Leser reisten auf die Azoren

Europas subtropische Insel im Atlantik besucht

Die Inselgruppe der Azoren mitten im Atlantik besuchten kürzlich 45 Reisende aus der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum (siehe auch LW 22, Seite 47). Die neun Inseln sind bis zu 600 km voneinander entfernt. Durch den Golfstrom herrscht ein mildes, ozeanisches und subtropisches Klima. Besucht wurde die Hauptinsel Sao Miguel, die auch Ilha Verde, die „Grüne Insel“ genannt wird.

45 Leser landwirtschaftlicher Wochenblätter haben auf einer Reise zu den Azoren viel gesehen und erlebt.

Foto: Brüggemann

Die Niederschläge (1 900 mm) verteilen sich gleichmäßig über das Jahr, die Temperaturen liegen zwischen 10 und 30°C. „Was man auf den Azoren in die Erde steckt, das wächst“, sagen die Einheimischen. Die Böden der Inseln sind durch den vulkanischen Ursprung fruchtbar, sie bestehen neben Basalt zu einem hohen Anteil aus Bims, der leichter ist als Wasser. So sind die Nutzflächen neben Steinmauern häufig von Pflanzen mit intensivem Wurzelwerk wie Schilf oder Falschem Ingwer umsäumt, um Erosionen durch die hohen Niederschläge zu vermeiden.

Nutzflächen sind eher kleinstrukturiert

Die Nutzfläche der Inseln von etwa 120 000 ha ist eher kleinstrukturiert, 88 Prozent davon sind Dauergrünland. Etwa 50 Prozent der Fläche landwirtschaftlicher Betriebe ist Eigenland, 50 Prozent sind im Schnitt gepachtet. Rindviehhaltung ist ein wichtigter Produktionszweig. Mit 89 000 Milchkühen werden jährlich 250 Mio. Liter Milch erzeugt. 10 Prozent der Fläche sind Acker, die mit Silomais oder Kartoffeln oder auch etwas Getreide bestellt werden. Zwei Prozent sind Dauerkulturen wie Wein, Bananen, Ananas, Tee, Maracuja und weitere.

Die Milcherzeugnisse bleiben nur zu 15 Prozent auf den Azoren, 75 Prozent werden in Form von Käse oder Milchpulver auf das portugiesische Festland geliefert. Die meisten Rinder stehen ganzjährig draußen, feste Gebäude werden vorwiegend für die Futterlagerung genutzt. Das Rindviehfutter besteht zu 80 Prozent aus Gras, die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 8 000 bis 9 000 Litern, mit Kraftfuttereinsatz sind auch bis 12 000 Liter möglich. Während im Durchschnitt 40 Kühe pro Betrieb gehalten werden, die in mobilen Melkständen auf der Weide gemolken werden, besuchten die Leser auch einen Betrieb mit 170 Kühen, ganzjähriger Stallhaltung und 10er Fischgrätenmelkstand.

Herstellung von Käse und Speiseeis aus Insel-Milch

Besichtigt wurde auf den Azoren unter anderem die Erzeugung und Verarbeitung von Käse, der zum Großteil exportiert wird.

Foto: Brüggemann

Die Käserei Queijara Sao Miguel, ein Familienbetrieb mit 8 Mitarbeitern, verarbeitet täglich 2 000 bis 3 000 Liter Milch zu Frisch- und Trockenkäse. Die Produkte werden ausschließlich auf der Insel verkauft. Die Käserei zahlt an ihre Lieferanten 35 Ct/Liter Milch, ansonsten liegt der Milchpreis im Schnitt, je nach Inhaltsstoffen, bei 24 bis 25 Ct/Liter. Im Betrieb Quinta dos Acores erhielten die Reisenden Einblicke in die Herstellung von Speiseeis, das auf allen Inseln verkauft wird. Interessant war auch der Besuch der Cooperativa Uniao Agricola, die 65 Prozent des auf den Inseln benötigten Kraftfutters, jährlich etwa 90 000 t, produziert. Besonderes Problem bei der Herstellung der 22 Standardmischungen für Rinder ist, dass die Rohstoffe aus Europa, Brasilien und Kanada aufgrund des feuchtwarmen Klimas nur begrenzt bevorratet werden können.

Regionale Produkte werden stark nachgefragt

Während der Exkursionen besichtigten die Reisenden zudem Betriebe, die Gemüse für den heimischen Markt produzieren, so auch Ananas, Passionsfrüchte (Maracuja) und Tee. Regionale Produkte sind hoch im Kurs, in der Markthalle in Ponta Delgada werden fast ausschließlich Inselprodukte angeboten, was natürlich der großen Entfernung zum Festland geschuldet ist. Besucht wurde auch der Bauernverband, der 2 000 Landwirte auf den Inseln repräsentiert. Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle auf den Azoren, sie hat dort eine große gesellschaftliche Bedeutung.

Die nächste Leserreise führt im Mai 2020 nach Zypern, die Reise wird in Kürze im LW angekündigt.

Brüggemann – LW 46/2019