Liegen ohne Barrieren wie auf einer Weide

Der Stallbau für Milchvieh entwickelt sich laufend weiter. Standard ist es derzeit, relativ viel Inneneinrichtung wie Liegeboxen samt Abtrennungen und Gummimatten zu verbauen, um einen optimalen Liege- und Laufkomfort für die Tiere und guten Bewirtschafterkomfort für den Tierhalter zu bieten.

Ein relativ neues System, das ausgehend von Israel in Länder wie die USA und die Niederlande getragen wurde, geht andere Wege: Der Freilaufstall setzt in punkto Einrichtung auf Vereinfachung. Hier gibt es keine Boxen und Trennstangen, sondern eine große, aus Kompost bestehende freie Lauf- und Liegefläche. Tiere mit unterschiedlicher Rangstellung können sich hier leicht gegenseitig aus dem Weg gehen, der Boden ist immer ohne Rutschgefahr zu begehen und der Lie­ge­­komfort ist hervorragend: Die Kühe liegen hier weicher als auf der Weide.

Allerdings muss bei der Bewirtschaftung einiges beachtet werden. Damit der Kompostierungsprozess richtig abläuft, muss das Material täglich zweimal mit dem Grubber bearbeitet werden. Erst nach mehreren Monaten wird das gesamte Material entmistet und als wertvoller Dünger auf dem Acker ausgebracht.

Inzwischen gibt es auch in Hessen Betriebe, die einen Kompoststall für bestimmte Tiergruppen nutzen, beispielsweise im Transitstall. Große Einsparungen bei den Stallbaukosten sind indes nicht zu erwarten, denn es wird mehr umbauter Raum benötigt.

Größter Vorteil des Freilaufstalles ist der überragende Kuhkomfort, wenn der Kompost gut bewirtschaftet wird und nicht zu nass ist. Womit bei diesem System alles steht und fällt, ist die dauerhafte Verfügbarkeit der Einstreu: Ein Säge- oder Kompostwerk sollten nicht allzu weit entfernt sein, damit sich der Transport lohnt. Sibylle Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Hessen hat in einem Fachartikel ab Seite 8 die Planungsgrundlagen für einen solchen Stall zusammengefasst und erläutert, worauf es bei der Bewirtschaftung ankommt.

Marion Adams