Kontrast im Glas

Weinprobe statt Weinnacht bei den AgrarWinterTagen

Als fester Bestandteil der Agrartage gilt schon seit vielen Jahren die Jung.Wein.Nacht der Landjugend RheinhessenPfalz. Trotz aller Umstände durfte diese natürlich im Jahr 2021 nicht fehlen. So wurde aus der Jung.Wein.Nacht kurzerhand eine Online-Jungweinprobe.

Im Studio war Moderatorin Katrin Saaler (l.) mit den Schülerinnen Jennifer Henn (Mitte) und Yara Kühnemann (r.). Sie stellten die Weinlinie „Kontrast“ unterhaltsam vor. Drei Kameras, unendlich viele Kabel und zahlreiche Bildschirme ermöglichten die Übertragung ins Netz.

Foto: DLR RNH

Als feststand, dass die AgrarWinterTage 2021 vollkommen im Onlineformat stattfinden müssen, war für Norbert Breier und Matthias Gutzler vom DLR RNH sofort klar, dass auch der Donnerstagabend seinen Platz finden muss. Es entstand die Idee, anstatt der Jung.Wein.Nacht eine Online-Jungweinprobe auszurichten. Auch die Auswahl der Weine war klar: Es wurden die Weine des Projekts der Oppenheimer Fachschüler präsentiert. So bekamen die Fachschüler, die ihre Projektweine normalerweise traditionell an ihrem Stand auf den AgrarWinterTagen vorgestellt hätten, eine hervorragende Plattform.

Gekonnt übernahm Kathrin Saaler die Moderation des Abends, der unterhaltsam zwischen Zwiegespräch, Live-Zuschalte, lebhaften Weinbeschreibungen und Videos der Fachschüler wechselte. Viele Teilnehmer nutzten die Chatfunktion der Weinprobe, um eigene Kommentare und Fragen in das Online-Geschehen einzuspielen. Umrahmt wurde das Programm durch das erst neu gegründete Duett Winecoustic. Als Sängerin begeisterte die ehemalige Rheinhessische Weinprinzessin Katja Hattemer das Publikum vor den Bildschirmen. Wer bei der Weinprobe mitmachen wollte, konnte sich zuvor ein Paket mit den Weinen des Abends bestellen. Aber nur wenn er schnell genug war, denn insgesamt verkauften die Schüler über den Online-Weinshop „YouWine.de“ 140 Weinpakete und waren damit schon zehn Tage vor der Veranstaltung restlos ausverkauft.

Zwei Projekte laufen zusammen

Einen Ausreißer gab es gleich zu Beginn der Probe: Der erste Wein kam nämlich nicht aus Oppenheim, sondern aus Weinsberg und war ein PetNat (Pétillant Naturel). Gina Gehring und Jörg Bockius wechselten nach ihrer Ausbildung zum Wirtschafter vom DLR Oppenheim an die LVWO nach Weinsberg.

Das in Weinsberg durchgeführte Sektprojekt beginnt allerdings schon am Anfang der zweijährigen Ausbildung, um die Weinproduktion und die Zeit der Flaschenlagerung abzudecken. Um doch noch mitmachen – und rechtzeitig fertig werden – zu können, hatten Gina und Jörg eine pfiffige Idee und entschieden sich für die Produktion eines PetNats. „Roihessisch Gebabbel“ nannten sie den mit natürlicher Restsüße endvergorenen und dadurch naturtrüben Schaumwein aus Schwarzriesling-Trauben.

