Landwirtschaft 4.0 im Unterricht

Digitale Unterrichtseinheiten in Bad Kreuznach

In der landwirtschaftlichen Praxis setzen sich immer mehr digitale Lösungen durch – von der automatisierten Tierbeobachtung über Spurführungssysteme für ein exaktes Arbeiten auf dem Acker bis hin zur satellitengestützten Düngung. Umso wichtiger ist es, dass sich die Landwirtschaft 4.0 auch in der Ausbildung wiederfindet. Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück und die DEULA bieten in Bad Kreuznach nun gemeinsam für die Fachschüler einen speziellen Ausbildungsschwerpunkt an.

An der Fachschule in Bad Kreuznach arbeiten das DLR und die Deula eng zusammen, um den Schülern in vier Winterhalbjahren die Grundlagen und die Anwendung der digitalen Landtechnik beizubringen. Kürzlich war Staatssekretär Andy Becht (2.v.r.) zu Besuch. Rechts neben ihm BWV-Präsident Eberhard Hartelt, links , Deula Bad Kreuznach, Dr. Wolfgang Schneider DLR; Ottwin Seifert, Leiter der Deula und Michael Lipps, Leiter des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Foto: ibs

In Bad Kreuznach am DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück befindet sich die größte Schule für Berufe im Agrarsektor im Südwesten Deutschlands. Grund genug, um den Schülern auch die moderne Landtechnik nahe zu bringen: Mit dem Schuljahr 2017/2018 wurde in der Fachschule Landwirtschaft der Unterrichtsumfang mit Schwerpunkt Digitalisierung mit vier Praxismodulen deutlich aufgestockt. Kürzlich hat Staatssekretär Andy Becht das Praxismodul der Schüler in Bad Kreuznach besucht und warb für die weitere Ausbildung. „Wir investieren hier in die Köpfe. Unsere Landwirte müssen wissen, welche Möglichkeiten ihnen die digitale Technik eröffnet und wie sie die neuen Verfahren gewinnbringend und ressourcenschonend einsetzen können. DLR und DEULA zeigen den Weg, wie unsere Landwirte schon in der Berufs- und Fachschule an das notwendige Datenmanagement herangeführt werden“, erklärte Becht.

Die Schüler lernen über vier Jahre hinweg, jeweils in den Winterhalbjahren. Sie werden zunächst bei der Tabellenkalkulation abgeholt und über Hofprogramme zur Dokumentation und Planung bis hin zu mobilen Apps geführt, die am Feld Entscheidungshilfen für die Landwirte bieten.

Hilfreiche Programme und Apps

Beim Praxiseinsatz von informationsgestützten Landtechnik­anwendungen lernen die Schüler, Steuerungsdaten zur präzisen Bewirtschaftung der Böden aufzuarbeiten sowie die automatisierte Dokumentation auszuwerten. Becht begrüßte die enge Zusammenarbeit am Standort Bad Kreuznach zwischen dem DLR RNH und der DEULA, die den praxisnahen Unterricht an Maschinen mit der Unterstützung einer Reihe von Firmen aus der Landtechnik umsetzt.

Landwirtschaftskammer-Präsident Ökonomierat Norbert Schindler betonte, dass die Landwirtschaft in Sachen Digitalisierung schon relativ weit ist, beispielsweise bei der exakten Ausbringung von Düngemitteln, die Einsparungen von bis zu 30 Prozent ermöglichen.

Digitalisierung fängt in der Ausbildung an

Hier wird die Düngeverteilung dokumentiert.

Foto: ibs

„Neben den technischen Voraussetzungen müssen wir hier auch für das notwendige Know-how bei unseren Fach- und Führungskräften in den landwirtschaftlichen Betrieben sorgen und direkt bei den Auszubildenden anfangen“, so Schindler weiter. Die Ausbildungsbetriebe, die Berufs- und Fachschulen an den DLR und die DEULA sowie die LWK müssten Hand in Hand arbeiten und für geeignete Bildungsangebote sorgen. „Junge Menschen nutzen Smartphone, Tablet & Co. permanent. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass sie auch den qualifizierten Einsatz in der beruflichen Praxis beherrschen. Den Einsatz von Maschinen und Geräten auf neuestem technischen Stand zu lehren, muss unser Ziel sein“, erklärte Präsident Schindler.

Durch Kooperationen von moderner Technik profitieren

Auch BWV-Präsident Eberhard Hartelt lobte die neuen Ausbildungsmodule. Er teilte die Ansicht mancher Schüler nicht, dass die mit moderner Technik ausgestatteten Landmaschinen für kleinere Betriebe zu teuer sind. „Der Berufsstand muss über Kooperationen nachdenken, um diese Technik nutzen zu können“, ermunterte er die Schüler.

Maschinengemeinschaften, auch zwischen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben, seien eine Chance für kleinere Betriebe, von der Technik zu profitieren, die sie sich allein nicht leisten könnten. Das neue Ausbildungsmodul kommt bei den Schülern der Fachschule gut an: „Es bringt uns auf jeden Fall etwas. Wir schaffen uns hier eine Basis, auf die wir später mit eigenen Maschinen aufbauen können“, urteilte ein Schüler. Es sei gut, verschiedene Systeme kennenzulernen, denn nicht jedes System passe auf jeden Betrieb.

ibs – LW 17/2018