Landbedarf mit Blick auf die Agrarstruktur managen
Ökopunkte im Wert von 4,5 Mio. Euro zu Kompensationszwecken
Wie die Hessische Landgesellschaft (HLG) aus Kassel mitteilt, hat die HLG vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und LandesentÂwicklung (HMWVL) den Auftrag erhalten, den Grunderwerb für den Straßenbau einschließlich der erforderlichen Grundstücke für naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen durchzuführen. Weiterhin hat die HLG als Ökoagentur des Landes Hessen den Auftrag erhalten, die KompenÂsationsmaßnahmen aus Bebauungsplänen flächensparend umzusetzen.
Zentrales Instrument des flächensparenden Landausgleiches bei Eingriffen in die Landschaft sind Ökopunkte, welche durch die ökologische Aufwertung von BioÂtopen, beispielsweise durch Waldumbau vom reinen Nadelholzbestand hin zur Mischkultur erfolgen kann. Die Vergabe von ÖkopunkÂten erfolgt nach gesetzlichen Vorgaben durch Gutachter. Dann müssen diese zwischen dem Anbieter von Ökopunkten und dem Nachfrager (Eingreifer/Bauherr) vermittelt werden. Hierin war die HLG im Vorjahr sehr erfolgreich, wie aus der Meldung hervorgeht. Demnach wurden 2011 über 10 Mio. Ökopunkte im Gesamtwert von circa 4,5 Mio. Euro an die Eingreifer verkauft. Die Punkte werden beispielsweise von Kommunen, für Windenergieanlagen, zur Flughafenerweiterung, für Bahn- und Straßenbaumaßnahmen und von anderen öffentlichen und privaÂten Eingreifern nachgefragt. So habe die Fraport AG 9 Mio. Ökopunkte für den Ausbau des Flughafens Frankfurt/Main erworben, wie die HLG-GeschäftsÂführung auf der jüngsten Aufsichtsratssitzung unter Leitung von HMWVL-Staatssekretär Steffen Saebisch berichtet habe.Landwirte frühzeitig einbeziehen
Die HLG habe vom Land Hessen über 700 neue und laufende Grunderwerbsprojekte übernommen. Für große Straßenbauprojekte wie die BAB A 4 zwischen Dreieck Kirchheim und Wildeck-Obersuhl, der A 7 an der Hanerbachtalbrücke, der A 3 Köln-Frankfurt zum Neubau der Lahntalbrücke bei Limburg und vor dem Riederwaldtunnel an der A 66 habe die HLG bereits Grunderwerbs- und Entschädigungsverhandlungen geführt und besitze umfangreiche ErfahÂrunÂgen im Grunderwerb für Infrastrukturgroßvorhaben, wie die ICE-Neubaustrecke Köln/Rhein-Main sowie für den Flughafen Kassel-Calden.
Flächenmanagement für den Straßenbau bedeute auch auf die Belange der Agrarstruktur zu achten. Aus Sicht des ländlichen Raums gelte es, die Flächenversiegelung zu verringern. Umso wichtiger sei es, die Landwirte früh in die EntscheidunÂgen für Planungsvorhaben einzubeziehen. Durch die bei der HLG angesiedelte Ökoagentur, als Flächenagentur für naturschutzrechtliche Kompensation, solle bei Bauprojekten in Hessen die Landwirtschaft und der Agrarstruktur berücksichtigt werden.
Große Nachfrage nach Bauland
Die Hessische Landgesschaft führe für das Land Hessen vorausschauende Bodenbevorratung für agrarstrukturelle und öffentliche Zwecke durch. Dies nutzen zurzeit 211 hessische Kommunen wobei die Gesellschaft in 448 Baugebieten tätig sei, berichtete die HLG. Im Vorjahr seien 52 ha für den Wohnungsbau sowie 97 ha zu Industrie und Gewerbeansiedlung verkauft worden. Die Nachfrage nach Wohnbauflächen sei weiterhin sehr groß. 481 Bauherren hätten 2011 von der HLG einen Bauplatz erworben.Auch die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Grundstücken nehme weiter zu. Dies resultiert nach Darstellung der HLG insbesondere auch aus dem Ausstieg aus der Atomkraft und dem Umbau der Stromversorgung in Deutschland hin zu mehr erneuerbaren Energien. Die Agrarwirtschaft habe einen wichtigen Beitrag zum Ausbau erneuerbaren Energien zu leisten. Damit entstehe ein schwieriÂger Spagat, auf den vorhandenen Flächen sowohl die Versorgung der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln, als auch die Energiewende mit zu sichern.
100 Ställe in Planung
Die Investitionsbereitschaft der Landwirte in Hessen halte an, teilte die HLG weiter mit. Im Vorjahr hätten 35 von ihr betreuÂte Landwirte eine öffentliche Förderung erhalten. Gefördert würden vorrangig Rinder- und Milchviehbetriebe. Ãœber 100 Betriebe planen zurzeit BauÂmaßnahmen auf dem Hof mit der HLG, bei einer Investitionssumme von über 50 Mio. Euro.
Kübler ist Fachbeiratssprecher
Bei der Aufsichtsratsitzung hat Staatssekretär Saebisch den Prokuristen Horst Malsch aus Lohfelden in den Ruhestand verabschiedet und dessen Verdienste bei der Entwicklung der HLG sowie der vorherigen Hessischen Heimat und der Nassauischen Siedlungsgesellschaft für die hessiÂschen Kommunen und die hessische Landwirtschaft gewürdigt.
Weiter teilte die Gesellschaft mit, dass auf der Tagung des Fachbeirates der Ökoagentur in Gießen die Ernennung neuer Mitglieder des FachbeiraÂtes sowie die Wahl des Sprechers des Fachbeirates anstanden. Dabei wurde der Landrat des Odenwaldkreises, Dietrich Kübler, als Nachfolger des langjährigen FachÂbeiraÂtssprechers Henry ThieÂle zum neuen Sprecher des Fachbeirates der Ökoagentur des Landes Hessen ernannt.
LW