Nach dem prickelnden Einstieg konnten die Zuschauer mit dem ersten Riesling der Fachschüler beginnen. „Kontrast“ nennen sie ihre Weinlinie aus acht Weinen. Die Schülerinnen Jennifer Henn und Yara Kühnemann erklärten im Interview mit Kathrin Saaler über den Abend hinweg die Entstehung der Weinlinie. Dabei wurde die Idee hinter dem Projekt deutlich. Die Weinlinie „Kontrast“ steht für Charakterköpfe, und zwar im Sinne der Weine sowie der Winzer selbst. So soll die Linie auch „die Kontraste in der Klasse widerspiegeln“, erklärte die ehemalige rheinhessische Weinprinzessin Jennifer Henn. Dass es nicht immer ganz einfach war, mit so vielen unterschiedlichen Charakteren auf einen Nenner zu kommen, wurde deutlich: „Wir hatten unterschiedliche Meinungen und mussten auch lernen, mit diesen umzugehen. Das war auch ein Lernprozess in diesem Projekt“, resümierte Yara Kühnemann im Interview.

Da keine Rebsorte ihr Terroir so sehr widerspiegelt wie der Riesling, nutzten die Fachschüler diese Rebsorte, um die vier Weinanbaugebiete vorzustellen, aus denen sie kommen. Dabei wurde der Zuschauer mitgenommen auf eine kleine Reise in die Anbaugebiete der Weine, den er gerade im Glas hatte. In jedem dieser Video-Einspieler beantwortete einer der 19 Fachschüler Fragen wie: Was bedeutet Heimat? Was macht dein Anbaugebiet besonders? Was macht diesen Projektwein besonders?

Riesling zeigt Heimat und Herkunft

Die Rieslinge wurden ergänzt durch vier weitere Rebsorten. So hatten die Fachschüler auch für den Roten Riesling, den Cabernet blanc, den Goldmuskateller und den Silvaner aus dem Barrique einen kurzen Einspieler parat, in dem der Zuschauer mehr zur Rebsorte, zur Produktion und zur Idee hinter dieser Rebsorte in der Weinlinie „Kontrast“ erfuhr.

Die Rheinhessische Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin Eva Müller hat ihren Techniker in Bad Kreuznach gemacht und gab im Interview zu: „Wir beneiden die Oppenheimer Fachschüler um das Projekt. Ich finde es toll, wie viele Gedanken sich die Schüler machen und das gesamte Konzept durcharbeiten. Vom Weinberg bis zur Vermarktung – das ist einfach praxisnah.“

Einen tiefen Einblick in das Schülerprojekt, das schon seit einigen Jahren immer mit der Techniker-Klasse am DLR RNH in Oppenheim durchgeführt wird, leistete dann ein Interview der dafür verantwortlichen Schullehrer. Matthias Gutzler, Andreas Schwalb, Bernhard Degünther, Karin Mattstädt und Norbert Breier standen dabei den Fragen der Schüler Rede und Antwort. Degünther erklärte dabei: „Wir geben den Schülern den Rahmen vor“. Im August treffe man sich zum ersten Mal und dann haben die Schüler kurz Zeit, um zu erfahren, was das Projekt ist und müssen sich für eine Fahrtrichtung entscheiden.

Während des Projektes lernen die Schüler auch die Arbeit mit einer Agentur kennen. „Diese Zusammenarbeit ist eine gute Erfahrung“, verdeutlicht Matthias Gutzler. Dabei wird nicht jedes Jahr die gleiche Agentur genommen, sondern auch solche, die noch nicht so bekannt sind. In diesem Jahr war es die Agentur Schönski, die auf das DLR RNH selbst zukam. Die drei jungen Frauen blickten in einem kurzen Interview mit Kathrin Saaler auf die Zusammenarbeit mit den Schülern zurück, in der sie einige Kreativtechniken nutzten. „Es war eine spannende Herausforderung“, resümierten die drei Grafikerinnen.

Das Fazit des Projektes fasste Jennifer Henn zusammen. „Wir haben das Projekt gut und schnell gemeinsam gestemmt und können auch stolz auf uns sein.“ Eine Aussage, der sich sicherlich jeder Zuschauer an diesem gelungenen Abend anschließen konnte.

Isabelle Willersinn – LW 5/2021