Landwirtschaft und Medien tauschen sich im Gespräch aus

Einen Blick hinter die Kulissen des ZDF geworfen

Der Fachausschuss für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hessischen Bauernverbands (HBV) hatte kürzlich die Gelegenheit das ZDF in Mainz zu besuchen. Dabei sprachen die Mitglieder des Ausschusses mit Redaktionsleitern sowie dem Intendanten Dr. Norbert Himmler über die Arbeit des ZDF.

Die Gruppe des HBV besichtigte beim ZDF nach einem Gespräch mit dem Intendant und einigen Redaktionsleitern das aktuelle Sportstudio und den Fernsehgarten.

Foto: HBV

Vorsitzende Andrea Rahn-Farr, selbst Mitglied des ZDF-Fernsehrats, leitete eine lebhafte Diskussion über die Rolle und Relevanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie über die Herausforderungen, vor denen Landwirte und Journalisten stehen. Dr. Himmler sprach über die Veränderungen im Journalismus und das wachsende Bedürfnis nach gut aufbereiteten Nachrichten, gerade in Zeiten eines immer kritischer hinterfragten Medienhandwerks. Er betonte, dass das ZDF heutzutage auf allen relevanten Plattformen präsent sein muss, um die Reichweite zu sichern und den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. Die inhaltliche Herausforderung bestehe darin, die Vielfalt der deutschen Gesellschaft in der Berichterstattung abzubilden und dabei gegen internationale Wettbewerber zu bestehen.

Landwirtschaft in Medien realistisch darstellen

Im Gespräch bemerkten HBV-Präsident Karsten Schmal und Vizepräsident Thomas Kunz, dass landwirtschaftliche Themen in den Medien oft unausgewogen dargestellt würden. Dr. Himmler entgegnete, dass pauschale Kritik wenig hilfreich sei – konkrete Beispiele seien wichtig, um Redaktionen auf mögliche Fehler hinzuweisen. Zwar müsse Journalismus auch „den Finger in die Wunde legen“ und Missstände aufzeigen, doch öffentlich-rechtliche Sender wie das ZDF unterlägen strengen Kontrollmechanismen, etwa durch den Fernsehrat, um Qualität und Fairness zu gewährleisten.

Die Auswahl der Experten für ZDF-Beiträge war ebenfalls Thema. Insbesondere bei Berichten zur Landwirtschaft werde häufig auf Organisationen wie Greenpeace zurückgegriffen, auch wenn diese oft keine spezialisierten Agrarexperten seien. Dr. Eckart Gaddum, Leiter der Hauptabteilung Neue Medien, erklärte, dass die Expertenauswahl in der Verantwortung der jeweiligen Redaktionen liege und dabei Wert auf Ausgewogenheit sowie auf das Einbeziehen von Pro- und Contra-Standpunkten gelegt werde. Das ZDF habe eine Expertendatenbank, die regelmäßig aktualisiert werde.

Dr. Lutz Köhler, Leiter der Abteilung Medienpolitik, sprach anschließend über die Bedeutung einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Medien. Er ermutigte dazu, weiter Journalisten auf landwirtschaftliche Betriebe einzuladen, um ein realistisches Bild der Branche zu vermitteln. Sollte es in Unterhaltungssendungen zu tendenziösen Darstellungen kommen, geschehe das in der Regel nicht bewusst, sondern sei das Ergebnis eines Versuchs, möglichst viele gesellschaftliche Perspektiven einzubeziehen.

Der Besuch ermöglichte tiefe Einblicke in die Arbeit des ZDF und förderte den Dialog zwischen Journalisten und der Landwirtschaft. Zum Abschluss folgte eine Führung über das ZDF-Gelände, einschließlich eines Besuchs im aktuellen Sportstudio und des Fernsehgartens.

HBV – LW 44/2024