Luft, Licht und Auslauf für Kühe im Betrieb Hooß

Tag der offenen Tür in Frielendorf-Schönborn

Der am Ortsrand von Schönborn gelegene neue Milchviehstall der Familie Hooß wird am 25. März ab 14 Uhr der Öffentlichkeit und dem interessierten Fachpublikum vorgestellt. Ein besonderer Höhepunkt wird an diesem Tag sein, dass das neue Melkkarussell ab 16.30 Uhr während des Melkens besichtigt werden kann.

Einen Tierwohlstall für 200 Milchkühe hat die Familie Hooß errichtet. Bei einem Tag der offenen Tür am 25. März sind Interessierte herzlich eingeladen, sich den Stall anzuschauen (Familie Hooß v.l.: Irene und Erwin sowie Frank und Lebensgefährtin Lena).Foto: Langhuth

Es war ein langer und nicht immer einfacher Weg von den ersten Planungsideen 2013 bis zum ersten Spatenstich Anfang September 2015 und schließlich zum Einzug der Kühe in den neuen Stall am 14. Juli 2016. Bürokratische Hürden mussten genommen und eine Neugestaltung der AFP-Förderrichtlinien überstanden werden. Katastrophale wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch die Milchpreissituation sowie bauliche Widrigkeiten (Treibsand) haben den beiden Betriebsleiterfamilien viel abverlangt.

Von 20 Kühen zum Konzept für 200 Kühe

Die Eheleute Irene und Erwin Hooß haben den Betrieb seinerzeit mit 20 Kuhplätzen übernommen. 1992 wurde der Mittel­langstand von der Anbindehaltung zu einem Boxenlaufstall umgebaut. Aufgrund der Richtlinienvorgaben konnten damals 45 Liegeboxen für Kühe plus neun für Rinder gebaut werden. Die Schweine wurden abgeschafft. Vor dem Umzug in den jetzigen neuen Stall waren es zwischenzeitig 90 Kühe in verschiedenen Ställen, die mühsam umgetrieben und in einem 2 mal 3-Auto­tandem-Melkstand gemolken wurden. Um dem Hofnachfolger mit seiner Familie eine Existenzgrundlage zu bieten, hätten die 90 Kühe nicht ausgereicht. Da arbeitswirtschaftlich die Grenzen längst überschritten und mehr Tierwohl in dem bestehenden Gebäude nicht umzusetzen waren, stand die Familie Hooß vor der klassischen Entscheidung: die Tierzahl zu reduzieren, als Basis für ein Betriebsleiterehepaar oder ein kompletter Neubau auf die grüne Wiese.

Die Kühe werden im Melkkarussell gemolken

Sowohl bei der Grundsatzentscheidung als auch bei der Wahl des Melksystems haben sich die bisherigen Betriebsleiter intensiv mit ihrer Erfahrung eingebracht, aber bewusst die Entscheidung dem Sohn überlassen, da „dieser ja zukünftig mit dem System arbeiten muss“. Interessant war, dass die ältere Generation einem AMS durchaus zugetan war, aber Frank Hooß als zukünftiger Betriebsleiter in dem Karussell die Weiterentwicklung des für ihn bewährten Autotandem-Melkstands gesehen hat. Für ihn zählt ein strukturierter Arbeitstag, an dem er jede Kuh mindestens zweimal beim Melken gesehen hat.

Gemolken wird zukünftig in einem separaten Melkhaus per Karussell. Das Melkgebäude ist mit einer Dacheindeckung aus Blech-Sandwich auf Einhängepfetten gedeckt, um Kälte im Winter und Hitze im Sommer abzuhalten.Foto: Langhuth

Das Tierwohl spielt eine große Rolle

Bei der Umsetzung der Baumaßnahme war es den Bauherren wichtig, Ober- und Unterbau aus einer Hand zu bekommen. Den Zuschlag erhielt die Firma Haas Fertigbau und ein Gebäude aus Brettschichtholz, mit statisch optimierten V-Stützensystem wurde errichtet. Das Melkgebäude ist mit einer Dacheindeckung aus Blech-Sandwich auf Einhängepfetten gedeckt, um Kälte im Winter und Hitze im Sommer abzuhalten. Da die Firma Kurzenknabe in Hessen die Werksvertretung der Firma Haas hat, konnte mit der Stalleinrichtung von Duräumat, dem LED-Licht von Lufolight, sowie dem Curtainsystem von Agrotel das komplette Projekt mit einem Ansprechpartner umgesetzt werden. Betreut wurde die Baumaßnahme durch das Architekturbüro Rasche sowie das Service- Team Alfeld (STA). Neben der Verbesserung der Arbeitswirtschaft war die Umsetzung von mehr Kuhkomfort eine wichtige Planungsgrundlage. Das Projekt wurde im Rahmen der Premiumförderung als besonders tiergerecht gefördert (Agrarinvestitionsförderungsprogramm).

Bequeme Tiefboxen eingebaut

Die GbR Hooß hat sich bewusst für die arbeitsaufwendigeren Tiefboxen (Duräumat-System Euroline) entschieden, welche den Kühen gute Kopffreiheit und ein entspanntes Abliegen auf einem Stroh/Kalk/Wassergemisch ermöglichen. Eingestreut wird etwa alle vier Wochen. Die Laufgänge sind mit einem führungslosen Faltschieber ausgestattet (V-Matic-Seilzugentmistung).

Sparsame LED-Beleuchtung

Bei der Beleuchtung hat man sich für eine sparsame und langlebige LED-Beleuchtung entschieden. Neben einem an die Tierbedürfnisse angepasstem Lichtspektrum, zeichnet sich das System der Firma Lufolight durch Außen- und Innenhelligkeitsfühler aus, welche gewährleisten, dass nur so viel Energie verbraucht wird, wie im Vorfeld über den Lichtmanager ausgewählt wurde. Für ausreichend Frischluft sorgt das Agrotel-Curtainsystem (System 4), welches sich (derzeit einzigartig) von oben nach unten und gleichzeitig von unten nach oben öffnen lässt. Lässt man eine Restfläche geschlossen, so kann das verbleibende „Curtainband“ als Beschattung für die Außenliegeboxen verwendet werden. Ein großes Plus für das System, da die Luftzirkulation im Kopfbereich der Tiere nicht eingeschränkt wird.

Laufhof wird von den Tieren sehr gut angenommen

Luft und Licht im Stall der Familie Hooß werden durch einen Laufhof ergänzt, welche von den Tieren auch bei Regen sehr gut angenommen wird. Wichtig und unverzichtbar ist nach Aussage der Betriebsleiter der unmittelbar an den Melkbereich angrenzende Transitbereich. Auch die Spalten im Wartebereich würde man in jedem Fall wieder einbauen. Interessierte sind herzlich eingeladen, beim Tag der offenen Tür am 25. März im Betrieb Hooß dabei zu sein und den Stall zu besichtigen. Für das leibliche Wohl wird mit Bratwurst, Pommes, Kuchen und Getränken bestens gesorgt sein – für diesen Zweck wird extra ein Zelt aufgestellt. Bei den Kindern werden eine Kuhhüpfburg, eine Melkkuh und ein Kettcarparcours für Spaß sorgen. Auf das Fachpublikum warten Stände von am Bau beteiligten Firmen sowie eine Schlepperausstellung.

Ute Langhuth, Service-Team Alsfeld (STA) – LW 11/2017