Landwirte können für Teller und Tank produzieren

Beim Tierschutz sind wir weltweit ganz vorne

Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Ortsbauernverbandes (OBV) Ettingshausen standen Vorstandsneuwahlen und die Verabschiedung des langjährigen Vorstandsmitglieds Karl Klös sowie der Vortrag des Geschäftsführers des Bauernverbandes Gießen/Wetzlar/Dill (BV), Hans-Martin Sames.

Der Vorstand des OBV Ettingshausen, von links: Julia Küpper, Herbert Heinl, Karl Klös und Renz Hornischer.

Foto: Hans-Martin Sames

Der seitherige Vorsitzende Herbert Heinl wurde einstimmig erneut zum Vorsitzenden gewählt. Renz Hornischer wurde ebenfalls einstimmig als stellvertretender Vorsitzender in seinem Amt bestätigt. Neu in den Vorstand wurde Julia Küpper als Kassenwartin gewählt. Dem ausscheidenden Rechner Karl Klös wurde für seine langjährige Arbeit gedankt. Am seinem Kassenbericht gab es zuvor nichts zu beanstanden, so dass einstimmig Entlastung erteilt wurde. Markus Keil und Manfred Vogler wurden einstimmig zu Kassenprüfern gewählt.

Aktuelle Informationen aus dem Verbandsgeschehen

Kreisgeschäftsführer Hans-Martin Sames berichtete über die Arbeit des Kreisbauernverbandes Gießen/Wetzlar/Dill und informierte über die Neuerungen beim Beitragseinzug. Auch agrarpolitische Fragen wurden angesprochen und diskutiert.

Mit Blick auf die Ausgestaltung nach den Entscheidungen zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und das geplante Greening der EU-Agrarkommission mahnte Sames, die Produktionskapazität der europäischen Landwirtschaft nachhaltig zu nutzen. Deutschland sei bereits dreifach „gegreent.“ Zum einen sei die regional einheitliche und von der Produktion entkoppelte Flächenprämie an ein umfangreiches Paket an Umwelt­auflagen gebunden und mache keinen Unterschied mehr zwischen Acker- und Grünland.

Zum anderen liege Deutschland bei der Anwendung von Agrarumweltmaßnahmen gemeinsam mit Österreich europaweit an der Spitze. Und schließlich entfielen bereite heute 18 Prozent der Landesfläche auf Gehölze, Hecken, Baumgruppen und andere Landschaftselemente. Die heimischen Bauern bräuchten jeden Hektar, um Lebensmittel, Tierfutter, Energie und Rohstoffe zu produzieren.

Umso wichtiger sei es auch, endlich den Flächenverbrauch in Deutschland, der für die verschiedensten Baumaßnahmen immer noch mehr als 80 ha am Tag betrage, noch stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Landwirtschaftliche Nutzfläche werde auch im Rahmen der Energiewende dringend benötigt. Das gelte nicht nur für die Erzeugung von Biomasse, sondern auch für den notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur. Einen naturschutzfachlichen Ausgleich für den Eingriff in die Landschaft durch eine Höchstspannungsleitung dürfe es nicht mehr geben.

Wiederkehrende Nutzungsvergütungen

Für die notwendige Akzeptanz der betroffenen Grundeigentümer seien außerdem modernisierte Entschädigungsgrundsätze und wiederkehrende Nutzungsvergütungen für die Inanspruchnahme ihrer land- und forstwirtschaftlichen Flächen für Strom­trassen unverzichtbar. Unverständnis äußerte er darüber, dass der Landwirtschaft nicht zugetraut werde, Teller, Trog und Tank sinnvoll miteinander zu verbinden. Das haben wir schließlich schon vor hundert Jahren gemacht, als noch ein Viertel der Getreideernte an die Zugtiere verfüttert wurde. Die Rohstoffmärkte für Nahrungsmittel, Futtermittel und Energie seien untereinander eng verflochten und stellen ein ganzheitliches System dar. Das bedeute, dass derjenige, der die heimische Biokraftstoffproduktion ablehne auch die Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln blockiere. Circa 2,3 Mio. t Sojaschrotimporte werden durch die Nutzung von Rapsschrot und Ethanolschlempe als Eiweißfuttermittel vermieden.

Ãœber 50 Prozent des Einkommens erzielen die Landwirte über die Tierhaltung. Eine Weiterentwicklung der Tierhaltung müsse daher möglich sein, dazu seien jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz notwendig, sagte der Redner. Den Tierhaltern sei bewusst, dass heutige Tierbestandsgrößen, moderne Haltungsverfahren und erst recht Eingriffe am Tier einer intensiven Erklärung in die Gesellschaft hinein bedürfen. Tierhaltung findet gerade in Deutschland mehrheitlich in bäu­erlichen Unter­nehmens­struk­­turen statt. Von „Massentierhaltung' kann in Deutschland keine Rede sein.

Sames,bv – LW 15/2013