Kurzrasenweide ist trittfester

Hinweise zur Beweidung im Herbst

Das Thema Herbstweide stand im Mittelpunkt der Veranstaltung des hessischen Arbeitskreises Weide. Besichtigt wurden kürzlich verschiedene Grünlandflächen des Mutterkuhhalters Michael Saul in Lützelbach-Breitenbrunn (Odenwald). Über Erfahrungen zur Herbstbeweidung von Kurzrasenweiden berichtet Angela Mögel, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Griesheim, im Folgenden.

Dass es in der letzten Woche vor dem Arbeitskreistermin 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter geregnet hatte, hielt den Betriebsleiter Michael Saul nicht davon ab, seine Flächen dem Arbeitskreis vorzuführen. Eine Gruppe von 18 Weidebetrieben konnte die Unterschiede zwischen Mähweide und der intensiven Standweide (Kurzrasenweide) deutlich erkennen. Die seit zwei Jahren ausschließlich als Kurzrasenweide genutzte Fläche zeigte keine Trittschäden in den wassergesättigten Senken. Die Narbe wies kaum freie oder mit Lichtkeimern wie Löwenzahn und Stumpfblättrigem Ampfer besetzte Stellen auf.

Gräser verändern auf der Kurzrasenweide ihre Wuchsform

Aufgrund des täglichen Verbisses der Blätter verändern die auf der Kurzrasenweide wachsenden Gräser ihre Wuchsform. Der Halm wächst dicht am Boden. Die Kühe fressen das täglich nachwachsende Blattmaterial. Gräser wie die Wiesenrispe können diesen „Weidedruck“ aushalten. Es verbreitet sich mit oberirdischen Ausläufern, die die Narbe stabilisieren. Auch das Deutsche Weidelgras verträgt die intensive Beweidung gut, bildet aber keine Ausläufer.

Natürlich muss der Tierbesatz während der Vegetation an die Wuchskraft des Grünlands angepasst werden. Ähnlich wie zur Vorweideperiode im zeitigen Frühjahr sollten im Spätherbst nur noch ein bis zwei Kühe pro Hektar aufgetrieben werden. Aufgrund der Flächengröße und -verteilung treibt Saul die Herde zwischen den Flächen um.

Optimale Wuchshöhe für den Winter

Die Reservestoffe für den Wiederaustrieb im Frühjahr werden in den Gräsern in der Halmbasis und in den Wurzeln eingelagert. Eine ausschließlich als Kurzrasenweide genutzte Fläche kann sehr kurz (3 bis 5 cm) in den Winter gehen. Die Erfahrungen der Weidebetriebe zeigen, dass die sehr nah am Boden wachsende Halmbasis von Kühen weniger abgeweidet wird. Das sieht bei Pferde- und Kälberweiden anders aus. Aufgrund der Anatomie dieser Tiere wird die Narbe bis unter 1 cm abgefressen. Eine nachhaltige Schädigung der Narbe ist möglich. Bei einer Beweidung mit diesen Tieren muss der zu tiefe Verbiss vermieden werden.

Mit Milch- oder Mutterkühen beweidete Flächen, die überwachsene (über 10 cm) Geilstellen aufweisen, können im Herbst mit älteren Jungrindern oder Frühtrockenstehern abgeweidet werden.

Fläche nicht zu tief abweiden

Eine als Schnittwiese genutzte Fläche, die im Herbst nachgeweidet wird, sollte nicht zu tief abgeweidet (7 bis 10 cm) werden. Die Wuchsform der Gräser ist auf Schnittflächen eine andere als auf Weideflächen. Die reservestoffspeichernde Halmbasis bildet auf diesen Flächen die Stoppel. Hinsichtlich der Kosten und der Qualität der Silage ist es im Herbst sinnvoller, Mähweiden zu beweiden als noch einen vierten Schnitt vorzunehmen.

 – LW 44/2013