Landwirte in Hessen wirtschaften rentabel und verantwortungsvoll
Ministerin Puttrich zum Thema Tierwohl und Ökonomie
Die Tierhaltung in Hessen ist im Bundesvergleich eher klein strukturiert. Trotzdem kommt ihr eine wichtige Bedeutung zu. Die Ansprüche an die moderne Nutztierhaltung beschrieb Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich Vertreterinnen und Vertreter der Presse vorigen Donnerstag und besichtigte mit ihnen zwei landwirtschaftliche Betriebe in der Wetterau und in Oberhessen.
Zunächst wurde der Ferkelerzeugerbetrieb von Alfred Ess in Dorn-Assenheim besichtigt. Gemeinsam mit den Söhnen Patrick und Christopher hält der Betrieb Ess 370 Zuchtsauen in Ställen. Alfred Ess erläuterte die moderne Schweinehaltung im Betrieb der Familie Ess.Erfolgreicher Milchviehbetrieb
Im Anschluss an den Besuch des Ferkelerzeugerbetriebs Ess in der Wetterau fand ein Treffen auf dem Milchviehbetrieb Weil GbR in Lich-Muschenheim statt. Der Betrieb hat 1996 Jahren aus enger Hoflage im Dorfzentrum ausgesiedelt und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Derzeit werden 135 Milchkühe und die gesamte Nachzucht gehalten. Als Futtergrundlage dienen 75 ha Grünland und 20 ha Ackerland. Zusätzlich bewirtschaftet die GbR einen 50 ha großen Ackerbaubetrieb, dessen Getreideerzeugnisse ebenfalls verfüttert werden. Betriebsleiter Manfred Weil stellte die Bedeutung der Mitgliedschaft im LLH-Arbeitskreis Milchvieh heraus. Der Betrieb habe so einen genauen Überblick über die Bereiche, in denen er erfolgreich sei, über weiteres Verbesserungspotenzial, das genutzt werden kann und auch über die Bereiche in denen Schwächen zu beheben sind. Landwirtschaftsministerin Puttrich machte deutlich, dass die Aussiedlung aus dem Dorf für diesen Betrieb, wie für viele andere auch dadurch notwendig geworden, weil zur Sicherung des Familieneinkommens eine Aufstockung der Tierzahlen notwendig wurde. Selbst wenn dies die Platzverhältnisse im Ort zugelassen hätten, wären möglicherweise Widerstände bei der übrigen Dorfgesellschaft entstanden, für die durch Gerüche und Lärm eine Beeinträchtigung ihres Wohnkomforts geltend gemacht hätten. Dies sei für heutige Verhältnisse der zunehmenden nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung in Dörfern auch zu berücksichtigen.
Neubauten bedeuten auch verbesserte Haltungsform
Dass durch Stallneubauten auch verbesserte Haltungsformen für die Tiere umgesetzt werden können, sei ein wichtiger Aspekt. So entstehe eine Win-Win-Situation für Tiere und Landwirt mit mehr Tierkomfort und verbesserten Leistungen. Dies wolle man heute der Öffentlichkeit näher bringen, die durch zahlreiche Pressevertreter der näheren und weiteren Region repräsentiert sei. Die Ministerin freute sich darüber, dass zu der positiven Betriebsentwicklung das Beratungsangebot der hessischen Agrarverwaltung beigetragen hat. Auf dieses ging LLH-Berater Jörg-Peter Merz ein, der die Betriebsentwicklung, die Kostenstrukturen und Erlöse der Arbeitskreisbetriebe im Vergleich zu den Ergebnissen anderer Milchviehbetriebe in Hessen vorstellte. Von großer Bedeutung sei die Grundfutterqualität, die dabei helfe, teureres Kraftfutter in den Rationen einzusparen. Er erläuterte, wie sich die verschiedenen Kostenfaktoren von Fütterung und Haltung bis zum Erlös für Milch auf den Betriebserfolg auswirken und machte einen derzeitigen Vollkostenpreis für Milch von rund 40 Cent/Liter für den Erzeuger aus. Obwohl die Milchpreise in den letzten Monaten erfreulicherweise gestiegen seien, müsse zur gleichen Zeit ein noch stärkeres Ansteigen der ProduktionsÂmittelkosten festgestellt werden. Damit bleibe weiterhin die ErÂlösÂsituation für Milchviehbetriebe angespannt.
Dr. Ernst-August Hildebrandt, LLH – LW 29/2013