Landwirtschaft braucht jedes Jahr 3Â 500 neue Betriebsleiter
Wissenschaftler erwarten keine Nachwuchslücke
In Anbetracht des fortschreitenden Strukturwandels in der Landwirtschaft fällt der dortige Fachkräftemangel bei gleichbleibenden Ausbildungszahlen in den nächsten Jahren insbesondere auf Betriebsleiterebene nicht so groß aus wie mitunter befürchtet. Zu diesem Ergebnis kommen die Agrarökonomen Prof. Stephan von Cramon-Taubadel und Dr. Carsten Holst von der Universität Göttingen im Rahmen einer Studie, die von der Edmund-Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützt wurde.

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Hofnachfolge meist offen
Laut Cramon-Taubadel und Holst war darüber hinaus im Jahr 2010 lediglich bei 37 Prozent aller Haupterwerbsunternehmen die Hofnachfolge geklärt; bei Nebenerwerbsunternehmen sei sogar nur die Zukunft jedes vierten Betriebes gesichert gewesen. Vor diesem Hintergrund rechnen sie bis 2031 mit einem Bedarf von jährlich rund 3 500 einsteigenden Betriebsleitern, davon 2 400 Geschäftsführer für Einzelunternehmen, 900 Nachfolger für Betriebsleiter von Personengesellschaften sowie 200 neue Betriebsleiter für juristische Personen. Dem standen nach Angaben der Göttinger Agrarökonomen im Zeitraum 2012 bis 2014 im Durchschnitt jährlich gut 3 000 abgeschlossene Berufsausbildungen zum Landwirt und weitere knapp 1 300 Abschlüsse in anderen „grünen“ Berufen gegenüber.
Qualifizierte Arbeitskräfte gefragt
Cramon-Taubadel und Holst weisen darauf hin, dass nicht alle Absolventen unmittelbar als Betriebsleiter in die Landwirtschaft einsteigen würden. Dennoch sei davon auszugehen, dass unter Berücksichtigung der abnehmenden Zahl landwirtschaftlicher Betriebe auf absehbare Zeit ausreichend Nachwuchsführungskräfte mit entsprechenden Qualifikationen ausgebildet würden. Die in Folge des fortschreitenden Strukturwandels steigende Flächenausstattung der bestehenden Agrarbetriebe und eine zunehmende Technisierung werde jedoch immer höhere Anforderungen an die berufliche Qualifikation der Hofnachfolger stellen, betonen die beiden Agrarökonomen. Unabhängig von den Entwicklungen auf Betriebsleiterebene rechnen sie überdies vor allem im Westen Deutschlands mit einem zunehmenden Bedarf für qualifizierte Fremdarbeitskräfte.
age – LW 32/2017