Landfraß der B49-Trasse keine Lösung für Landwirtschaft

Hochstraße durch Wetzlar wird bis 2027 abgerissen

Die Hochstraße, die in den 60er Jahren am nördlichen Rand von Wetzlar entlang auf Stelzen gebaut wurde und das breite Lahntal überspannt, ist marode und muss bis spätestens 2027 abgerissen werden. Eine völlig neue Trasse quer durch die Äcker westlich am Stadtteil Dalheim vorbei nach Norden erscheint den Straßenplanern von Hessen Mobil und dem Bund als Baulastträger bisher die aussichtsreichste Variante als Ersatz für den Stelzenbau zu sein.

Gegen die wertvolles Ackerland verbrauchende geplante neue Trasse der B49 bei Wetzlar macht eine Bürgerinitiative gemeinsam mit der Landwirtschaft (links Lisa Schäfer, LsV, rechts Manfred Paul, Bauernverband Gießen-Wetzlar-Dill, am Mikrofon Dr. Detlef Prochnow, Sprecher der Bürgerinitiative) mobil. Am Mittwoch vergangener Woche demonstrierten sie gemeinsam mit einem Schlepperkorso durch Wetzlar mit anschließender Kundgebung gegen die vorliegende Planung, die ihrer Ansicht nach keine Rücksicht auf die Erhaltung wertvollen Ackerlandes nimmt.

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Ein Neubau auf derselben Trassenführung oder eine Untertunnelung haben derzeit wohl eher geringe Chancen auf Verwirklichung. Die Stadtverordnetenversammlung möchte wohl allen widerstreitenden Interessen aus dem Wege gehen und hat großzügig oder trickreich für die Untertunnelung gestimmt, braucht sie doch die teuerste Variante nicht zu finanzieren. Ihr wichtigstes Anliegen: Hauptsache, der Verkehr kommt aus der Stadt, auch wenn viele Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche für immer verloren gehen.

Die angedachte Westumfahrung, die unweit des Klosters Altenberg ihren Anfang nehmen würde, verließe die jetzige B49, schwenkte nach Norden westlich an Dalheim vorbei und mündete südlich von Aßlar auf die A480, die weiter zum Wetzlarer Kreuz führt. Damit würde der Verkehr künftig auf den beiden Katheden eines gedachten rechtwinkligen Dreiecks geführt.

Der Weg um Wetzlar herum wäre etwa sechs Kilometer länger als die seitherige Trasse. Der erheblich höhere Treibstoffverbrauch sollte angesichts der Klimaschutzdiskussion mit bevorstehender CO2-Steuer angemessene Berücksichtigung finden, fordert eine Bürgerinitiative, die sich gegen diese Variante richtet. Unterstützung findet die etwa 100 Mitglieder umassende Gruppierung aus der Landwirtschaft, dem Einzelhandel und dem ortsansässigen Gewerbe.

Dr. Detlef Prochnow, Sprecher der Bürgerinitiative, erklärte gegenüber dem LW, dass diese Trassenführung eine ganz schlechte Lösung wäre. Es würden dort hochwertige landwirtschaftliche Flächen versiegelt.

Die Variante hätte einen viel graviererenden Einschnitt in die Landschaft zur Folge als auf den ersten Blick sichtbar würde. Um den Höhenunterschied zwischen Lahn und Dill von rund 60 Metern auszugleichen, müssten Aufschüttungen oder Einschnitte erfolgen. Prochnow: „Die Trasse hätte dann eine Breite von bis zu 110 Metern und reichte direkt an die Gartenzäune der Häuser am Ortsrand heran.“ Weiter hätte sie die Zerstörung des dortigen Naherholungsgebiets zur Folge. Die erforderlichen Flächen für den naturschutzrechtlichen Ausgleich kämen zusätzlich noch oben drauf. Nach Prochnow plädiert die Bürgerinitiative für die Beibehaltung der bisherigen Trasse und den Neubau oder die Sanierung der Hochstraße, was nach ihren Recherchen machbar wäre.

LW – LW 12/2020