Landwirte informieren über ihre wichtige Arbeit

Bauernverbands-Öffentlichkeitsaktion im Raum Fulda

Digitale Einblicke in die Landwirtschaft ermöglicht eine Aktion des Hessischen Bauerverbandes. Nach kurzen Anfängen beteiligen sich in Hessen bereits elf hessische Betriebe daran, davon drei im Landkreis Fulda. Auf dem Betrieb von Christian Hartmann in Wiesen sowie am Milseburgradweg wurde das Projekt vorgestellt.

Per Smartphone-App den QR-Code einscannen und schon gelangt man auf die betriebsindividuellen Internetseiten der Betriebe.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

QR-Code-Hinweisschilder an markanten Orten vermitteln Pas­santen über Fotos bereits einen ersten Eindruck vom Betrieb. Der interessierte Betrachter hat dann die Möglichkeit, an Ort und Stelle per Smartphon-App den QR-Code einzuscannen. Dabei gelangt er auf die betriebsinterne Internetseite, wo weitere Informationen zu den Höfen sowie zahlreiche Fotos aus dem Stall hinterlegt sind.

Anhand der Bilder werden Abläufe in den Familienbe­trieben Hartmann GbR (90 Milchkühe, Zuchtsauen- und Mastschweinehaltung sowie 91 ha davon 31 ha Grünland) in Wiesen, Dirk Döppner (500 Zuchtsauen, 3 000 Ferkelaufzuchtplätze und 160 ha Getreideanbau) in Bimbach sowie Peter Bleuel (Mastschweinehaltung mit 1 800 Mastplätzen und 160 ha Ackerbau) in Oberrode erklärt und es werden Kontakte bei Rückfragen genannt.

Tierhaltung in der Region Fulda transparenter machen. Hier beim Termin in Wiesen mit dem stellvertretenden KBV-Vorsitzenden Stefan Schneider (von links), Dirk Döppner, Fachdienstleiter Martin Sudbrock, Christian Hartmann, Matthias Bug (stellvertretender KBV-Vorsitzender), Andrea Hartmann, Denise Reuter (Hessischer Bauern­ver­band), Marion Bleuel, KBV-Geschäftsführer Dr. Hubert Beier und Peter Bleuel.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Durch das Projekt möchte der Hessische Bauernverband, der die Homepage für die Betriebe erstellt, das Verständnis für die verantwortungsvolle Tierhaltung der hessischen Landwirte erhöhen und das Vertrauen in sie stärken, erklärte bei einer Vorstellung des Projektes Matthias Bug, stellvertretender KBV-Vorsitzender. Er fügte den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft in den vergangenen fünf Jahrzehnten an. Während früher die Tierhaltung in den Dörfern einen breiten Raum einnahm, gebe es heute nur wenig Vieh hal­tende Betriebe. Gleichzeitig würden nunmehr in einem Betrieb oft so viele Tiere gehalten, wie einst in einem Ort insgesamt. Wer als Familienbetrieb heute von der Land­wirtschaft leben wolle, der müsse weiterhin seine Bestände aufstocken. Tiere sicherten die wirtschaftliche Existenz der Betriebe.

Jeder neuer Stall bringt meist Fortschritt im Tierwohl

Er widersprach dem Eindruck vieler Bürger von einer Mas­sen­tierhaltung, denn jeder Stallneubau mit größeren Stalleinheiten bringe in der Regel auch verbesserte Haltungsbedingungen sowie mehr Tierkomfort und damit mehr Tierwohl mit sich. „Nur Tiere die sich wohl fühlen und denen es gut geht, können hohe Leistungen wie tägliche Zunahmen oder Milchmenge erbringen“, so Bug.

Der KBV-Vizevorsitzende nannte zudem von Martin Sudbrock, Fachdienstleiter Landwirtschaft beim Landkreis Fulda, zusammengetragene Daten, die den Landkreis Fulda als stark landwirtschaftlich geprägt herausstellen. Rund zehn Prozent der landwirtschaftlichen Produktion in Hessen finde hier auf rund 67 000 ha statt. 4 000 Personen sind demnach in der Landwirtschaft beschäftigt, arbeiten in 2 200 Voll- und Nebenerwerbsbetrieben. Wichtigster Produktionszweig ist die Milchviehhaltung mit 18 000 Kühen. Ferner die Rindfleischproduktion unter anderem mit Mutterkuhhaltung. Biorindfleisch wird über den Verein „Rhöner Bios­phärenrind“ oder als „Rhöner Wei­deochsen“ vermarktet. Fulda ist bundesweit Spitzenreiter hinsichtlich des Anteils der biologischen Landwirtschaft. 12 Prozent der Betriebe und circa 15 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen bewirtschaftet man dort nach den Richtlinien des Ökolandbaus. Das Fuldaer- und Hünfelder Becken seien gute Ackerbau­standorte mit Veredlungsschwerpunkten der Schweineproduktion. Rund 700 Betriebe mästen Schweine und etwa 200 erzeugen Ferkel.

Aus Gründen der Vorbeugung von Krankheitserregereinschleppung in Ställen ist es heute kaum mehr möglich. Fremdpersonen durch Schweineställe zu führen. Auch daher entstehe häufig eine Skepsis vieler Menschen gegenüber der modernen Tierhaltung. „Wir wollen aber keine Chance auslassen, uns sachlich zu erklären“, betonte Peter Bleuel. Die Aktion sei ein wichtiger Beitrag für mehr Transparenz in der Nutztierhaltung.

Burkhardt – LW 19/2014