Land fördert zehn Projekte für innovative Landwirtschaft

Insgesamt 2,9 Millionen Euro werden investiert

Tier- und verbrauchergerechte Eiererzeugung, heimische Eiweißfuttermittel und umweltfreundliche Energiepflanzen: Das Land fördert zehn Projekte zur Innovation in der Land- und Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz mit insgesamt rund 2,9 Millionen Euro. Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken hat bekannt gegeben, welche Vorhaben für den neuen Förderansatz „Europäische Innovationspartnerschaft (EIP Agri) – Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms EULLE ausgewählt wurden.

Neben optimiertem Energiepflanzenanbau, Hühnermobile, Verringerung der Nitratauswaschung oder Reinigungsplätze für Pflanzenschutzgeräte ist auch ein Projekt zum Erhalt der landschaftsprägenden Mostbirnenbäume in der Westpfalz ist dabei.

Foto: Setzepfand

Die Projekte sollen dazu beitragen, praktische Lösungsansätze für landwirtschaftliche Herausforderungen wie Klima- und Gewässerschutz, Tierwohl oder Energiewende zu finden. „Angesichts der existenzbedrohenden Erzeugerpreise wollen wir Initiativen zur Innovation und für mehr Wertschöpfung in den ländlichen Räumen fördern“, erklärte Höfken und bedankte sich bei den Trägern der Projekte für ihr Engagement.

Landwirtschaft enger mit Wissenschaft verzahnen

Die zehn Projekte hat ein ressortübergreifender Bewertungsausschuss aus 17 Bewerbungen ausgewählt. Die Vorhaben beschäftigen sich unter anderem mit mobilen Ställen für Legehennen, der besseren Nutzung von Grünland und dem Anbau heimischer Hülsenfrüchte. Ziel der „Europäischen Innovationspartnerschaft“ ist es, die landwirtschaftliche Praxis enger mit der Wissenschaft zu verzahnen. Die Zusammenarbeit zwischen Praktikern aus Land- und Forstwirtschaft sowie Akteuren aus Wissenschaft, Forschung und Beratung soll verbessert werden. Bestehende Innovationslücken sollen geschlossen und die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der rheinland-pfälzischen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft gestärkt werden. Die Zusammenarbeit erfolgt in Form sogenannter Operationellen Gruppen (OG), die sich für maximal vier Jahre mit der Bearbeitung einer ausgewählten Thematik beschäftigen. Hier eine Ãœbersicht der ausgewählten Vorhaben und der jeweiligen Lead-Partner:

BONA – Backweizen ohne Nitratauswaschung:

Lead-Partner ist das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Es geht um den Erhalt von Erträgen und Qualität von Winter-Backweizen unter der Maßgabe einer angepassten Stickstoffdüngung. Reduzierung der Stickstoff-Düngungsintensität und damit der Stickstoffeinträge in das Grundwasser zur Lösung des Nitratproblems. Ziel sei eine Vermarktung mit sortenspezifischer Bezahlung anstatt Bezahlung nach Rohproteingehalt.

Die Optimierung des Dauergrünlands, der Weidewirtschaft, des mehrjährigen Ackerfutterbaus und der Futterkonservierung, um so die Wirtschaftlichkeit, Tiergesundheit, Wertschöpfung und Umweltverträglichkeit der Milchviehhaltung in der Grünlandregion nachhaltig zu verbessern:

Lead-Partner ist Rudolf Leifert, Landwirt und selbstständiger Berater. Es gehe um die Untersuchung des Einflusses der Bewirtschaftung von Grünland und Ackerfutterbau zur Verbesserung der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit (weniger Proteinzukauf) in der Milchkuhhaltung. Die Analyse von Grünland und Ackerfutterbau hinsichtlich ihrer Erträge unter Berücksichtigung von Düngung und Schnittzeitpunkt sowie die Verbesserung der Silageverfahren (Verringerung des Reineiweißabbaus) und Aufzeigen von Alternativen.

