Kritik an der Neuausrichtung der Privatwaldbetreuung
Versammlung Forstbetriebsgemeinschaft Homberg/Efze
Auf der Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft HomÂberg/Efze, die sich aus den Wäldern der Kommunen Homberg, Frielendorf und Knüllwald sowie aus Gemeinschafts- und Privatwäldern zusammensetzt, freute sich Vorsitzender Karl Weiß, Wernswig, rund 100 Waldbauern zu begrüßen und aktuelle Themen zu erörtern.

Foto: Moe
Der Waldbegang fand im vergangenen Jahr im Interessentenwald Allendorf im Raum Großropperhausen statt. Hier wurde ein neues Pflanzverfahren von Forstwirtschaftsmeister Leutebrand aus Melsungen vorgestellt.
Neu in den Vorstand gewählt wurde einstimmig Dr. Nico Ritz aus Homberg. Als neuer Kassenprüfer wurde Hartmut Hainmüller aus Leuderode gewählt.
Neuer Kostenschlüssel für die Waldbesitzer
Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebes Hessen-Forst, stellte die aktuellen forstpolitischen Entwicklungen dar. Neben der vorgesehenen sukzessiven Zertifizierung des hessischen Staatswaldes nach den Standards des FSC und der Personalentwicklung des Landesbetriebes Hessen-Forst waren die Ausführungen über die zum 1. Januar 2015 in Kraft getretene neue „Verordnung über die Art und den Umfang der Förderung des Privatwaldes durch den Landesbetrieb Hessen-Forst von besonderem Interesse. Hintergrund dieser Neuausrichtung in der Privatwaldbetreuung ist, dass eine Schuldenbremse in die hessische Verfassung aufgenommen wurde. Ab dem Jahr 2020 greift ein Neuverschuldungsverbot. Um dieser Vorgabe gerecht werden zu können, werden alle Positionen des Landeshaushaltes und insbesondere die sogenannten „freiwilligen Leistungen des Landes“ kritisch geprüft, erläuterte Gerst.
Wegen seiner wertvollen Leistungen für das Allgemeinwohl (wie allgemeines Betretungsrecht des Waldes, Wasserschutz, Immissionsschutz) decken bislang die Einnahmen aus der Privatwaldbetreuung lediglich etwa zehn Prozent der dem Land dabei tatsächlich entstehenden Kosten. Künftig wird jedoch eine Kostendeckung in Höhe von rund 50 Prozent angestrebt. Der Kostenschlüssel für die einzelnen Waldbesitzer wird derzeit in Abstimmung mit den Interessenvertretern erarbeitet und zu gegebener Zeit in einer Richtlinie veröffentlicht. Grundsätzlich ist eine Staffelung nach Betriebsgröße und Ertragsfähigkeit vorgesehen.
Nachhaltiger Waldbau heißt, den Wald effizient zu nutzen
Christian Raupach Geschäftsführer des Hessischen WaldbesitÂzerverbandes sagte „Die Waldbesitzer haben mit der Anhebung der Kostenbeiträge für die Betreuung ihrer Wälder durch Hessen-Forst gerechnet. Die hessische Umweltministerin will die Kostenbeiträge jedoch kurzfristig und drastisch anheben. Vor allem kleine Waldbesitzer und die Forstbetriebsgemeinschaften werden damit vollkommen überfordert.“
Die Waldbesitzer fordern eine frühzeitige Beteiligung, mehr Zeit für die Umsetzung und eine moderate Anpassung, statt der jetzigen „Hauruck-Politik.“ „Zudem benötigen die Waldbesitzer und die Forstbetriebsgemeinschaften Rat und UnterstütÂzung, damit sie sich eigenständig entwickeln können und eine professionelle Geschäftsführung aufbauen können", so Raupach.
Förderung für Erst- und Wiederaufforstung nutzen
Günter Schumann, Leiter des Forstamtes Neukirchen, stellte die aktuellen Fördermöglichkeiten vor. Zuschüsse gibt es derzeit für Erstaufforstungen sowie für Wiederaufforstungen von Kalamitätsflächen. Auch wird die Instandsetzung von Forstwegen gefördert. Die Anträge mussten aber früh gestellt werden. Der Forstamtsleiter nutzte die Gelegenheit, auf das massenhafte Auftreten von forstschädlichen Mäusen hinzuweisen, die komplette Forstkulturen zum Absterben bringen können. Waldbesitzer sollten in kurzen Abständen gefährdete Flächen überprüfen und bei festgestellten Fraßschäden unverzüglich geeignete Abwehrmaßnahmen einleiten, wobei auf Unterstützung durch das Forstamt zurückgegriffen werden kann.
Was die Fortbildung betrifft, finden ab dem Herbst wieder Lehrgänge der Waldbauernschule statt. Insbesondere wird der Umgang mit der Motorsäge geschult. Rechtzeitige Anmeldung über die zur Verfügung gestellten Vordrucke ist ratsam.
Ãœber die aktuelle HolzmarktÂlage informiert
Auch wurde über die aktuelle HolzmarktÂlage informiert. Die Nadelholzpreise sind trotz der angespannten Marktlage weiterhin auf stabil hohem Niveau. Bei den Laubholzpreisen kann eine verbesserte Nachfrage mit leichten Preissteigerungen verzeichnet werden. Weiterhin stellte Koch fest, dass einzelne betreute Privatwälder deutlich unterhalb ihrer nachhaltigen Zuwächse, insbesondere im Bereich der Pflege, nutzen. Hierdurch entsteht sowohl durch den Verzicht auf die Vornutzungserträge als auch durch den teilweise erheblichen Zuwachsverlust bei den besseren Bäumen ein beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden für den Eigentümer. Insbesondere auf den Basaltstandorten sollte eine frühzeitige Dimensionierung der Baumart Buche forciert werden, da hier die Bildung eines Rotkerns bereits im frühen Alter beginnt.
Zum Ende der Versammlung wurde beschlossen, dass der diesjährige Waldbegang am Samstag, dem 20. Juni, im Raum Sondheim stattfindet sowie die nächste Jahreshauptversammlung in Frielendorf.
Karl Weiß, fbg-hom – LW 16/2015