Laukhard-Trullo liebevoll hergerichtet

Weinbergshäuschen bei Wendelsheim prämiert

Die Weinbruderschaft Rheinhessen zu St. Katharinen hat den 1763 erbauten Laukhard-Trullo bei Wendelsheim als besonders schönes Weinbergshäuschen ausgezeichnet und damit die Initiative und die Arbeit gewürdigt, die sechs Freunde über Jahre erbrachten, um das schöne Kleinod von Hecken zu befreien und zu renovieren.

Die rheinhessische Weinprinzessin Jasmin Breitenbach, unterstützt durch die Weinkönigin der VG Wöllstein, Annika Schaus, enthüllt die Prämierungs­plakette der Weinbruderschaft Rheinhessen.

Foto: Bettina Siée

Bruderrat Klaus Kappler berichtete bei der Prämierung, dass der von ihm geleitete Ausschuss sich insgesamt sieben Weinbergs­häuschen angesehen und sich dann einstimmig für den Laukhard-Trullo entschieden habe. Die „Trullianer“, eine Gruppe aus sechs Weinfreunden, gaben dem Objekt den Namen „Laukhard-Trullo“ und haben es seit 2006 nach und nach in Eigenleistung liebevoll saniert, motiviert durch ihren 2017 verstorbenen Freund Alfons Lauzi.

Der versteckt an einem Hang gelegene Trullo musste von meterhohen Hecken befreit werden, deren Wurzeln schon in sein Mauerwerk eingedrungen waren. Früher stand das Häuschen inmitten von Weinbergsterrassen, die längst aufgegeben wurden und verbuschten.

Unter Hecken wiedergefunden

Der Laukhard-Trullo ist das 32. Weinbergshäuschen, das die Weinbruderschaft seit 1987 prämiert hat. Bruderrat Kappler dankte den „Trullianern“, dass sie das historische Gebäude entdeckt und sehr liebevoll wieder hergerichtet haben. Dr. Wolfgang Puth, einer der Trullianer, gestand, dass er und seine Freunde zuversichtlich waren, als sie ihren Trullo zum Wettbewerb angemeldet hatten, denn: „Einen schöneren Trullo finden Sie nirgendwo.“ Die Tür und zwei Fenster haben schöne Sandsteineinfassungen. Sogar Fensterläden gibt es.

Großer Trullo mit Tür und Fensterläden

Das Objekt sei 1763 wahrscheinlich durch den damaligen Besitzer der 100 Meter unterhalb gelegenen Rübenmühle, Philipp Brandenburger, gebaut worden. Vermutlich wurde er inspiriert vom „Weißen Häuschen“ in der Nachbarschaft, das wenige Jahre zuvor erbaut wurde und sich heute in renovierungsbedürftigem Zustand befindet.

Versteckt inmitten uralter, mittlerweile verbuschter Weinbergsterrassen, ein besonderer Trullo.

Foto: Bettina Siée

Der Türsturz trägt die Inschrift „17 – Phi – BB – 63“. Brandenburger habe den Trullo so nah bei seiner Mühle wohl als Gartenhaus oder sogar als Liebeslaube genutzt. Es kursieren wilde Spekulationen, weil er auch mal wegen Kuppelei angeklagt wurde, deutete Puth an. Eine wichtige Regel gelte für das Trullo-Gelände samt Boulebahn: „Hier darf nur guter Wein getrunken werden.“

Über den Wendelsheimer Pfarrerssohn und Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard (1757 bis 1822), dessen Name mit dem Trullo verbunden wurde, informierte Weinbruder Dr. Michael Finzer. Laukhard habe Zeit seines Lebens die Herrschenden kritisiert und sich damit unbeliebt gemacht: Er verfasste eine Streitschrift gegen den dekadenten Rheingrafen Karl Magnus, wofür er mit Gefängnis bestraft wurde. Sogar vor Napoleon Bonaparte schreckte Laukhard nicht zurück, was ihn seine Pfarrstelle in Veitsroth (Kreis Birkenfeld) und seine Freiheit kostete. Bettelarm und ohne Ruhm sei er in Bad Kreuznach gestorben.

Im Namen der Weinbruderschaft gratulierte Brudermeister Otto Schätzel den Wendelsheimern zur Auszeichnung ihres Trullos und dankte den Trullianern und dem Prämierungsausschuss für ihre Arbeit.

Über die Auszeichnung des Trullos freuten sich Dieter Laukhard, der neue Vorsitzende der Laukhard-Gesellschaft, und der Wendelsheimer Ortsbürgermeister Hans-Ludwig Kilian, der daran erinnerte, dass bereits 2001 das Weinbergs­häuschen am Wendelsheimer Hinkelstein durch die Weinbruderschaft ausgezeichnet wurde.

Die Jagdhornbläser der Jugenheimer Musikfreunde 2001 umrahmten die Zeremonie. Das Wendelsheimer Weingut Meitzler erfreute die 60 Gäste mit erfrischenden Weinen. Weitere Infos im Internet unter www.laukhard.de.

Norbert Krupp – LW 38/2018