Kosten im Ackerbau senken

FLV-Vortrag über Sparen mit Fruchtfolge und Bodenbearbeitung

„Für uns ist die Fruchtfolgegestaltung ein hoch effizientes pflanzenbauliches Werkzeug. Sie muss das wirtschaftliche Optimum unserer Betriebe bringen“, so der Vorsitzende des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins (FLV), Karlheinz Gritsch, beim FLV-Vortragsabend. Dr. Marco Schneider vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen sprach über „Kostenoptimierung im Ackerbau – Welchen Beitrag kann die Fruchtfolge leisten?“

Dr. Marco Schneider, Landwirtschafts-zentrum Eichhof.

Foto: Jörg Rühlemann

Die Vollkosten für Weizen lägen in hessischen Vollerwerbsbetrieben über 100 ha aktuell bei knapp unter 20 Euro/dt, wie die Auswertung des Testbetriebsnetzes zeige. Wesentlich sei dieser Wert auch in Relation zum ähnlich hohen gegenwärtigen Weizenpreis, so Schneider. Mit fast 8 Euro/dt seien die Arbeitserledigungskosten am höchsten, gefolgt von dem Betrag der Direktkosten, der Pacht und den sonstigen Kosten.

Während die Betriebe heute auf die Direktkosten wie für Saatgut, Düngung, Pflanzenschutz, Trocknung , Lagerung, Versicherung und Zinsansatz Feldinventar kaum noch Einfluss hätten, sei dies bei den Arbeitserledigungskosten um so mehr der Fall. Hierzu zählten die Kosten für Fremdpersonal, Lohnansatz, Lohnunternehmer, Maschinenmiete sowie für feste und variable Maschinenkosten.

Arbeitserledigung wichtig

„Ein guter Betrieb hat niedrige Kosten der Arbeitserledigung“, so die Erfahrung des Referenten aus der Betreuung und Untersuchung von Betrieben. Und hierbei spielten die Fruchtfolge und das Bodenbearbeitungssystem eine entscheidende Rolle.

Da Pacht, Gemeinkosten und sons­tige Kosten bei der ökonomi­schen Bewertung pflanzenbauli­cher Maßnahmen und Fra­­­gestellungen keine Bedeutung hätten, würde auf sie bei diesen Untersuchungen und Berechnungen verzichtet. Stattdessen werde bei der Auswertung pflanzenbaulicher Systemversuche der Begriff der Direkt- und arbeiterledigungskostenfreien Leistung (DAL) ver­wendet. DAL entspräche dem Geldrohertrag (Markterlös plus produktionsgebundene Direktzahlungen) abzüglich Direktkosten und Arbeitserledigungskosten. Im Übrigen basierten die hier vorgetragenen Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Untersuchung und Modellkalkulation größerer Betriebe. Bei 40- oder 50-ha-Betrieben seien sie nur ge­ring erkennbar.

Standortunterschiede bestehen

Vergleiche man unterschiedliche Vorfrüchte (Blattfrucht und Weizen) sowie Bodenbearbeitungsverfahren (Pflug und konservierend/Mulchsaat) zu Winterweizen an verschiedenen Stand­orten, so zeigten Betriebsvergleiche Folgendes:

  • Bördelagen: keine oder kaum Ertragsunterschiede (100 bis 97dt/ha),
  • Aueböden: Mulchsaat nach Blattfrucht leicht ertragssteigernd (89 gegenüber 87dt/ha), bei Stoppelweizen praktisch gleich (82 und 83 dt/ha),
  • Höhenlagen: Ertragsvorteile bei Pflugeinsatz (86 und 81 dt/ha) und nach Blattfrucht (66 und 56 dt/ha),
  • Sandböden: Ertragssteigerung bei Mulchsaat (96 statt 85 dt/ha bei Blattfrucht, 70 statt 68 dt/ha bei Stoppelweizen).

Ertragsfeststellungen nach der Besonderen Ernteermittlung (BEE) in hunderten von Betrieben in Hessen im Zeitraum von 2005 bis 2010 ergaben leichte Vorteile der Mulchsaat bei Vorfrucht Raps (83 statt 80 dt/ha) und fast Gleichheit bei Vorfrucht Zuckerrüben (82 und 83 dt/ha). „Nach Raps wird Weizen seit Jahrzehnten pfluglos ertragreich angebaut“, so der Referent. Stoppelweizen zeige bei Mulchsaat geringe Ertragsabfälle: 76 statt 78 dt/ha.

Nach der Vorfrucht Mais gab es stärkere Unterschie­de: 75 dt/ha bei Mulchsaat und 79 dt/ha beim Pflugeinsatz. Mais werde als Vorfrucht immer wichtiger. Problematisch werde es speziell in Nordhessen, wenn Bio­gasmais Mitte Oktober geerntet wird und sich bis zur Weizenaussaat kaum Vegetationsruhezeit ergibt.

