Laubholz und Harvester – passt das zusammen?

Eine Durchforstung im Laubholz mit Harvester – ein Versuch

Im Schulrevier der Bayerischen Waldbauernschule wollte man es endlich wissen: Ist eine Durchforstung mit dem Harvester im Laubholz machbar? Ein Erfahrungsbericht zum ersten Eingriff mit dem Timberjack 1470.

Ein Harvester hat Fixlängen aus einer Durchforstung aufgearbeitet.

Foto: wbs

Im vorletzten Winter fand in einem etwa 10 Hektar großen und 60 bis 80 Jahre alten Mischbestand (65 Prozent Buche, 30 Prozent Fichte, 5 Prozent Lärche, Bergahorn, Eiche, Esche) eine Durchforstung statt. Die Qualität der Laubhölzer war gut, die astfreien Schäfte im Durchschnitt 8 bis 10 m lang. Der Bestand stand an einem bis zu 25 Prozent geneigten Hang.

Ziel des Eingriffs war es, die Kronen der gut veranlagten Bäume auszubauen, um den Zuwachs gezielt auf die besten Individuen des Bestandes zu lenken.

Das Arbeitsverfahren sah folgendermaßen aus: Zum Einsatz kam ein Starkholzradharvester Timberjack 1470 in Kombination mit einem Rückezug Timberjack 1110. Der Harvester verfügte über einen Kran mit einer Reichweite von 12 m und arbeitete mit einem Standardaggregat, welches üblicherweise bei Nadelholzdurchforstungen eingesetzt wird.

Flächenvorbereitung

Die Feinerschließung mit Rückegassen war teilweise vorhanden und wurde im 30m-Raster ergänzt. Bedingt durch die teilweise starke Hangneigung war es wichtig, die Gassen genau in der Falllinie zu planen, um ein schad- und unfallfreies Arbeiten zu ermöglichen.

Da die Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Bäumen beim Laubholz im Vergleich zur Fichte normalerweise sehr viel stärker ausgeprägt sind, zahlt es sich bei einem Laubholzbestand auf alle Fälle aus, bei der Auswahl der Zukunftsbäume besonders sorgfältig vorzugehen. In einem ersten Durchgang wurden die Zukunftsbäume (ca. 100 Stück/ha) mit farbigem Papierband gekennzeichnet. Im zweiten Durchgang wurden die Bedränger mit Sprayfarbe deutlich markiert, so dass der Maschinenfahrer die Auszeichnung von jeder Position aus gut erkennen konnte.

Ein zweimaliger Durchgang ist zwar zeitaufwändiger, bietet dafür aber Vorteile. Zunächst konzentriert man sich nur auf die Zukunftsbäume, und es wird dadurch einfacher, die wirklich gut Veranlagten herauszufinden. Beim Auszeichnen der zu entnehmenden Bäume geht man dann ganz gezielt auf die zuvor positiv markierten Bäume zu und kann die stärksten Bedränger dieses Zukunftsbaums identifizieren. Es ist für die weitere Wertentwicklung gerade in einem Laubholzbestand sehr wichtig, den Zuwachs auf die wertvollsten Bestandesmitglieder zu lenken. Beim späteren Verkauf des Laubholzes bewirkt ein Qualitätsunterschied zwischen Holz der Güte B und C einen enormen Preisunterschied. Für den Harvester- und den Rückezugfahrer ist die Markierung der Zukunftsbäume wichtig, da sie dann erkennen können, auf welche Bäume besonders achtzugeben ist, beziehungsweise welche Bäume unter keinen Umständen bei der Durchforstung beschädigt werden dürfen.

Die Durchforstung

Bedingt durch die winterlichen Verhältnisse mit hoher Schneelage verschob sich der Beginn der Maßnahme auf Anfang Februar 2010. Ziel war es, den Hieb bis spätestens Anfang März abzuschließen. Die im Frühjahr beginnenden Saftströme machen das Laubholz sehr empfindlich für Fällungs- und Rückeschäden.

Krumme und zwieselige Bäume hat die Maschine ohne größere Probleme zu 4m-Standardlängen aufgearbeitet. Die Maschine hat auch vor großkronigen, schweren Bäumen nicht kapituliert. Wo können Probleme entstehen?

Großkronige, zur Entnahme markierte Bäume erfordern einen erfahrenen Maschinenführer und eine besonders sorgfältige Vorbereitung der Hiebsfläche. Schon beim Auszeichnen muss überlegt werden, welche Bäume unter Umständen mit entnommen werden müssen, um eine großkronige Buche ohne Schäden zu Boden zu bringen. Der zuvor positiv markierte Zukunftsbaum hilft dabei sowohl dem Auszeichner als auch dem Maschinenführer, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Die stärksten Bedränger sind oftmals zwieselige, große Buchen, die aufgrund ihres hohen Gewichts eine entsprechend starke Maschine erfordern. Der Markt bietet auch spezielle Laubholzaggregate an. Diese sind etwas kürzer und können sich somit den Krümmungen der Laubholzstämme besser anpassen. Generell sind die Belastungen für das Material bei einer Laubholzdurchforstung höher als im Nadelholz.

Erfahrener Harvesterfahrer notwendig

Rückegassen mit einer Reisigmatratze aus Laubholzgipfeln sind nach der Maßnahme für mehrere Jahre nur mehr mit einem Schlepper mit Forstausstattung zu befahren. Beim Einsatz im Schulrevier sind außerdem, bedingt durch die hohe Schneelage, auf der Rückegasse relativ hohe Stöcke zurückgeblieben.

Das Ergebnis ist insgesamt sehr zufriedenstellend und hat gezeigt, dass die maschinelle Holzernte auch im Laubholz sinnvoll ist. Unabdingbar für den Erfolg sind allerdings eine sorgfältige Hiebsvorbereitung und die Auswahl der richtigen Maschine mit einem erfahrenen und motivierten Fahrer.

wbs