„Lassen Sie sich das nicht gefallen!“

Informationen zum Umgang mit Medienvertretern

Am „Tag der hessischen ÜMV“ gingen der Wasser-, Boden- und Landschaftspflegeverband (WBL) Hessen und die Maschinenringe Hessen (MR) in Darmstadt der Frage nach, wie man als Landwirtschaftlicher Unternehmer mit kritischen Medien umgehen kann. Auf dem Programm standen auch die Aktivitäten der Verbände zur überbetrieblichen Maschinenverwendung (ÜMV) im abgelaufenen Jahr.

Diesmal nicht „zwischen Spessart und Karwendel“, sondern in Darmstadt klärte Florian Schrei Landwirte über ihre Rechte gegenüber Medienvertretern auf.

Foto: Becker

Florian Schrei, Präsentationstrainer, Fernsehjournalist und Sprecher, zeigte als Hauptreferent, wie „eine gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und öffentlich-rechtlichen Medien“ gelingen kann, aber auch welche Fallstricke es gibt und wie man sich gegen tendenziöse Berichterstattung wehren kann. Zunächst zeigte er am Beispiel des Bayerischen Rundfunks, dass es auch heute noch Formate gibt, die sich einerseits Zeit nehmen und andererseits auch landwirtschaftliche Themen kompetent beleuchten. Sendungen wie „zwischen Spessart und Karwendel“, die er moderiere, oder vor allem „unser Land“ hätten auch Landwirte als Zielgruppe, und das sei neben einer entsprechend großen Fachredaktion entscheidend.

Zusammenarbeit mit Medien aktiv gestalten

„Machen auch Sie sich immer klar, wenn ein Medienvertreter zu Ihnen auf den Hof kommt: Für wen schreibt der überhaupt? Wenn jemand für ein Verbrauchermagazin unterwegs ist, können Sie dem noch so viel über ihren neuen Stall und die Anforderungen der Tierschutzverordnungen erzählen, die Sie übererfüllen; am Ende wird doch nur der Begriff Massentierhaltung im Mittelpunkt des Berichtes stehen“, machte der Moderator deutlich. Er warnte aber davor, sich durch negative Erfahrungen davon abhalten zu lassen, mit der Öffentlichkeit über die Medien zu kommunizieren. Zum Vorgehen bei Medienkontakten, egal ob man eingeladen hat oder der Vertreter von sich aus kommt, riet Schrei: „Fragen Sie zuerst, wann das Material erscheinen soll. Denn wenn Sie Änderungen oder eine Nicht-Veröffentlichung erwirken wollen, müssen Sie recht­zeitig aktiv werden. Wichtig zu wissen ist: Sie haben bis zur Veröffentlichung ihr Material in der Hand, wenn Sie es nicht freigeben beziehungsweise zurückziehen, darf es nicht erscheinen.“

„Vor der Veröffentlichung sind Sie nicht machtlos“

Viele Zuhörer wussten zu berichten, dass sie trotz der Aufforderung, einen Artikel zuvor noch einmal lesen zu wollen, diesen nicht mehr vor dem Erscheinen vom Redakteur bekommen haben – mit dem entsprechenden Ergebnis. „Lassen Sie sich so etwas nicht gefallen“, sagte Schrei. „Geben Sie der Redaktion klar zu verstehen, dass Sie Ihr Material nicht ohne vorherige Durchsicht frei geben, und Sie werden sehen, wie schnell Sie den Entwurf auf dem Tisch haben.“ „Im Falle von Interviews vor dem Mikrofon oder der Kamera können Sie immer auch auf eine Probe bestehen. Jeder Journalist wird Ihnen das normalerweise gerne zugestehen, denn er will ja auch einen sendefähigen Beitrag im Kasten haben“, wusste Schrei aus eigener Erfahrung zu berichtet. Auch hier gelte natürlich: „Wenn Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, können Sie jederzeit sagen, dass Sie das so nicht veröffentlicht haben wollen.“ Auch für den Fall, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist und ein Bericht einen völlig anderen Zungenschlag als beabsichtigt bekommen hat, hielt Schrei einige Tipps parat: „Wenn Sie beispielsweise ein Redakteur der örtlichen Tageszeitung richtig in die Pfanne gehauen hat, lassen Sie das die Redaktion wissen, und teilen Sie außerdem mit, dass Sie diesen Mitarbeiter nicht mehr auf Ihrem Betrieb sehen wollen und auch nicht mehr mit Informationen beliefern werden. Das könnte auch den Chef des Redakteurs hellhörig werden lassen.“

Unfaire Journalisten als Gesprächspartner ablehnen

Eine weitere mögliche Reaktion auf unangemessene Berichterstattungen könne es sein, ein Konkurrenzmedium zum selben Thema einzuladen, das seinerseits „gerne dem Marktkontrahenten durch die Richtigstellung eins auswischen wird“. Als weiteren Tipp gab der Medienprofi den Betriebsleitern mit auf den Weg, Bilder vom eigenen Hof nur zur einmaligen Verwendung freizugeben. „So vermeiden Sie, dass plötzlich Ihr Betrieb in einem völlig anderen Zusammenhang als Beispielfoto herange­zogen wird, was Sie etwa als Direktvermarkter in Schwierigkeiten bringen könnte.“

MBLV Südhessen feiert 2017 Jubiläum

Reiner Lameli, stellvertretender Verbandsvorsteher des MR Hessen & WBL Hessen, hatte zu Beginn in den Räumen der Gemeinnützigen Haftpflicht-Ver­sicherungsanstalt Darm­stadt (GHV) die rund 30 Teilnehmer begrüßt und Georg Friedrich Michel stellte als Vorsitzender den Maschinen-, Boden- und Landschaftspflegeverband (MBLV) Südhessen vor. „Unser Verband wurde 1992 von 75 Landwirten gegründet, wir feiern also nächstes Jahr unser 25-jähriges Jubiläum“, so Michel. Heute werden laut Michel unter den etwa 550 Mitgliedern unter anderem 23 Traktoren, sechs Mähdrescher und vier Rübenroder vermittelt. Allerdings nicht über das komplette Gebiet, sondern innerhalb regionaler Gruppen.

Aktuelles zum MR Hessen

Erol Cengiz berichtete über die aktuellen Aktivitäten des Maschinenrings Hessen, wie beispielsweise die Schmierstoffaktion. „Durch den gemeinsamen Einkauf können wir erstklassige Öle und Schmierstoffe für alle Bereiche der Land- und Forstwirtschaft zu konkurrenzlos günstigen Preisen anbieten“, so der Vertriebsmitarbeiter im Büro Griesheim. Ab 1. März werde man auch Strom zu Top-Konditionen anbieten.

KB – LW 51/2016