Kräutertees vom heimischen Acker

Veredelung von Heil- und Gewürzpflanzen in Südhessen

Küchenkräuter baut Hof BodenGut schon lange an, seit letztem Jahr vermarktet er auch Kräutertees. Damit hat der landwirtschaftliche Betrieb aus Gernsheim eine Nische für sich entdeckt. „Wir wollten mehr sein als nur Rohstofflieferant“, erklärt Geschäftsführer Jirko Stiller die Geschäftsidee. „Mit Veredelungsstufen für Kulturen, die auf unseren Feldern wachsen, können wir außerdem Ãœberproduktionen verarbeiten und vermarkten“, erläutert er weiter.

Die mehrjährige Melisse wird im Herbst als Jungpflanze gesetzt. Geerntet wird im Folgejahr zwei- bis dreimal.

Foto: MGH

Auf knapp 20 Hektar wachsen seine Heil- und Gewürzpflanzen, die unter der Marke „Acht Botaniker“ als Tee in den Handel kommen. Pfefferminze ist die wichtigste Kultur, gefolgt von Melisse und Kamille. Fenchel spielt noch eine eher untergeordnete Rolle. Das kann sich ab Herbst ändern, wenn eine Mischung aus Fenchel, Anis und Kümmel auf den Markt kommt.

Die Pflanzen sind an sich recht robust, allerdings unterscheiden sich die einzelnen Kulturen in ihren Anforderungen. Melisse und Pfefferminze stehen auf leichten Böden, Kamille benötigt einen mittelschweren und Fenchel einen schweren Boden. Unkraut wird auf den Feldern mechanisch und händisch entfernt. Ein Herbizid-Einsatz wäre riskant, denn das Einfangen von Rückständen macht die Gewürzpflanzen für die Vermarktung als Tee unbrauchbar.

Mehrjährige Kräuter wie Pfefferminze und Melisse werden im Herbst als Jungpflanzen gesetzt. Geerntet wird im Folgejahr zwei- bis dreimal: Ende Mai erfolgt der erste Schnitt, sechs Wochen später der zweite und je nach Bedingungen und Bedarf noch ein weiterer im Herbst. Sofern keine Herbsternte erfolgt, werden die Pflanzen lediglich geschnitten und gemulcht. Die klein gehäckselten Pflanzenteile verbleiben auf der Fläche. Im Frühjahr treiben die Kräuter wieder neu aus. Kamille ist einjährig, sie wird im Frühjahr gesät und im Laufe des Jahres dreimal geerntet. Die Aussaat vom zweijährigen Fenchel findet ebenfalls im Frühjahr statt.

Kontrollen auf Keime und Rückstände

Wenn nach der Ernte aus den Heil- und Gewürzpflanzen vermarktungsfähige Kräutertees entstehen sollen, muss man sehr sauber arbeiten. Beim Trocknen könnten sich Coli-Bakterien schnell vermehren. Kontrollanalysen auf Keime und Rückstände finden im Laufe des Prozesses zweimal statt: Das erste Mal direkt nach der Ernte, um zu prüfen, ob die Frischware einwandfrei ist, und ein zweites Mal nach dem Trocknen zur Feststellung der Produktqualität.

Das grobe Schneiden, Trocknen und Lagern übernimmt ein Dienstleister für Hof BodenGut. Ein Teil der weiteren Aufbereitung und Verpackung findet auf einer betriebseigenen Anlage statt, den Rest übernimmt wieder ein Dienstleister. Bei dieser letzten Verarbeitungsstufe definiert man für das Endprodukt eine bestimmte Schnittgröße, die aus dem Schnittgut gesiebt wird. Der unbrauchbare Rest landet in der Biogasanlage und der hochwertige Tee kommt ohne weitere Zusatzstoffe in lichtdichte recyclebare Pappdosen. So kommen die regionalen Kräuterteesorten über online-Shop, Hofläden und Supermärkte an die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Bei der Vermarktung zählt vor allem Qualität

Knapp drei Jahre hat es gedauert, bis Jirko Stiller seine Idee zur Umsetzung und Markteinführung gebracht hat. „Damit die Qualität am Ende stimmt, gilt rantasten, ausprobieren, Geduld haben und schrittweise immer wieder den Prozess optimieren“, rät er Landwirtinnen und Landwirten, die neue Ideen auf ihren Betrieben umsetzen möchten. „Nur über optimale Qualität können wir uns mit hochwertigen Produkten von großen Anbietern abheben“.

Deshalb lässt Hof BodenGut auch den Anbau und die Verarbeitung der Kräutertees freiwillig für das hessische Qualitäts- und Herkunftszeichen „Geprüfte Qualität – Hessen“ zertifizieren.

MGH – LW 41/2022