Mälzer in scharfem Wettbewerb

Der Braugerstenanbau hat kontinuierlich abgenommen

Der Braugerstenanbau in Deutschland ging in den vergangenen Jahren stark zurück. Niedrige Preise, hohe Qualitätsanforderungen und sinkender Bierabsatz waren die Gründe. Jetzt boomt der Malzexport, und Spezialmalze sind gefragt. Der Agrarjournalist Volker Lindloff, Mainhausen, gibt einen Überblick.

Die Malzproduktion erfolgt im Unternehmen Bestmalz an den Standorten Kreimbach-Kaulbach, Wallertheim (im Bild) und Karlsruhe mit einer Verarbeitungskapazität von über 100 000 t Malz.

Foto: Werkfoto

Die deutsche Malzindustrie schlägt Alarm. Der Braugerstenanbau ist hierzulande in der letzten Dekade um zwei Drittel auf zuletzt 360 000 Hektar eingebrochen. „Das Angebot von 1,25 Mio. t heimischer Braugerste deckte den Bedarf der Malzindustrie 2013 gerade noch zur Hälfte“, so Martin Göhler, Präsident des Deutschen Mälzerbundes in Frankfurt und Chef der Bestmalz in Heidelberg. Für die im Vorjahr hergestellte Malzmenge von 1,94 Mio. t benötigte die Industrie 2,4 Mio. t Braugerste, die Hälfte davon musste aus Frankreich und Dänemark zugekauft werden. „Womöglich sinkt der Anbau weiter“, befürchtet Göhler.

Dabei ist die Ursache eigentlich „hausgemacht“. Bekanntlich waren Malz- und Brauindustrie lange Zeit nicht bereit, zur Rohstoffdeckung ordentliche Preise zu zahlen. Der Prämienzuschlag war, soweit es ihn überhaupt gab, viel zu gering. Dies räumt auch der Mälzerbund ein. „Bei Weizenerträgen von 10 t/ha, kann Braugerste, wenn es gut läuft, mit 5,5 t/ha nicht mithalten. Hinzu kommen strikte Ablehnungsgrenzen beim Eiweiß und Auswuchs“, bestätigt Göhler.

Bei der Malzindustrie drückt der Schuh auch an anderer Stelle. Die Brauwirtschaft hat seit Jahren mit sinkendem Bierausstoß und niedrigen Bierpreisen zu kämpfen. Sie versucht über Rabattschlachten bei Discountern und Supermärkten verlorenen Boden wieder gut zu machen. Insofern sieht sich die Malzindustrie in der Zwickmühle, auf der einen Seite faire Braugerstenpreise an den Erzeuger zu zahlen, auf der anderen Seite kostendeckende- und gewinnbringende Malzpreise gegenüber den Brauereien durchzusetzen.

Für den Braugerstenpreis bildet zunächst einmal die Verwertungsformel „Braugerste gleich 80 Prozent Malz plus 4 bis 5 Prozent Malzkeime minus Mälzungskosten“ eine Orientierung. Denn zu diesen Anteilen verarbeitet die Malzfabrik in etwa Braugerste zu Malz und Malzkeimen. Weitere 13 Prozent des Gewichts gehen durch das Abdarren auf 4 Prozent Endfeuchte verloren.

Malz unterliegt enormen Preisschwankungen

Die anteilig höchste Wertschöpfung erzielt die Mälzerei über Standard- und Spezialmalze. „Dabei schwankten die Preise für Standardmalze, hierzu zählen Pilsener, Münchener, Wiener- und Weizenmalz, in den letzten zehn Jahren zwischen 280 und 510 Euro/t ab Malzfabrik“, so Michael Lerch, Geschäftsführer des Deutschen Mälzerbundes.

 – LW 41/2014