Entwicklung eines Managementsystems für Landwirte und Kommunen für mehr Umwelt- und Naturschutz durch einen optimierten Energiepflanzenanbau:

Lead-Partner ist die Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS). Es geht um die Erarbeitung regionaler Landnutzungsstrategien zwischen Landwirten, Kommunen, Naturschutz und Wasserwirtschaft in einem moderierten Planungsprozess sowie die verstärkte Nutzung extensiver Anbausysteme für den Umwelt- und Naturschutz und zur Erzeugung von Energierohstoffen, wie schnellwachsende Baumarten = Energierohstoff und Erosionsschutz.

Hühner werden mobil – Ausweitung der Verwendung von Legehennenmobilställen im ökologischen Landbau in Rheinland-Pfalz:

Lead-Partner ist das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Es gehe um die langfristige Ausweitung der Haltung von Öko-Legehennen in Mobilställen, Ermittlung des Ist-Zustandes auf den Betrieben und Entwicklung eines Indikatorensystems zur Beurteilung der Tiergerechtheit und Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten in der Mobilhaltung und Aufbereitung für die Beratung.

Inwertsetzung von regionalen Mostbirnen in der Westpfalz:

Lead-Partner ist das DLR Rheinpfalz. Es gehe um den langfristigen Erhalt regionaler Mostbirnenbestände durch Entwicklung und Vermarktung hochwertiger Produkte unter Einbindung in Gastronomie und Tourismus sowie Bewusstseinsbildung zum ökologischen Wert der Bäume.

MapApps – Vernetzte Geoinformationen zur mobilen Nutzung in der Landwirtschaft:

Die FH Bingen ist der Lead-Partner. Dabei gehe es um die Schaffung der technologischen Grundlagen zur mobilen Geodatennutzung sowie für Precision Farming im überbetrieblichen Einsatz, Aufbau von Strukturen zur dezentralen und ausfallsicheren Datenhaltung, Einführung überbetrieblicher und vernetzter Planungs- und Organisationswerkzeuge für eine Energie- und CO2-effiziente Logistik und Flächenbewirtschaftung.

Reinigungsplätze für Pflanzenschutzgeräte:

Das DLR Rheinpfalz ist der Lead-Partner. Vorantreiben des Baus und der Nutzung von Reinigungsplätzen für Pflanzenschutzgeräte, insbesondere in den Sonderkulturgebieten von Rheinhessen und der Vorderpfalz, zur Verringerung des Eintrages von Pflanzenschutzmitteln in das Grundwasser.

Starke Körnerleguminosen – mehr Hülsenfrüchte auf dem Tisch:

Die VG Bioland Naturprodukte mbH & Co. KG ist der Lead-Partner. Es gehe um die Stärkung des Anbaus heimischer Bio-Körnerleguminosen, Verbesserung der Infrastruktur zur Erfassung und Aufbereitung heimischer Bio-Körnerleguminosen und die Förderung neuer Verarbeitungsmöglichkeiten für heimische Bio-Körnerleguminosen.

Tierwohl – durch innovatives Fütterungskonzept beim Schwein; Anbau und Verwertung von heimischen Körnerleguminosen und Faserfuttermitteln mit Praxistest in der Schweinefütterung:

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz ist der Lead-Partner. Es gehe um die Prüfung des Anbaus heimischer Leguminosen (Erbsen, Ackerbohnen, Lupine) sowie deren Einsatz in der Fütterung von Schweinen, Anbau- und Sortenversuche auf landwirtschaftlichen Betrieben und Versuchsflächen sowie Stoffwechsel- und Leistungsversuche zur Verbesserung der Tiergesundheit.

Vernetzung verinselter Biotope (Biodiversitätspraxis 2.0):

Lead-Partner ist das RLP AgroScience, Institut für Agrarökologie (Ifa). Es gehe um die Verbesserung des Flächenangebotes und der Einkommensmöglichkeiten für Schafhalter sowie Steigerung der Biodiversität auf verinselten Biotopen (Sicherung des Genaustauschs), Erfassung potenzieller Flächen und Verbindungswege durch geodatenbasierte Methoden und die Erstellung eines Beweidungsplans, inklusive Identifizieren und Lösen formaler und praktischer Hinderungsgründe in der Praxis.

mulewf – LW 7/2016