Bewirtschaftungssysteme

Anhand eines 300-ha-Modellbetriebes verglich Schneider die ökonomische Bewertung verschiedener Bewirtschaftungssys­teme. Der Vergleich einer getreidebetonten Fruchtfolge (Raps-Weizen-Weizen-Weizen) je mit Pflugeinsatz und konservierend mit einer angepassten beziehungsweise erweiterten Fruchtfolge (Raps-Weizen-Ackerbohnen in Bördelagen und Lupine bei östlichen Sandstandorten-Weizen) zeigt folgendes:

  • Auf Bördestandorten von 69 über 90 auf 128 Euro/ha steigende DAL bei sinkenden Direktkosten (411 über 430 auf 380 Euro/ha) und sinkenden Arbeitserledigungskosten (453 über 388 und 349 Euro/ha). Die Arbeitserledigungskosten sinken, weil weniger Maschinen vorgehalten werden müssen und bei Mulch- oder Direktsaat „der Störfaktor Stroh entfällt“.
  • Auf Sandstandorten mit mittlerer bis schwacher Ertragsfähigkeit müssen Betriebe mit ge­treide­betonten Fruchtfolgen negative DAL (minus 137 und minus 41 Euro/ha) „mit der Prämie auffangen, um zu überleben“. Dank der „Kostenbremse Sommerung“ würden bei erweiterter Fruchtfolge mit Blauer Lupine gerade noch 28 Euro/ha erreicht.

Stückkosten der Verfahren

Die Stückkosten verschiedener Verfahren bei der Weizenproduktion zeigen auf einem Bördestandort mit hohen Erträgen zwar sinkende Tendenz von 8,78 (Stoppelweizen, Pflug) auf 7,54 /dt, was aber „nicht so viel günstiger“ sei. Auf Standorten mit mittlerer bis schwacher Ertragsfähigkeit fielen die Stückkosten bei erweiterten Fruchtfolgen dank höherer Erträge deutlich ab: von 14,01 auf 8,75 Euro/dt.

Fruchfolge-Kosten-Diskussion

„Kernfrage bei der Fruchfolge-Kosten-Diskussion“ sei, was sich bei Pflugsaat und gegenüber Mulchsaat an den Maschinenfestkosten und der Arbeitszeit ändere. Hier zeigten Modellrech­nungen, dass von getreidebetonten Fruchtfolgen mit Pflugeinsatz über getreidebetonte Fruchtfolgen mit Mulchsaat bis konservierenden Fruchtfolgen mit Sommerung die Arbeiskräftestunden je Hektar (ohne Ernte) von 3,9 (100 Prozent) über 3,4 (87 Prozent) auf 2,9 (74 Prozent) sinken. Der Maschinenneuwert für Bodenbearbeitungs- und Aussaattechnik und Schlepper (ohne Ernte) sinkt von 866 (100 Prozent) über 653 (75 Prozent) auf 551 (64 Prozent) Euro/ha.

Zusammenfassend kommt Schneider zu folgenden Feststellungen:

  • Angepasste Fruchtfolgen ermöglichen eine risikoarme konservierende Bodenbearbeitung/Direktsaat.
  • Bei steigenden Weizenpreisen kommt es zunächst in Bördelagen zur höheren Wirtschaftlichkeit wintergetreidebetonter Fruchtfolgen.
  • Vorfruchtwirkungen machen vor allem auf Grenzstandorten des Weizenanbaus erweiterte Fruchtfolgen ökonomisch auch bei hohen Weizenpreisen in­teres­sant.

Es sei also aus Gründen der Wirtschaftlichkeit durchaus rich­tig, sich „auf guten Böden mit engen Fruchtfolgen zu befassen“. Bereits bei rund 16 Eu­ro/dt liege der „Gleichgewichtspreis“ bei Weizen, der auf hö­herem Niveau getreidebeton­te Fruchtfolgen immer lohnen­der mache.

Im Gegenteil dazu könne auf schwachen Standorten auch ein steigender Weizenpreis den Vorteil erweiterter Fruchtfolgen nicht wettmachen. „Es müssen nicht nur Leguminosen sein, auch der Mais kann interessant sein, lautet die klare Botschaft daraus“, ist er überzeugt.

Mais als Fruchtfolgeglied

Biogasmais habe wirtschaftliche Vorteile: Der Weizenpreis müsse bei fast 24 Euro/dt liegen, damit die DAL einer getreidebetonten Fruchtfolge derjenigen einer Biomasse-Fruchtfolge (Mais-Weizen und Zwi­­schen­frucht Grünroggen) bei einer kostengünstig gebauten Biogasanlage (6 000 Euro/kW) gleichkomme. Bei einer Anlage von etwa 7 500 Euro/kW wären 15 bis 16 Eu­ro/dt für Weizen der „Gleichgewichtspreis“ für eine Marktfruchtbau-Fruchtfolge. Die folgende Diskussion verdeutlichte die Ansicht, dass der Mais als Fruchtfolgeglied an Bedeutung zunehmen könnte.

Rü