Lebensmittel bleiben günstig

Nahrungsmittel sind keine Inflationsbremse mehr. Wie das Statistische Bundesamt kürzlich berichtete, sind die Lebensmittelpreise im Jahresvergleich um 5,7 Prozent gestiegen, die allgemeine Teuerung lag dagegen „nur“ bei 1,9 Prozent. Auch in den Vorjahren war der Preisanstieg für Lebensmittel leicht höher als die allgemeine Inflationsrate. Ist dem Berufsstand damit ein Argument abhandengekommen? Der Beitrag der Lebensmittelerzeuger für die Preisstabilität war bis dato immer als Leistung für die Allgemeinheit hervorgehoben worden. Ein Beitrag, der gleichwohl nicht freiwillig war, eher schmerzhaft, denn er basierte ja auch auf niedrigen Erzeugerpreisen.

Tatsächlich aber profitierten die Verbraucher von den niedrigen Lebensmittelpreisen und tun dies immer noch. So erhöhten sich die Verbraucherpreise insgesamt von 1991 bis 2007 im Durchschnitt um 2 Prozent jährlich, die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel aber nur um 1,1 Prozent.

Dass die Preise für Lebensmittel gestiegen sind, heißt zudem nicht, dass sie auch teuer sind. So musste etwa ein Arbeitnehmer in Deutschland 1991 sechs Minuten für ein Päckchen Butter (250 Gramm) arbeiten, im vergangenen Jahr nur noch vier Minuten, und für ein Kilogramm Schweinekotelett statt 37 nur noch 31 Minuten. Und insgesamt geben die Deutschen nur etwas mehr als ein Zehntel des Geldes für den privaten Konsum für Lebensmittel aus.

„Verantwortlich“ für den Preisanstieg von Lebensmitteln ist die Landwirtschaft sowieso nur zu einem Viertel. Denn so hoch ist ungefähr der durchschnittliche Anteil der landwirtschaftlichen Verkaufserlöse an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel.

Was die Verbraucher jetzt erleben, ist der weltweite Nachfragesog vor allem bei Milchprodukten sowie bei Fleisch. Die derzeit niedrigen Getreidepreise dürften sie dagegen kaum mitbekommen. Oder hat schon jemand von Ankündigungen eines Bäckers gehört, die Brötchenpreise zu senken?

Cornelius Mohr