter Fressbereich). Für dieses System ist das ein hoher Tierbesatz.

Kostenvergleich der Verfahren

Im Anschluss stellte Bauer die Kosten von Stroh- und Grün­schnittkomposteinstreu seines Betriebes gegenüber. Neben den Kosten für das Stroh (im Jahr 2010 waren es 70 Euro/ ha) muss er die Maschinen- und Arbeits­kos­­ten des Strohpressens und des Transportes berechnen. Demgegenüber stehen die Kosten des Grünschnittkompostes (1,30 Euro/m³, das sind cirka 3,6 Euro/t) und dessen Transport. Für die 150 m² umfassende Einstreufläche benötigt Bauer circa 25 t Grünschnittkompost für eine Einstreuhöhe von 35 cm. Der niedrigere Kostenaufwand liegt eindeutig beim Grünschnitt­kompost. Bauer betont auch die Unabhängigkeit gegenüber dem Wetter. Es gibt keine Probleme, wenn es während des Komposttransportes regnet.

Regnet es allerdings auf die Strohschwaden entstehen Folgekosten für weitere Arbeitsschritte. Ein höherer Kosten- und Arbeitsaufwand entsteht durch mehrmaliges Entmisten des Kom­postes gegen­über der Stroh­­einstreu. Je nach Witterungsbedingungen kann der Kompostmist direkt ausgebracht werden. Das mehrmonatige Rotten wie es beim Strohmist notwendig ist, entfällt. Summa Summarum ist Grünschnittkompost für den Betriebsleiter das kostengünstigere Material.

Grünschnittkompost hat einen Trockensubstanzgehalt (TS) von circa 55 Prozent. Die Trockenmasse von Stroh liegt zwischen 85 und 92 Prozent. Der untersuchte Strohmist des Betriebes Bauer ergab eine TS von 24 Prozent und einen Gesamtstickstoffgehalt von 6 kg/ t Organische Substanz (OS). Der Stallmist aus Grünschnittkompost wies eine TS von 34 Prozent mit einem Gesamtstickstoffgehalt von 5,7 kg/ t OS auf.

Im Anschluss folgten weitere Fachveranstaltungen, Lehrfahr­ten und Betriebsbesu­che. Wer sich für die Themen in der Mutterkuhhaltung interessiert, kann sich gern der IG Odenwälder Fleischrinderhalter anschließen. Weitere Informationen erhält man unter Tel.: 06167/481 (Robert Brandt) oder Tel.: 06155/7980039 (Angela Mögel).