Landwirte ringen um gesellschaftliche Anerkennung
Biodiversität mit Blühstreifen erhalten
Das Jahr 2016 bereitet vielen Betrieben im Landkreis Südliche Weinstraße große finanzielle Probleme. Durch das regnerische Wetter war der Krankheitsdruck im Getreide und im Wein erheblich. Zwar konnten im Weinbau noch gute Qualitäten geerntet werden, aber die Preise machen Winzern und Ackerbauern gleichermaßen zu schaffen. Hinzu kommt der politische Wunsch nach einer anderen Agrarpolitik.

Foto: ibs
Im Weinbau zum Glück gute Ernte
Entsprechend schwierig war das vergangene Jahr mit dem nassen Frühjahr und Frühsommer für Landwirte und Winzer. „Die Kosten für Pflanzenschutzmittel sind durch den Pilzdruck um 50 Prozent gestiegen, im Getreide wurde deutlich weniger geerntet. Zum Glück haben wir im Weinbau eine ausgewogene Ernte einbringen können. Und die Kirschessigfliege hat keinen Schaden angerichtet, weil das Wetter rechtzeitig gedreht hat“, fasste Hörner das Jahr zusammen.
Die beiden Flugzeuge zur Hagelabwehr seien sieben Mal zum Einsatz gekommen, größere Hagelschäden habe es nicht gegeben. Als problematisch bezeichnete der Kreisvorsitzende die Fassweinpreise, die sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau bewegen, nachdem sie für kurze Zeit ein wenig angestiegen seien. „Zum Glück gibt es hier einige Weingüter, die Trauben brauchen. Das hebt den Schnitt“, so Hörner.
„Die Landwirtschaft befindet sich in einer großen Krise“, sagte Hörner. Viele Betriebe seien finanziell am Ende. „Landwirtschaftliche Betriebe sterben langsam und leise.“ In so einer Situation treffe es die Bauern besonders, wenn sie durch politische Kampagnen wie die Plakataktion von Umweltministerin Barbara Hendricks schlechtgemacht werden. Und auch die Bevölkerung würde immer weniger die Zusammenhänge kennen, und die Medien verbreiteten Halbwahrheiten. „Die Falschmeldungen sind aber in den Köpfen der Verbraucher drin“, so Hörner. Viele Forderungen seien wiedersinnig und schlicht nicht zu erfüllen. Beispielsweise fordere die Politik und auch die Gesellschaft den Erhalt des Grünlands. Aber Grünland brauche eine Viehhaltung, aber niemand wolle Fleisch essen. „Die Viehhaltung geht auch in unserer Region stetig zurück. Das bedeutet auch einen Verlust an Biodiversität“, erklärte der Kreisvorsitzende.

Foto: ibs
Viele reden bei der GAP 2020 mit
BWV-Präsident Eberhard Hartelt ging in Impflingen auf die politischen Rahmenbedingungen ein. „Die Anforderungen an die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 werden jetzt schon mit enormer Dynamik diskutiert“, erklärte der Präsident. Dazu passe auch die Plakataktion von Barbara Hendricks. „Sie wollte damit den Dialog mit den Bauern suchen. Ich frage mich allerdings, warum sie die Plakate dann ausgerechnet in 63 großen Städten aufgehängt hat.“ Der Hintergrund der Aktion sei ernst, denn er falle mit dem Beginn des Konsultationsverfahrens zusammen, bei dem die EU die Bürger via Internet befragt, wie sie sich die künftige Agrarpolitik vorstellt. „Nehmen Sie sich die Zeit und füllen Sie die Fragen aus. Es ist wichtig, dass die Landwirte hier ihre Stimme geltend machen“, mahnte Hartelt.
Andy Becht, Staatssekretär im Mainzer Landwirtschaftsministerium, versprach, dass sich der Minister im Bundesrat für die Belange der Landwirte einsetzen wird. Er bezeichnete das Ministerium als Trutzburg und Kreativgarage. Trutzburg deshalb, weil Staatsminister Dr. Volker Wissing sich auch auf Bundesebene massiv dafür einsetzen werde, dass Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen werde und wettbewerbsfähig sein müsse. Die Landwirtschaft gehört für Becht zum Mittelstand: „Die bäuerliche Landwirtschaft ist nicht das Wimmelbuch, sondern hat eine mittelständische Prägung. Sie betreibt Umweltschutz und ist nicht der verlängerte Arm davon.“
Die Landesregierung wolle praxisorientierte Rahmenbedingungen schaffen für eine innovative Landwirtschaft. An dieser Stelle gebrauchte Becht den Begriff Kreativgarage: „Die Digitalisierung im ländlichen Raum soll ausgebaut werden. Wir hören jetzt auch viele positive Stimmen zum eAntrag“, sagte der Staatssekretär. Die Digitalisierung ermögliche die Nutzung neuer Techniken, auch in der Beratung. Der Zugang zu den digitalen Daten soll für die Landwirte kostenlos sein.
ibs – LW 11/2017